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Salzburger Bioethik-Dialoge: Kritik am medialen „Hype“ um Transsexualität

Salzburger Bioethik-Dialoge 2022
Interdisziplinäre Podiumsdiskussion, hier die Wiener Gynäkologin Nicole Petrovits mit dem Zürcher Theologen Oliver Dürr.
Der in Heidelberg tätige Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs kritisierte in seinem Vortrag am Freitagabend die Bewegung des Transhumanismus

Scharfe Kritik wurde von den Teilnehmern der Salzburger Bioethik-Dialoge am Transhumanismus geübt, wodurch der Mensch selbst durch technologischen Fortschritt optimiert werden und seine Menschlichkeit überschreiten soll. Laut Erzdiözese Salzburg beschäftigten sich die Experten am Freitag und Samstag auch mit „Entwicklungen im Bereich der Reproduktionsmedizin, der plastischen Chirurgie oder der Sterbehilfe“ sowie mit dem Thema Transsexualität.

Alexander Korte, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Münchner Universität, betonte, viele Minderjährige, die ihre psychischen Probleme darauf zurückführen, "im falschen Körper zu leben", hätten in Wirklichkeit mit tieferliegenden Gründen zu kämpfen, etwa eine verdrängte Homosexualität.

Man dürfe indes nicht einfach chirurgische oder hormonelle medizinische Eingriffe vornehmen, so Korte: „Es ist ein bizarrer Ansatz, einen inneren psychischen Konflikt mit äußeren Mittel zu bearbeiten. Bei Essstörung verschreibt man auch keine Abführmittel oder Appetitzügler, sondern versucht die inneren Konflikte therapeutisch und kritisch zu lösen.“

Der gegenwärtige „mediale Hype“ könne im Übrigen zu einer drastischen Zunahme von selbst vermuteter Transsexualität bei Jugendlichen führen. Dem müsse man kritisch gegenüberstehen.

Nicole Petrovits, die Ärztliche Leiterin des Kinderwunschzentrums Goldenes Kreuz in Wien, sprach über die Wünsche werdender Eltern, die von der einfachen Sehnsucht nach einem Kind bis hin zur Wahl des Geschlechts und zum Anspruch auf das perfekte Kind reichten.

Auch das Thema Leihmutterschaft kam zur Sprache – durch eine ukrainische Leihmutter, die nach Deutschland geflüchtet war.

„Anastasia Y. hatte sich aus Geldnot dazu entschlossen, ein Kind für jemand anderen auszutragen“, berichtete die Erzdiözese Salzburg. „Doch das ‚bestellte‘ Kind wurde nicht abgeholt. Die Gründe dafür sind Anastasia Y. nicht bekannt. Sie konnte keinen Kontakt mehr zu dem chinesischen Ehepaar herstellen. Die Klinik, die den Embryo einsetzte, brach den Kontakt zur Leihmutter ab, nachdem sie sich geweigert hatte, das Kind abzutreiben. Nun ziehe sie das Kind selber auf.“

Die Journalistin Eva Maria Bachinger, die 2015 das Buch „Kind auf Bestellung“ veröffentlichte, ergänzte: „In der öffentlichen Wahrnehmung geht es meistens nur um die Sehnsucht und den Wunsch von Paaren nach Kindern. Die oft leidvolle Geschichte der Leihmutter oder der Kinder wird ausgeblendet.“ Sie sprach sich dafür aus, anstatt „Leihmutterschaft“ den Begriff „Mietmutterschaft“ zu verwenden.

Der Heidelberger Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs erklärte etwa, mit Blick auf den Transhumanismus stelle sich die Frage, ob die menschliche Natur überhaupt verbesserungsfähig sei. Jede dauerhafte Umgewichtung des natürlichen Gleichgewichts würde schwerwiegende Nachteile mit sich bringen. Ein besseres Gedächtnis etwa würde bedeuten: „Wer sich alles merken kann, der kann auch nichts mehr vergessen.“

Die Salzburger Bioethik-Dialoge wurden erstmals im Jahr 2020 vom „Salzburger Ärzteforum für das Leben“, der Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) Salzburg und der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde veranstaltet. Es handelt sich um ein regelmäßiges Forum zur Erörterung drängender bioethischer Fragestellungen durch Experten.

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