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Charles de Foucauld und das erste "WhatsApp-Wunder"

Über eine Milliarde Menschen verwendet Whatsapp, so die Firma in einer Mitteilung im Juni 2017
Der selige Charles de Foucauld
Ein Kelch des heiligen Charles de Foucauld.
In einem Museum in Rom ist noch heute neben weiteren originalen Gegenständen auch eine Sandale des heiligen Charles de Foucauld ausgestellt.
Original-Gebrauchsgegenstände des heiligen Charles de Foucauld aus dessen Eremitage in der Sahara.
Charles de Foucauld

Als Papst Franziskus am 15. Mai 2022 in Rom Charles de Foucauld zur Ehre der Altäre erhob, brandete auf dem Petersplatz lauter Applaus auf. Aus der ganzen Welt waren Gläubige in die Ewige Stadt gekommen, um der Heiligsprechung jenes Mannes beizuwohnen, der einst die Einsamkeit der Wüste suchte und dort ein grausames Ende fand.

Doch war die Ermordung Foucualds wirklich sein Ende? Noch heute wird der Eremit, diese moderne Version des "Verlorenen Sohnes", der zunächst seinen Anteil des Familienvermögens verprasst hatte und dann reumütig in den Schoß von Mutter Kirche zurückkehrte, auf der ganzen Welt verehrt. Der Mann, der einst den Trappistenorden verließ, weil ihm die Askese dort nicht hart genug war und der nie eine Gemeinschaft gründete, inspirierte selbst zahlreiche Gründungen.

Foucauld, ein Freund der Muslime

Auch in der Ewigen Stadt selbst hat Charles de Foucauld seine Fußspuren hinterlassen. Vor den Toren Roms, in Tre Fontane, erinnert eigentlich nichts an die Hitze und die Einsamkeit, die der Wüstenheilige in der Sahara ausgesetzt war. Und doch ist Foucauld auch hier allgegenwärtig.

Im Kloster der "Piccole Sorelle di Gesù" befindet sich ein Museum, in dem persönliche Gegenstände Charles de Foucaulds aufbewahrt werden. Darunter Gebrauchsgegenstände aus der Emeritage des Heiligen, ein Wasserspender, eine Schüssel, eine Säge, Werkzeug. Doch auch die Sandale von Foucauld hat es von der Sahara bis nach Rom ins Museum geschafft, dazu ein Kelch, mit dem der Eremit die Heilige Messe feierte und auch ein Rosenkranz.

Pater Andrea Mandonico, Priester der Gesellschaft der Afrikanischen Missionen, ist stellvertretender Postulator für die Heiligsprechung von Charles de Foucauld. In einem Beitrag für das EWTN-Nachrichtenmagazin "Vaticano", der am 14. Mai erstmals ausgestrahlt wurde, berichtet Mandonico, dass Foucauld diesen Rosenkranz benutzte, um das Wüstenvolk der Tuareg daran zu gewöhnen, Gott anzurufen.

"Er sagte, dass alle – Muslime, Christen, Heiden und Juden – in ihm einen Bruder finden sollten, der sich um sie sorgt, einen Freund, dem sie vertrauen können", berichtet Mandonico.   

Bei den großen Perlen des Rosenkranzes betete er statt des Vaterunsers "Mein Gott, ich liebe dich von ganzem Herzen und mit meinem ganzen Wesen", während er bei den kleinen Perlen das "Ave Maria" durch die Namen Jesu ersetzte, ganz nach muslimischer Tradition.

Gegenüber EWTN Vatican sagte Pater Andrea Mandonico:

"Dieser Mann war ein echter Gottessucher. Er gab sich nicht mit dem zufrieden, was andere sagten. Er erniedrigte sich selbst, als er noch nicht glaubte. Viele Stunden verbrachte er in der Kirche und flehte unablässig: 'O Gott, wenn es dich gibt, dann gib dich mir zu erkennen'!"

Charles de Foucauld ist kein klassischer "Märtyrer"

Charles de Foucauld wurde während des Ersten Weltkriegs am 1. September 1916 in der Sahara ermordet. Ein klassischer "Märtyrer" ist er aber nicht, wie sein Vize-Postulator betont. 

"Er wurde ja nicht von den Tuareg getötet, die er gut kannte", erklärt Pater Andrea Mandonico, "er wurde von den Senussi getötet, die aus Libyen kamen und gehört hatten, dass in seinem Haus Waffen der französischen Armee versteckt waren. Sie kamen also, um die Waffen zu stehlen und dabei wurde er getötet. Er wurde umgebracht, weil dem jungen Mann, der ihn bewachen sollte, die Nerven durchgingen. Er war 15 oder 16 Jahre alt, bekam es mit der Angst zu tun und schoss Charles de Foucauld in den Kopf."

Die Kirche hat festgestellt, dass dieser Mord nicht in die Kategorie "in odium fidei" gehört, also kein Mord "aus Glaubenshass", stattdessen war Foucauld das Opfer eines Raubüberfalls. Ein Glaubenszeuge war er dennoch, betonte der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal Marcello Semeraro, gegenüber EWTN:

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Charles de Foucauld befand sich in einer Situation, in der man ihn hätte fragen können: 'Wer zwingt dich, das zu tun? Warum tust du dir das an? Ist es das wirklich wert? Gibt es keine anderen Probleme, keine anderen, wichtigeren, Situationen, bei denen sich ein Eingreifen mehr lohnen würde?' Aber er hat sich auf die Seite dieser Menschen gestellt und sein Leben gelassen, ohne es zu anzustreben. Die Kirche erkennt einen Märtyrer nicht an, das Martyrium sucht – sie erkennt diejenigen als Märtyrer an, die das Martyrium erleiden: Menschen also, die für eine lohnende Sache ihr Leben gegeben haben." 

"Er wurde aufgespießt"

Das Wunder, das den Weg zur Heiligsprechung von Charles de Foucauld geebnet hat, ist keine klassische Heilung, sondern fällt in die Kategorie "Schutz in einer Gefahr". Es handelt sich um einen spektakulären Unfall, der sich in Saumur ereignet hat, einer Stadt in der französischen Diözese Angers, in der Charles de Foucauld seine Militärausbildung durchlaufen hatte.  

Am 30. November 2016 stürzte ein 21-jähriger Zimmermann bei Renovierungsarbeiten an einer Kapelle 15,5 Meter in die Tiefe. Bemerkenswert war nicht nur der Ort, an dem der Unfall passierte (die Kapelle war dem damals noch seligen Charles de Foucauld geweiht), sondern auch der Name des verunfallten Arbeiters: Charle.

Charle (ohne "s") ist heute 26 Jahre alt und möchte seinen vollen Namen nicht im Internet lesen. Er ist nach wie vor ungetauft und gibt vorerst keine Interviews. Sein Chef jedoch, der Bauunternehmer François Asselin, war bereit sich mit EWTN zu treffen. An den Unfall seines Mitarbeiters kann er sich noch genau erinnern, er berichtet:  

"Er [Charle] landete bei dem Sturz auf den Füßen einer umgekippten Kirchenbank. Eine Holzleiste bohrte sich in seinen Körper, gleich unterhalb des Herzens. Er wurde praktisch aufgespießt."

Der französische Zimmermann war weder gläubig, noch wusste er, wer Charles de Foucauld war. François Asselin berichtet weiter, dass seine Frau sofort zu beten begann und auch den Ortspfarrer via WhatsApp über den Unfall informierte. Der Priester wiederum leitete das Gebetsanliegen an viele Gläubige aus der Gemeinde weiter und wies auf eine weitere bemerkenswerte Konstellation hin: Der Unfall geschah am Vorabend des 1. Dezember 2016, dem 100. Todestag von Charles de Foucauld.

Das "WhatsApp-Wunder"  

Der Bauunternehmer besuchte seinen Arbeiter mehrmals im Krankenhaus und brachte ihm sogar Comics über den seligen Charles de Foucauld mit. "Er hätte eigentlich tot sein müssen", François Asselin, "er wurde operiert und alles lief gut. Kein einziges lebenswichtiges Organ war verletzt worden. Es gab keinerlei Komplikationen oder Nachwirkungen, weder psychischer noch physischer Art."

Acht Tage nach dem Unfall wurde der Zimmermann aus dem Krankenhaus entlassen. Zwei Monate später konnte er wieder seiner Arbeit als Zimmermann nachgehen, so, als wäre nichts geschehen.

Fünfeinhalb Jahre nach seinem Unfall geht es Charle noch immer gut. Er arbeitet weiter als Zimmermann und ist dankbar, dass er diesen Unfall überlebt hat. Ungetauft ist er noch immer, für seinen Chef jedoch spielte dieser Zimmermann eine entscheidende Rolle bei der Heiligsprechung von Charles de Foucauld. Asselin sagte dem Mediennetzwerk EWTN:

"Wenn Charle von Anfang an gesagt hätte: 'Lasst mich in Ruhe', dann wäre das Ganze nie ins Rollen gekommen. Wir sind Charles also ein großes Dankeschön schuldig. Und auch ohne die Zustimmung unseres Bischofs, Monsignor Delmas, des Bischofs von Angers, hätte man nichts tun können. Aber er hat sich sofort bereit erklärt, eine Untersuchung einzuleiten. Wir müssen also auch unserem Bischof danken. Und dann geht unser Dank natürlich auch an alle jene, die ausgesagt haben, um sicherzustellen, dass dieses tragische Ereignis wieder aufgerollt –und letztendlich als Wunder anerkannt werden konnte."

Der Gebetsaufruf, der den Zimmermann Charle das Leben rettete, verbreitete sich rasch über den Messenger-Dienst "WhatsApp", dank der Frau von Bauunternehmer François Asselin, die damit eine wahre Gebetskette auslöste. Ist dieses Ereignis damit vielleicht sogar das erste bekannte "WhatsApp-Wunder" der Kirchengeschichte?  

In der Wüste der digitalen Gesellschaft

Für Kardinal Marcello Semeraro, dem Präfekten der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse, ist Foucauld zumindest eine Person, die noch heute ein Vorbild und eine Ermutigung sein kann. "Oft sehen wir, dass es Figuren gibt, die für die Medien vollkommen uninteressant sind", so Semeraro, "und doch werden sie in der Kirche wahrgenommen. Charles de Foucauld ist eine solche Figur. Jemand, der letztlich nicht nach Popularität strebte, sondern die Verborgenheit gesucht hat."

Charles de Foucauld: der verlorene Sohn, der zu Gott und zur Kirche zurückkehrte und schließlich aus der Einsamkeit der Wüste heraus die Welt verändert hat. Die Zeit wird zeigen, welche Wunder der Heilige auch heute noch in den Wüsten der Einsamkeit unserer Gesellschaft bewirken wird.

VIDEO: EWTN-Dokumentation "Auf den Spuren von Charles de Foucauld"

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