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Ein Vorbild im Glauben: Georg Michael Wittmann

Bischof Georg Michael Wittmann auf dem Einschlag der neuen Biografie

Besonders vielleicht im Sommer finden wir Zeit zur Lektüre. Müde von so vielen betrüblichen Nachrichten mögen wir Sammlung und innere Bestärkung finden, wenn wir über Lebensgänge von Seligen und Heiligen nachsinnen. An der Grablege des 1833 im Ruf der Heiligkeit verstorbenen Bischofs Georg Michael Wittmann, der zum Nachfolger Johann Michael Sailers ernannt worden war, verharren Gläubige im stillen Gebet im Regensburger Dom, Tag für Tag, bis heute. Der aus der Oberpfalz stammende Wittmann wird in dem vorliegenden Band von dem bekannten Autor Martin Lohmann sorgfältig, einfühlsam und kenntnisreich porträtiert. Vertraut werden Leser mit den weit gespannten Interessen eines tiefgläubigen, frommen Mannes, der auch ein großer Gelehrter war, sich aber vor allem als einfach gläubiger Katholik verstand. Er führte ein Leben im Gebet und erfreute sich als Seelsorger in Regensburg einer großen Bekanntheit und Beliebtheit. Warum war Wittmann im besten Sinne so beliebt, so populär? Der Geistliche war ein entschlossener, aber auch gelassener Streiter wider den Zeitgeist. Die Vernunft lehnte er nicht ab, sehr wohl aber die Vergötzung der Aufklärung, ebenso den verführerischen wie irrlichternden Ungeist des Säkularismus. Er sei ein "Reformer für eine unbeirrt katholische Kirche" gewesen, "belesen, hochintelligent, ungemein diszipliniert, demütig, bescheiden, von einer ansteckenden Spiritualität gezeichnet und asketisch". Lohmann verweist darauf, dass für Wittmann jede Erneuerung der Kirche nur christozentrisch gelingen konnte. Ich bin mir sicher, dass er uns heute ein Vorbild sein könnte. Wittmann habe sich an Christus orientiert, und der Herr sei die Mitte der Kirche, darum lehnte er "billige angepasste" Reformen grundsätzlich ab. Der Glaube sollte nicht verbilligt werden. Wittmann musste auch mitansehen, dass etliche Kleriker nicht seine Glaubensstärke besaßen und nicht über denselben "inneren Kompass" verfügten. Er hatte von seinen Eltern die "Ehrfurcht vor dem Heiligen" wie die Haltung des "Gottvertrauens" als Kind bereits gelernt und eingeübt. So war er aufgewachsen, gefestigt und von innen her bestärkt.

An unsere Zeit fühlt sich der Leser erinnert, wenn Lohmann die inneren Spaltungen der römisch-katholischen Kirche von damals ins Gedächtnis ruft. Es habe einer "zähen Überzeugungsarbeit" bedurft, denn "Wittmann wusste darum, dass manche Bischöfe mit lutherischem Gedankengut liebäugelten und meinten, durch Aufweichung katholischer Positionen ein besseres Miteinander in neu entdeckter Toleranz" schaffen wollten. Er fürchtete schismatische Bestrebungen und das nicht grundlos. Für seine Treue zur Lehre der Kirche rechnete er für seine Person mit dem "Martyrium". Aus der "Fülle eines großen Glaubenswissens" setzte sich Wittmann mit der Aufklärungszeit auseinander, ohne ein "Gegner des aufgeklärten Zeitgeistes" zu sein. Er fürchtete eine "große Gefahr der Verunsicherung der Gläubigen". Auch hier ist eine Parallele zur Gegenwart ersichtlich. Wenn die Kirche des Herrn nicht mehr Orientierung schenkt, wenn einige Hirten selbst ratlos zu werden scheinen oder neuesten Moden nachlaufen, woran sollen sich die Gläubigen orientieren? Es zeigt sich, dass auch die heute eifrig mit Beifall bedachten Wege und Irrwege einer scheinbaren Erneuerung über historische Parallelen zur bayerischen Kirchengeschichte des frühen 19. Jahrhunderts verfügen.

Für jeden Christen sei das "vertraute Gespräch mit Gott" das Wesentliche. Der Seelsorger betonte das häufig. Lohmann schreibt treffend: "Wittmann spürte in seiner Zeit, dass nicht zuletzt als Folge der Aufklärung viele Menschen ernsthaft meinten, auch ohne Gott auskommen zu können. Glaubenszerfall und Glaubensabfall waren auch damals sehr konkret zu sehen und zu erfahren, so dass der wache, sensible und kluge Beobachter im geistlichen Gewande keinen Zweifel hatte, dass die Krise des Glaubens mit dem Schwinden des Gebetes etwas zu tun hatte. Und wenn es zu einer Erneuerung, zu einer im besten Sinne notwendigen Reform der Kirche mit ihrer eben auch dort vorhandenen Krise des Gebetslebens kommen sollte, müssten zuerst die Begeisterung wie auch die Selbstverständlichkeit des häufigen Gespräches und der ehrfurchtsvollen Anbetung Gottes neu entdeckt werden." Jeder, ob Priester oder Weltchrist, lernt im Gebet auch, den Alltag in der Welt zu bestehen. Wesentlich sei das "Vertrauen auf Christus", ebenso sei "unnützes Reden" zu vermeiden. Besonders der Priester solle "Opfermut" zeigen und ein "bußfertiges Leben" führen: "Auch damals galt es, sich nicht mit dem Zeitgeist zu vermählen, der ja bekanntlich für derartige Zeichen des Widerspruchs wenig Verständnis zeigt und gerne mit Spott und Hohn antwortet, wenn es um die Tugend des Maßes und der Reinheit der wirklichen Demut geht."

Zustimmung verdient auch Lohmanns folgende, gewissermaßen summarische Beschreibung: "Er war ein unermüdlicher Kämpfer für den Glauben. Oberflächliche Beobachter würden ihn vielleicht einen katholischen Fundamentalisten nennen. Tatsächlich war er sich sicher, in Jesus Christus das einzig wahre und tragfähige, nachhaltige und sichere Fundament zu haben, welches er in seiner Kirche in diesen stürmischen Zeiten wünschte und dort zu stabilisieren bemüht war, wo es brüchig zu werden drohte. Eine Anpassung an den Zeitgeist in Glaubens- und Sittenfragen wäre für ihn Verrat gewesen."

Martin Lohmann zeigt die gegenwärtige Bedeutung Georg Michael Wittmanns, auf dessen Seligsprechung Katholiken nicht nur im Bistum Regensburg hoffen. Dieses schmale, informative und hervorragend lesbar verfasste Buch ist unbedingt empfehlenswert. Was mich selbst betrifft, so darf ich anfügen, wann immer ich im Hohen Dom zu Regensburg an den Grablegen von Johann Michael Sailer und Georg Michael Wittmann verweile, dass ich im Vertrauen auf Christus und Seine Kirche auf ihre Fürsprache und ihren Beistand hoffe.

Martin Lohmann, "Georg Michael Wittmann. Bischof, Seelsorger und Reformer" ist bei Friedrich Pustet erschienen und hat 152 Seiten.

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