17 Mai, 2017 / 9:14 AM
Wer war Babata, und was hat diese Frau uns heute zu sagen? Für die Wissenschaft steht hinter diesem Namen ein einzigartiger Schatz, der vom Leben ganz normaler Menschen aus der Umwelt Jesu erzählt: Ein sensationeller Fund, der eine eigene, spannende Geschichte hat.
Dabei sucht man Babatas Namen bei antiken Historikern oder in modernen Geschichtsbüchern vergeblich. Sie war eine Jüdin aus dem abgelegenen Ort Machosa am Süd-Ost-Ufer des Toten Meeres, im heutigen Jordanien.
Ein tragisches Ende
Dass wir heute relativ viel über sie wissen, haben wir den tragischen Umständen ihres Lebensendes zu verdanken: Sie floh nämlich im Zuge des Bar-Kochba-Aufstandes in eine Höhle. Dieser zweite jüdischen Aufstand gegen die römische Besatzung fand 132–135 nach Christus statt, und er trieb Babata in eine unzugängliche Höhle im Nachal (hebräisch: "Tal") Hever, das auf halber Strecke zwischen En-Gedi und Masada gelegen ist.
Dort fand sie, zusammen mit anderen Geflohenen, den Tod.
Auf ihrer Flucht hatte Babata einen – aus der Sicht heutiger Wissenschaftler – einzigartigen Schatz mitgenommen: ihre persönlichen Dokumente: 35 Urkunden, auf Papyrus geschrieben, verschnürt und in Stoff eingewickelt. Ein Teil der Dokumente hat auf diese Weise die fast zwei Jahrtausende beinahe unbeschadet überdauert, während andere, leider, von Insekten zerfressen oder in winzige Schnippsel zerfallen sind, die nur zum Teil wieder zusammengesetzt und gelesen werden konnten.
Tief in einer Höhle versteckt
Diese Dokumente wurden 1961, also wenige Jahre nach der Entdeckung der Qumran-Schriften, vom israelischen Archäologen Yigael Yadin gefunden. Sie waren in einer Felsspalte, tief in der Höhle, versteckt.
Ihre Veröffentlichung zog sich (ähnlich wie bei den Qumran-Rollen) über mehrere Jahrzehnte hin. Yadin war nämlich nicht nur Archäologe und Experte für alte Handschriften, sondern auch General und Politiker (1977–1981 stellvertretender Premierminister von Israel).
Nur wenn gerade keine Kriege zu führen waren (was in dieser Region ja leider selten der Fall ist) und er keine politischen Ämter innehatte, konnte er sich wissenschaftlicher Arbeit widmen. Einige der Funde aus der Höhle veröffentlichte er, seine Arbeit an den Texten blieb unvollendet, als er 1984 plötzlich starb. Die Veröffentlichung dieser Texte aus Yadins Nachlass wurde erst 2002 abgeschlossen.
Wenige Kilometer und Jahrzehnte von Jesus entfernt
Während die Qumran-Rollen auf eine religiöse Sondergruppe (wahrscheinlich die Essener) zurückgehen, besteht das Babata-Archiv aus Alltagstexten.
Diese Alltagstexte stammen aus einem Umfeld, das von Jesus und dem Neuen Testament nur wenige Jahrzehnte und wenige Kilometer entfernt ist. Sie bilden somit eine einzigartige Quelle für das alltägliche Leben "normaler" Menschen aus der Umwelt Jesu.
Doch zurück zu Babata.
Geburtsurkunden oder Personalausweise gab es damals nicht. Das Archiv der Babata besteht ausschließlich aus wirtschaftlichen oder juristischen Dokumenten. Aus diesen lässt sich zwar keine komplette Biografie rekonstruieren, aber man kann Interessantes aus ihnen herauslesen.
Das älteste Dokument, in dem Babata erwähnt wird, ist in den modernen Textausgaben als "5/6Hev7ar" bezeichnet.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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So klassifizieren die Forscher die Schriftstücke
"Hev" ist die Abkürzung von Nachal Hever, dem Tal, wo die Dokumente gefunden worden sind. "5/6" ist die Bezeichnung der Höhle (ähnlich wie die Qumran-Höhlen wurden auch die Höhlen im Nachal Hever von den Archäologen durchnummeriert); die doppelte Nummer rührt daher, dass die Höhle zwei Eingänge hat. Sie wird, aufgrund der in ihr gefundenen antiken Briefe, auch "Briefhöhle" genannt. "7" ist die laufende Nummer; beim Babata-Archiv folgen diese laufenden Nummern der Anordnung, in der Babata die Dokumente gebündelt hat. "ar" schließlich ist die Abkürzung der Sprache, in der die Urkunde verfasst wurde: Aramäisch, eine der damaligen Umgangssprachen und die Sprache, die die jüdische Bevölkerung jener Region damals hauptsächlich benutzte.
Grundstücke und Guthaben
Das Dokument "5/6Hev7ar" wurde am 8. Juli 120 n. Chr. geschrieben, in Machos-Eglatajin, so der aramäische Name des Ortes Machosa. Es ist eine Eigentumsübertragung von vier landwirtschaftlichen Grundstücken mit Baumbestand (vor allem Dattelpalmen), von Häusern, Höfen und Hausgeräten in Machosa, die ein gewisser Simon, Sohn des Menachem, seiner Frau Mirjam, der Tochter des Josef, macht. Der übertragende Ehemann behielt Nutznießungsrecht auf Lebenszeit.
Solche Guthabensübertragungen waren damals nicht selten. Man konnte auf diese Art Erbstreitigkeiten verhindern oder Erbschaftssteuern sparen (manche Dinge ändern sich in 2000 Jahren erstaunlich wenig).
Babata ist in dem Dokument als die gemeinsame Tochter der beiden Vertragspartner erwähnt. Sie hatte Wohnrecht im "Scheunen-Haus", solange sie unverheiratet oder verwitwet war.
Damals war der Vater zum Unterhalt der Töchter verpflichtet, solange sie nicht verheiratet waren.
Versorgung für Witwen
Der Hinweis auf eine Witwenschaft ist vorausschauend. In der Bibel ist häufig die Rede von Witwen, die nur unter Schwierigkeiten für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten.
Man denke an die Erzählung der Witwe von Sarepta (1 Kön 17,8–24; Lk 4,25–26) oder an die Unstimmigkeiten in der jungen Christengemeinde um die Versorgung der Witwen (Apg 6,1). Babatas Name ist nicht eindeutig jüdisch. Wir kennen nur wenige antike Personen dieses Namens, nicht alle sind Jüdinnen.
Dagegen sind die Namen ihrer Angehörigen, Simon, Menachem, Mirjam und Josef, biblisch und klar jüdisch. Über Babatas Heimat Machosa wissen wir aus den Dokumenten des Babata-Archivs und aus anderen Dokumenten, die an verschiedenen Orten in der Judäischen Wüste gefunden wurden, relativ viel.
Machosa lag am Süd-Ost-Ufer des Toten Meeres, im heutigen Jordanien, gehörte zum Distrikt Zoar und zur römischen Provinz Arabien.
Diese wurde im Jahr 106 n. Chr. an der Stelle des Nabatäerreiches errichtet, ihre Hauptstadt war das glanzvolle Petra. In Machosa gab es eine jüdische und eine nabatäische Bevölkerung. Das wissen wir sowohl aufgrund der Namen der Personen, die in den Dokumenten erwähnt sind, als auch aufgrund der Sprachen, in denen die Dokumente verfasst wurden oder in denen Vertragspartner oder Zeugen unterschrieben.
Die Juden sprachen Aramäsch, die Nabatäer Nabatäisch. Beide Sprachen sind so ähnlich, dass eine Verständigung problemlos war. Man schrieb aber die beiden Sprachen in zwei verschiedenen Schriften. Juden benutzten die althergebrachte aramäische Schrift (die bis heute für das Hebräische verwendet wird).
Jüdische, nabatäische, arabische Schrift-Entwicklung
Die nabatäische Schrift hatte sich daraus entwickelt, viele Buchstaben sind zu Strichen vereinfacht (was das Lesen solcher Texte zu einer erheblichen Herausforderung macht). Aus der nabatäischen Schrift hat sich übrigens in einem weiteren Schritt die bis heute gebräuchliche arabische Schrift entwickelt.
Die landwirtschaftlichen Grundstücke in der erwähnten Eigentumsübertragung (und ähnlich in anderen Dokumenten) sind zunächst mit einem Namen bezeichnet.
Ein Grundstück in Machosa hieß "Galgala" (von nabatäisch oder aramäisch galgal, "rund"), was an das Golgota (von aramäisch gulgolta, "Schädel", eigentlich "das Runde") der Evangelien denken lässt. Irgendetwas in diesem Grundstück, ein Felsblock vielleicht oder eine Hügelkuppe, wird rund gewesen sein. Manchmal ist der Grundstücksname durch eine Kurzbeschreibung ergänzt oder ersetzt (z. B. "weißes Ackerland" oder "Palmengarten").
Darauf folgt die Nennung von vier Anrainern, nach den vier Himmelsrichtungen. Aus den Namen dieser Anrainer ist ersichtlich, dass Grundstücke von Juden und Nabatäern gemischt waren, dass also die beiden Bevölkerungsgruppen keine getrennten Bereiche hatten.
Einige Male ist statt eines Anrainers das (Tote) Meer oder die Wüste genannt, manchmal auch Land, das der Krone gehörte. Oft sind Bewässerungsrechte erwähnt, einzelne Stunden an festen Wochentagen (die jüdische Sieben-Tage-Woche war offenbar allgemein gebräuchlich). Man kann sich das so vorstellen, dass es ein System von Kanälen gab, die das Wasser von Quellen oder Bächen ableiteten. Mit Schiebern konnte man regeln, wann wo das Wasser floss. Noch heute kann man in einigen palästinensischen Dörfern solche Bewässerungsanlagen finden.
Babatas erste Ehe
Babata war zweimal verheiratet, beide Ehemänner starben relativ rasch. Über ihre erste Ehe wissen wir nicht viel. Ein Ehevertrag dieser Ehe ist in Babatas Dokumenten nicht enthalten (vielleicht wurde er nach dem Tod des Mannes vernichtet). Ein solcher Ehevertrag gehört (bis heute) zu jeder jüdischen Ehe und war auch Bestandteil des in diesem Teil des römischen Reiches gültigen zivilen (griechischen) Rechts.
Das früheste Dokument, das den ersten Ehemann erwähnt, ist "5/6Hev12gr". Es ist griechisch geschrieben, weil es ein offizielles Verwaltungsdokument, ein so genanntes "Ratsmemorandum", war. Es ist in der Provinzhauptstadt Petra ausgestellt und nach römischer Art datiert. Der Monat ist nicht erhalten. Der Tag ist angegeben als "4 Tage vor den Kalenden" (vor dem ersten Tag des Folgemonats).
Das Jahr ist bezeichnet mit dem "Konsulat des Manius Acilius Glabrio und des Gaius Bellicius Torquatus"; sie waren römische Konsuln im Jahr 124. Dieses Dokument handelt, wie mehrere weitere, von der Vormundschaft und dem Unterhalt des Sohnes der Babata.
Dieser Sohn hieß auf Griechisch Jesus – Jesus ist die griechische Form des hebräischen Namens Josua; in aramäischen Dokumenten heißt der Sohn der Babata Josua.
Der Vater des Josua/Jesus hieß wie sein Sohn, Josua/Jesus. Er war, als das Dokument geschrieben wurde, bereits verstorben. Sein minderjähriger Sohn brauchte deshalb einen Vormund, Frauen konnten dieses Amt in der Regel nicht ausüben.
In dem Dokument wurden zwei Vormünder für Josua ernannt, Abad-Obdat, Sohn des Elluta (ein Nabatäer), und Johanan (griechisch: Johannes), Sohn des Egla (ein Jude).
In einem weiteren, nur fragmentarisch erhaltenen Dokument reichte Babata eine Beschwerde gegen die beiden erwähnten Vormünder ihres Sohnes ein, da diese nur unzureichend für den Unterhalt ihres halbwaisen Sohnes aufkämen.
Die unzureichende Summe ist genannt: zwei Denare monatlich – zum Vergleich: ein Talent (ungefähr ein Zentner) Datteln kostete ebenfalls zwei Denare; fünf Denare wurden für die monatliche Verpflegung eines römischen Legionärs veranschlagt; eine leinene Tunika kostete sieben Denare.
Babatas zweite Ehe
Von Babatas zweiter Ehe ist der Ehevertrag erhalten. Sie heiratete Juda, den Sohn des Eleasar, aus En-Gedi. Der Ehevertrag ist vom Ehemann selbst geschrieben.
Das Jahr, in dem er geschrieben wurde, ist nicht erhalten (in Frage kommen 125 oder 126).
Das Datum ist nach dem jüdischen Kalender als 3. Adar angegeben: Jüdische Monate beginnen am Neumond; Adar ist der Monat, der dem Pesach-(Oster-)Monat Nisan, dem ersten Frühlingsmonat, vorausgeht.
Der Kernsatz eines jüdischen Ehevertrags ist die Eheschließungsformel. Diese Formel ist hier nur teilweise erhalten, sie kann aber aufgrund von ähnlichen Dokumenten rekonstruiert werden:
"[Sei mir] zur Fra[u, nach dem Gese]tz des Mose und der J[u]den."
Man vergleiche die Worte, mit denen nach Tob 7,13 Raguël seine Tochter Sara dem Tobias zur Frau gibt: "Sie ist dein nach dem Gesetz des Mose."
Beträge für Jungfrauen und Witwen
Nach dieser Formel folgt die Klärung der finanziellen Angelegenheiten.
Die Hochzeitssumme beträgt 400 Denare. "Hochzeitssumme" ist ein Geldbetrag aus dem Besitz des Ehemanns, der der Frau im Fall einer Scheidung oder Verwitwung zustand.
400 Denare ist ein außergewöhnlich hoher Betrag. Üblich waren bei Witwen 100 Denare, bei Jungfrauen 200. Im Vertrag ist auch eine Mitgift erwähnt, allerdings ohne eine Summe zu nennen.
Die Mitgift war der Betrag, den die Frau in die Ehe mitbrachte und der ihr ebenfalls bei einer Scheidung oder beim Tod des Ehemannes zustand.
Danach kommt die "Loskaufungsverpflichtung", eine Eigenheit jüdischer Eheverträge, die in griechischen Verträgen fehlt: "Und wenn du gefangen genommen werden wirst, werde ich dich auslösen von meinem Haus und meinem Besitz, und ich möge dich zurückbringen als Ehefrau."
Darauf folgen Verfügungen über das Erbe für die Söhne (diese Zeilen sind hier verlorengegangen), über die Versorgung der Töchter (Wohnrecht und Versorgung bis zu ihrer Hochzeit) und über die Versorgung der Frau im Falle des Todes des Gatten (Wohnrecht und Versorgung durch seine Erben, bis zum Tag, an dem diese ihr das Hochzeitsgeld und die Mitgift auszahlen).
Der Ehevertrag ist unterschrieben, und zwar von den "Vertragspartnern" (dem Bräutigam, manchmal der Braut, häufig, aber nicht hier, auch vom Brautvater), vom Schreiber (in diesem Fall dem Bräutigam selbst) und von Zeugen. Sie alle unterschrieben auf der Rückseite, senkrecht über das Papyrusblatt. So konnte man feststellen, wenn von einem Dokument nachträglich ein Teil abgetrennt worden war, weil dann ja die Unterschriften nicht mehr vollständig waren.
Ein interessantes Detail
Auf Eheverträgen unterschrieben normalerweise drei Zeugen. Hier finden sich die nur teilweise erhaltenen Unterschriften von vieren.
Der scheinbare Widerspruch enthüllt ein interessantes Detail: Unterhalb der Unterschrift Babatas unterschreibt eine Person, von deren Namen nur wenige Buchstaben erhalten sind. Er fügt seiner Unterschrift nicht, wie üblich, das Wort "Zeuge" bei, sondern "[…] Wort". Ob der verlorene Teil zu "sein Wort" oder zu "ihr Wort" zu ergänzen ist, ist materiell nicht zu klären. Es liegt aber nahe, dass es "ihr Wort" hieß, dass diese Person also für Babata unterschrieb und als Beglaubigung seine eigene Unterschrift hinzufügte. Das hieße, dass Babata nicht schreiben konnte – in der Tat unterschrieb sie keines ihrer Dokumente selbst.
Es finden sich unter den Dokumenten aus der Judäischen Wüste auch weitere Hinweise darauf, dass viele Frauen nicht lesen und schreiben konnten, während die meisten Männer damals der Schrift kundig waren.
Ein Mann, mehrere Frauen
Babatas Mann Juda war bereits verheiratet, mit Mirjam, der Tochter des Bejan. Dass ein Mann mehrere Ehefrauen haben konnte, ist im Alten Testament häufig erwähnt.
So hatte beispielsweise Jakob, der Enkel Abrahams, zwei Frauen, die beiden Schwestern Lea und Rachel, sowie zwei Nebenfrauen, die beiden Mägde seiner Ehefrauen. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Frauen, Nebenfrauen und Liebschaften der Könige David und Salomo. Oder die Schreckensvision des Propheten Jesaja über Jerusalem: "An jenem Tag klammern sich sieben Frauen an einen einzigen Mann und sagen: Wir wollen unser eigenes Brot essen und uns selber kleiden, nur lass uns deinen Namen tragen, nimm die Schande von uns!" (Jes 4,1). In nach-alttestamentlicher Zeit wurde die Mehrehe bei Juden allmählich aufgegeben.
Babatas zweite Ehe ist einer der ganz wenigen Belege für diese Praxis aus jener Zeit.
Kinder der Babata aus dieser zweiten Ehe sind nirgends erwähnt. Ihr Mann Juda hatte (mit Mirjam oder mit einer früheren Frau) einen Sohn Josua und eine Tochter Schelamzion.
Ein wenig wirtschaftliche Selbständigkeit
Die ganze Familie wohnte nach der Hochzeit in Machosa, hatte aber auch Grundbesitz in En-Gedi. Der Rechtstreit um den Unterhalt des Halbwaisen Josua, Babatas Sohn aus erster Ehe, ging weiter. Zwei Dokumente vom Oktober 126 handeln vom Gesuch der Babata, seine beiden Vormünder der Vormundschaft zu entheben.
Ein Dokument zeigt, dass Babata wohlhabend war und eine gewisse wirtschaftliche Selbstständigkeit hatte: Sie verlieh an ihren Ehemann 300 Denare, ließ sich dies quittieren, konnte die Summe jederzeit zurückfordern und verpflichtete ihn bei einer Weigerung der Rückzahlung auf die doppelte Summe plus Schadensersatz.
Das letzte Dokument, in dem Babatas zweiter Mann Juda noch lebte, ist ein Ehevertrag vom 5. April 128, in dem Juda seine Tochter Schelamzion dem Juda Kimber aus En-Gedi zur Braut gibt.
Der Ehevertrag ist im Namen des Brautvaters geschrieben, während die gängige Form war, den Vertrag im Namen des Bräutigams zu verfassen.
Familienstreitigkeiten vor Gericht
Möglicherweise ist das ein Hinweis darauf, dass die Braut noch minderjährig war, also jünger als zwölf Jahre und ein Tag.
Babatas zweiter Mann Juda starb vor dem 11. September 130. Auf diesen Tag ist das erste von mehreren Dokumenten datiert, die vom Streit der beiden Witwen um das Erbe ihres verstorbenen Mannes handeln. Nach anderen Dokumenten wurde Babata verschiedentlich vorgeladen aufgrund von Streitigkeiten über den Unterhalt der Waisen des Josua, des ebenfalls verstorbenen Bruders ihres verstorbenen zweiten Mannes, also Babatas Stiefneffen. Auch der Streit um den Unterhalt von Babatas eigenem Sohn Josua ging weiter.
Babata war mit ihren Klagen nicht erfolgreich.
In einem Dokument vom 19. August 132 quittierte sie den Erhalt von sechs Denaren, die sie von einem der Vormünder ihres Sohnes als Unterhalt für drei Monate empfangen hatte. Der monatliche Unterhalt betrug also weiterhin zwei Denare, eine Summe, gegen die Babata bereits acht Jahre zuvor als unzureichend geklagt hatte.
Babatas Ende
Bis Herbst 132 (aus dieser Zeit stammen die letzten Dokumente ihres Archivs) wohnten Babata und wohl die ganze Familie noch in Machosa. Irgendwann zwischen diesem Zeitpunkt und dem Ende des Bar-Kochba-Aufstands (135) floh sie aus unbekannten Gründen in die Höhle an der Nordflanke des Nachal Hever und nahm die Dokumente aus ihrem persönlichen Besitz mit, darunter auch Dokumente von ihrem zweiten Mann, die vor ihrer Heirat ausgestellt waren, die sie also von ihm geerbt hatte.
Die Römer belagerten während des Aufstands die Höhle, indem sie auf der Ebene nördlich des Tals ein Lager errichteten, ein ummauertes Viereck an der Riffkante mit einer Seitenlänge von gut 100 m, das Platz für ungefähr 100 Soldaten bot.
Dieses Römerlager kontrollierte den einzigen Zugang zur Briefhöhle, von oben, da die Höhle von unten unerreichbar war. Die Römer konnten so die Aufständischen, die sich dort verschanzt hatten, belagern und sie vor allem von der Wasserversorgung abschneiden.
Babata dürfte in der belagerten Höhle den Tod gefunden haben, zusammen mit den anderen dorthin Geflohenen, darunter wahrscheinlich auch ihr noch minderjähriger Sohn. Man fand in der Höhle die unbestatteten Skelette mehrerer Personen, darunter auch Frauen und Kinder, grausige Zeugen vom Ende des Aufstandes.
Römischer Tempel, der Venus geweiht
Eine Folge dieses niedergeschlagenen Aufstandes war es, dass Jerusalem als römische Stadt wiederaufgebaut wurde, mit dem lateinischen Namen Aelia Capitolina. Die Erinnerung an die jüdische Vergangenheit sollte so ausgemerzt werden.
An der Stelle des im Jahr 70 zerstörten jüdischen Tempels wurde ein römischer Tempel errichtet, dem Gott Jupiter geweiht, an der Stelle des von der jungen Christengemeinde verehrten Ortes von Tod und Auferstehung Jesu ein weiterer, der Göttin Venus geweiht. Babata, wie viele ihrer Volksgenossen, sollte dies nicht mehr erleben. Was blieb, ist die Sammlung ihrer Dokumente.
Dokumente, die wir auch aus der Bibel kennen und für die wir hier konkrete Beispiele haben, wie Eheverträge (Tob 7,14) oder Schuldscheine (Lk 16,6).
In der Höhle wurden, neben den Dokumenten und den Skeletten, Münzen, Kleidung und Gebrauchsgegenstände gefunden, darunter typisch weibliche, wie Schmuckkästchen, Kämme oder Sandalen. Ob auch sie Babata gehörten, wird nie zu klären sein.
Pater Dr. Gregor Geiger OFM ist Professor am Studium Biblicum Franciscanum in Jersualem.
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