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Chef des Gottesdienst-Dikasteriums verteidigt Einschränkung der "Alten Messe"

Erzbischof Arthur Roche bei einer Pressekonferenz im Vatikan am 10. Februar 2015.

Erzbischof Arthur Roche, der Präfekt des Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, hat in einem Interview mit Vatican News am Donnerstag die päpstliche Einschränkung der traditionellen lateinischen Messe verteidigt.

"Widerstand" gegen die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil durchgeführte Liturgiereform sei eine "ziemlich ernste" und "sehr wichtige" Angelegenheit, warnte der zukünftige Kardinal.

Die seit Jahrhunderten gefeierte "tridentinische Messe" ist als "gregorianische" bekannt, als Feier im Usus Antiquior, als Messe in der außerordentlichen oder überlieferten Form sowie als "Messe aller Zeiten" und "Alte Messe" (Vetus Ordo), im Gegensatz zur in den 1970er-Jahren eingeführten "Neuen Messe" (Novus Ordo). Im englischen Sprachraum wird sie meist als traditionelle lateinische Messe (TLM) bezeichnet.

Papst Franziskus hatte im Juli 2021 mit seinem Motuproprio Traditionis custodes neue Richtlinien und Einschränkungen dazu veröffentlicht, wann und wo die "Alte Messe" verwendet werden darf.

Individualismus und Relativismus

Die "Zunahme des Individualismus und des Relativismus, dass 'ich dies bevorzuge'", sei "eine Herausforderung unserer Zeit", so Roche. "Nun, die Feier der Messe ist keine Angelegenheit der persönlichen Wahl."

P. Sven Conrad von der traditionsverbundenen Priesterbruderschaft St. Petrus verwies in diesem Zusammenhang auf Anfrage von CNA Deutsch auf den inzwischen verstorbenen Philosophen Robert Spaemann, der immer wieder darauf hingewiesen hatte, dass "liturgische Unterschiede traditionell nie als Gegensatz wahrgenommen worden sind".

"Von Individualismus könnte man nur sprechen, wenn man die Privatmeinung einer Gruppe rituell umsetzen würde, was übrigens oft als abusus in der neuen Form geschieht", betonte Conrad. "Von Relativismus könnte man nur sprechen, wenn es keinen gleichen normativen theologischen Bezug mehr gäbe. Dem hat Papst Benedikt XVI. aber gewehrt, indem er dieselbe lex credendi, denselben Glauben der einen römischen Kirche, für beide Formen zur Norm erklärt und eingefordert hat."

Zwar dürfe "hinter der Entscheidung für den usus antiquior keine Ablehnung der Kirche von heute, d. h. ihrer hierarchischen Struktur und ihres Lehramtes stehen", so der Priester, der über "Liturgie und Eucharistie bei Joseph Ratzinger" promoviert hat.

"Aber die traditionelle Form steht per se nicht gegen das aktuelle Lehramt", erklärte Conrad. "Vorgaben, die das II. Vaticanum in bezug auf die Beteiligung der Gläubigen oder das theologische Verständnis der Liturgie vom Paschamysterium her gegeben hat, sind auch im usus antiquior anwendbar, ohne daß man den Ritus ändern müßte. Es geht vielmehr um das Verständnis des Ritus und eine ausgeprägtere gemeinschafliche Form seines Vollzugs."

Liturgiereform in der Kirchengeschichte

Erzbischof Roche sagte im Gespräch mit Vatican News: "Wir feiern als Gemeinschaft, als die gesamte Kirche, und die Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte immer die Form der Liturgie geregelt, die sie für eine bestimmte Zeit für angemessener hielt."

P. Sven Conrad konterte gegenüber CNA Deutsch: "Die längste Zeit seiner Geschichte ist der römische Ritus gewissermaßen von selbst gewachsen, wobei er äußere Anstöße zu seiner Entwicklung erhielt."

"Die Kirche hat amtlich hauptsächlich nur 're-agiert' und ist eingeschritten, wenn es negative Entwicklungen gab", erklärte Conrad. "So ist die Regel des Konzils von Trient zu verstehen, daß alle westlichen Diözesen und Gemeinschaften den römischen Ritus übernehmen müssen, wenn sie keine eigene Tradition vorweisen, die älter ist als 200 Jahre. Man mußte und wollte die Liturgie frei halten von Einflüssen der Reformation, dies aber keineswegs im Bewußtsein, nun eine besonders zeitgemäße Form vorschreiben zu sollen."

Roche verwies auf den Liturgiewissenschaftler P. Josef Andreas Jungmann – "ein österreichischer Jesuit, der erst zu Beginn dieses Jahrhunderts gestorben ist". Er sei jemand gewesen, "der in seinen Studien gezeigt hat, wie die Messe im Laufe der Jahrhunderte auf diese Weise verändert wurde, um den Bedürfnissen der Zeit zu entsprechen".

Jungmann starb 1975 im Alter von 85 Jahren.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Den Jesuiten habe nicht die Frage geleitet, "wie diese Entwicklung kirchenamtlich immer den Erfordernissen der Zeit entsprach", sagte Conrad. "Oft weist er auf negative Entwicklungen hin, die also auch möglich sind. Als Kind der Liturgischen Bewegung sieht Jungmann sodann eine Blütezeit der römischen Liturgie unter dem hl. Papst Gregor dem Großen und danach sehr viel Verfall, besonders zur Zeit der Gotik. Hier wird man mit heutiger Einsicht sehr viel stärker differenzieren müssen."

Blick auf Ratzinger

Der Priester der Petrusbruderschaft verwies gegenüber CNA Deutsch auch auf die Äußerungen von Joseph Ratzinger, dem seit 2013 emeritierten Papst. Dieser habe "bereits 1976 in einem Brief an Wolfgang Waldstein" angemerkt, "daß die Einführung des neuen Meßbuchs 'von den bisherigen kirchlichen Rechtsgewohnheiten abweicht' und er stellte die Unterschiede zur Vorgehensweise nach dem Konzil von Trient heraus."

Wörtlich habe Ratzinger gesagt: "Das Problem des neuen Missale liegt demgegenüber darin, daß es aus dieser kontinuierlichen, vor und nach Pius V. immer weitergegangenen Geschichte ausbricht und ein durchaus neues Buch (wenn auch aus altem Material) schafft, dessen Auftreten mit einem der kirchlichen Rechts- und Liturgiegeschichte durchaus fremden Typus von Verbot des Bisherigen begleitet ist. Ich kann aus meiner Kenntnis der Konzilsdebatte und aus nochmaliger Lektüre der damals gehaltenen Reden der Konzilsväter mit Sicherheit sagen, daß dies nicht intendiert war."

Conrad betone, es sei "das große Anliegen von Papst Benedikt XVI." gewesen, für "die friedliche Koexistenz beider Formen" zu wirken, um zu zeigen, "daß die Kirche von heute identisch ist mit jener von vor dem Konzil".

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