Vatikanstadt, 15 November, 2022 / 9:35 AM
Kardinal Rainer Maria Woelki hat Albert den Großen als „Mann der Wissenschaft und des Glaubens“ gewürdigt, „der uns durch sein Leben, sein Lehren und seinen Glauben zeigt, wie auch wir heute die Welt im Lichte der Wahrheit Gottes sehen können“. Woelki, der Erzbischof von Köln, predigte in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore am Dienstag, dem zweiten Tag des ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in der Ewigen Stadt.
Die Bleibe des Zachäus aus dem Tagesevangelium habe Albert der Große so interpretiert, dass es durch den Besuch Jesu Christi zu einem Haus geworden ist, „in dem Gott sich zum Mitbewohner gemacht hat“.
In dem verwandelten Haus gebe es nun, so Woelki in Anlehnung an den großen Dominikaner-Gelehrten des Mittelalters, „ein Ruhe-Gemach für die Kontemplation, ein Speisezimmer für die Meditation, das heißt die geistige Nahrung, einen Tisch, an dem die Bewohner erfrischt werden, eine Halle, in der man mit Freunden wandeln und sprechen kann, ein Zimmer mit Sitzgelegenheiten, in dem man diskutieren kann, eine Küche, in der Vorbereitungen getroffen werden können, ein Bad, in dem man sich waschen kann, eine Kapelle, in der Gelegenheit zum Beten ist, und einen Platz, von dem aus man rechtzeitig sehen kann, von wem das Haus von außen angegriffen wird“.
Es sei dies „zunächst ein Bild für das Haus des inneren Menschen“, der etwa „durch die Betrachtung der göttlichen Wahrheit und durch das wiederholte Erwägen der Heiligen Schrift erbaut“ oder „am Tisch der Schrift, am Tisch der Eucharistie und am Tisch der Barmherzigkeit, die er wirklich praktiziert, genährt“ werde.
Der innere Mensch „gewinnt durch den inneren Umgang mit dem Beispiel der Heiligen und das geistliche Gespräch mit Freunden Klarheit über sein Leben. Der wird durch die Stimme seines Gewissens und die Reue über eigenes Versagen vorbereitet auf die Begegnung mit Christus. Der wird durch die Beichte gereinigt. Und durch das Gebet werden ihm Herz und Sinn geweitet.“
Zu diesen Räumen seien indes noch vier weitere hinzuzufügen, erläuterte Woelki mit Blick auf Albert den Großen: „eine Apotheke, eine Waffenkammer, eine Schatzkammer und einen Studiersaal“.
„In den duftenden Kräutern und Salben der Apotheke erkennt Albert die Tugenden, die – indem sie über das Maß des Gesollten hinausgehen – eine heilende Atmosphäre schaffen“, erläuterte der Kardinal in Rom. „In der Waffenkammer findet er die Ausrüstung für die nicht bloß intellektuelle, sondern geistliche Auseinandersetzung, die darauf angewiesen ist, in der Unterscheidung der Geister geübt zu sein.“
„In der Schatzkammer weiß er das Glaubensgeheimnis jedes einzelnen Menschen bewahrt, nämlich das, was ihn im tiefsten berührt und mit Gott verbindet“, so der Kölner Erzbischof weiter. „Und im Studiersaal ist die geistliche Lektüre und Verkündigung möglich, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern das Herz des Menschen berühren will.“
Der mehrtägige ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe umfasst nicht nur eine Begegnung mit Papst Franziskus, sondern auch zahlreiche Termine zur Beratung mit verschiedenen römischen Dikasterien. Eine wichtige Rolle spielt dabei der deutsche Synodale Weg, dessen Synodalversammlung mehrere Texte beschlossen hat, die eine Kehrtwende in der überlieferten Lehre der Kirche einleiten oder fordern. Als einer der wenigen deutschen Bischöfe stehlt Woelki diesen Beschlüssen kritisch gegenüber.
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