Aachen, 17 Februar, 2023 / 12:45 AM
Der Abt der Benediktinergemeinschaft von Kornelimünster bei Aachen, Friedhelm Tissen OSB, ist im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise in der Kirche von seinem Amt zurückgetreten. Er wolle damit „ein Zeichen setzen, dass ich Verantwortung übernehme für das Leid, das ich Betroffenen zusätzlich zugefügt habe“.
„Mönche unserer Gemeinschaft haben Menschen sexualisierte und körperliche Gewalt angetan“, erklärte Pater Friedhelm, dessen Rücktritt am Samstag von Abtpräses Guillermo Arboleda Tamayo OSB angenommen wurde. „Das haben wir als Gemeinschaft lange verdrängt. Ich als Verantwortlicher habe auf Meldungen Betroffener nicht angemessen reagiert, die Bearbeitung der Anträge auf Anerkennung des Leids verschleppt und die Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt nicht intensiv genug vorangetrieben.“
„Wir haben uns entschieden, zunächst keinen neuen Oberen zu wählen“, hieß es auch der Abtei Kornelimünster. „Bis zur Ernennung eines Prior-Administrators führt P. Oliver die Amtsgeschäfte.“
Außerdem stellten die Mönche klar, dass man derzeit nur von Taten aus den 1960er- und 1970er-Jahren wisse: „Keines der aktuellen Mitglieder unserer Gemeinschaft ist sexueller Gewalt beschuldigt.“ Und dennoch: „Diese Taten haben wir bisher nur mangelhaft aufgearbeit. Der Kontakt mit Betroffenen dieser Gewalttaten war über lange Zeit hinweg nicht angemessen. Darauf reagiert Abt Friedhelm mit seinem Rücktritt.“
Mit Blick auf die Missbrauchsstudie für das Bistum Essen vom Dienstag hatte der emeritierte Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke erklärt, er sehe in den deutschen Bistümern „nur Reaktionen auf die Entlarvung bisheriger Fehlleistungen. Ohne mutige Betroffene, hartnäckige Journalisten und engagierte Anwälte würde hier wenig passieren.“
Nun müsse aber doch einmal jemand sagen, „dass er einer der Köpfe in diesem System ist – und selbigen dann hinhalten.“ Es sei problematisch, wenn jemand, „der die größten Fehler gemacht hat“, sich als „am besten geeignet“ darstelle, „hinterher alles besser zu machen“.
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