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Der Priester, den ich suche - Ein Kommentar

Petersdom in Rom, 29. September 2016: Feier der Weihe zum Diakon angehender Priester des "Pontifical North American College".
Priesterweihe
Phil Schulze Dieckhoff

Von Hans Urs von Balthasar stammt ein kleiner Aufsatz mit dem Titel "Der Priester, den ich suche" (Klarstellungen, Johannes Verlag 1978), mit einem wunderschönen, hohen Priesterideal. Kurz vor meiner eigenen Priesterweihe lese ich diese Seiten durch und entdecke all das wieder, was mich im Priestertum anzieht und gleichzeitig zu hoch ist für ein – für mein – Menschenleben.

Avec la grâce de Dieu… nur mit der Gnade Gottes kann so ein Leben gelingen. So schön ist der Text von Balthasar, dass ich fast nur zitiere.

"Wer krank ist, geht zum Arzt, wer ein Testament aufsetzt, zum Juristen, zum Fachmann. Aber gibt es einen Fachmann für Gottes Verhältnis zu mir?" Gott begegnet mir, wendet sich mir zu. Sein Verhältnis zu mir ist einzig und uneinsehbar. Niemand kann mir Gott so vermitteln, wie er selbst zu mir spricht. Die Kirche verwahrt sein Wort. Doch was kann sie mir anderes sagen als: so und so handelt Gott normalerweise – oder: sein Wille ist in der Regel dieser oder jener? Und doch sind genau dieser Kirche die Schlüssel des Himmelreichs anvertraut. Was sie bindet ist vor Gott gebunden, was sie verzeiht ist von Gott verziehen.

"Auftrag und Vollmacht von Gott, verbunden mit der Erfahrung im Geist: das würde ihm (dem Priester) die Befugnis geben, von mir zu fordern, nicht für sich, sondern für Gott und für mich, was ich mir selbst abzufordern nicht getraue. Diese erste Eigenschaft müsste er haben, der Priester, den ich suche; denn ein Priester müsste er sein, oder doch ein von oben, von Christus, Beauftragter… Die Kraft, mit der dieser Mensch das tut, stammt zwar aus seinem Auftrag…, aber zugleich aus seiner eigenen Stärke, die ihm aus seinem Alleinsein mit Gott zugewachsen ist."

Wie kann ein Mensch so in Gott stehen, dass er Gottes Wort wirklich verkünden kann, dass es in ihm wirklich Gestalt angenommen hat? Nur dann, wenn seine Existenz ganz dem Auftrag Gottes hingegeben ist. "Er muß sich mit ihm identifizieren; das haben die Apostel auf Jesu Geheiß getan, wenn sie alles verlassen haben, um nachzufolgen…" Der Priester den ich suche – er gehört sich nicht mehr selbst, sondern gehört ganz dem Herrn.

"Der demütige Priester wird nicht versucht sein, mir etwas anderes vorzuhalten als Gottes Wort für mich; der eifrige wird nicht dulden, daß ich angesichts dieses Wortes auskneife. Er hält mich bei der Stange, und ich kann ihm vorwerfen, aufdringlich zu sein; auf- und eindringlich in Wahrheit ist nur das Wort Gottes selbst… Er darf mit den Fröhlichen fröhlich sein, mit den Trauernden trauern, aber nirgends wird ihm erlaubt, mit den Schwankenden und Unsichern aus Solidarität mitzuschwanken. Seine Erfahrung mit Gott hat ihn gelehrt, was die Dunkelheit ist, in der man sich nur noch an den Wänden entlangtasten kann… solche Erfahrung ist dem Priester gegeben, damit er beim Bruder demütig, aber stärkend aushalten kann."

Es ist immer ein Wunder, wenn ein Mensch so "gelingt", dass er bei ihm Gottes Wort und seine eigene Erfahrung zusammen fallen – ein Wunder der Gnade. "Das Wunder, nach dem man Ausschau hält, wäre wohl nichts anderes als die Heiligkeit: eines Menschen, der sich in Gott so ungewichtig geworden ist, daß für ihn nur noch Gott zählt… Darum ist er so gewöhnlich und so nahrhaft wie ein Brotlaib, von dem jeder sich ein Stück abbrechen kann. Die Art, wie er sich verteilt, geht über in die Art, wie Gottes Wort sich in Brot und Wein verteilt."

Wie vielen sind wir schon begegnet, die uns Gottes Wort geteilt und sich selbst verschenkt haben! Ich bin dankbar für all die Priester auf dem Weg bis hierhin, die sich in Gottes Dienst gestellt haben. Beten wir für diese alle und für viele weitere Priesterberufungen!

Der Autor ist angehender Priester der Gemeinschaft Sankt Martin. Mehr zur Gemeinschaft erfahren Sie auf deren Homepage.

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