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"Brutale Machtübernahme": Kritik an Papst Franziskus nach Caritas-Entlassungen

Eingang zu einer Caritas-Einrichtung

Papst Franziskus trifft sich am Donnerstag mit den Delegierten der wichtigsten Wohltätigkeitsorganisation des Vatikans, sechs Monate nachdem er die Führungsspitze entlassen hat, was der entlassene Generalsekretär der Gruppe nun als "brutale Machtübernahme" bezeichnet.

Die Mitglieder der Generalversammlung von Caritas Internationalis, einem Zusammenschluss von mehr als 160 katholischen Wohlfahrtsverbänden, die in 200 Ländern und Territorien tätig sind, sind diese Woche in die Vatikanstadt gekommen, um einen neuen Präsidenten und Generalsekretär zu wählen.

Die Beratungen des Gremiums werden durch die jüngste Kritik zweier ehemaliger Führungskräfte am Dekret des Papstes vom November, mit dem die Leitung der Organisation abgesetzt wurde, zusätzlich erschwert. In einer damals herausgegebenen Pressemitteilung hieß es, es sei keine Veruntreuung von Geldern oder sexueller Missbrauch festgestellt worden, sondern es seien Mängel in der Verwaltung und den Verfahren der Caritas festgestellt worden, "die den Teamgeist und die Moral der Mitarbeiter ernsthaft beeinträchtigt hätten".

Seitdem wird die weltweite Organisation von einer kommissarischen Leitung geführt, die von einem ehemaligen Managementexperten von Bain Capital geleitet wird.

In dem Dekret von Papst Franziskus heißt es, dass die Caritas einer Überprüfung unterzogen wird, "um ihre Managementregeln und -verfahren zu verbessern – selbst wenn die finanziellen Angelegenheiten gut verwaltet und die Spendenziele regelmäßig erreicht wurden – und dadurch ihren Mitgliedsorganisationen in der ganzen Welt besser zu dienen".

In zwei offenen Briefen an die Delegierten, die ACI Stampa, der italienischen Partneragentur von CNA Deutsch, und anderen Medien vorliegen, üben die beiden früheren Generalsekretäre der Caritas – Aloysius John und sein Vorgänger Michel Roy – scharfe Kritik am Vorgehen des Papstes.

Aloysius John bezeichnet den Schritt als "brutale Machtübernahme" und schreibt in seinem achtseitigen Brief, er halte ihn für einen "unverständlichen Akt" angesichts des laufenden Synodenprozesses in der Weltkirche.

Seiner Ansicht nach ist der Wechsel in der Kirchenleitung das Ergebnis "eines bewussten Willens einiger Oberer von Dikasterien, die in einer Logik der Kontrolle über die Institution, die Menschen und die Ressourcen denken und handeln". Er erwähnte auch eine "kolonialistische" Haltung seitens einiger Mitglieder der Konföderation, die ihn als Außenseiter ansahen, weil er indischer Herkunft sei.

In seinem Brief erinnert John daran, dass die externe Inspektion im Sommer 2022 begonnen hatte, nachdem er am 23. Juni einen Brief an Kardinal Michael Czerny, den Präfekten des Dikasteriums für die Förderung der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, geschickt hatte. Die Inspektion wurde beantragt, weil "einige Mitarbeiter, die mit den Veränderungen unzufrieden waren, anonyme Briefe und einen unterzeichneten Brief an den Vizepräsidenten von Caritas Internationalis geschrieben hatten".

Die Inspektion hatte die Aufgabe, "zu helfen, die Situation zu verstehen", schreibt John in dem Brief. Der Abschlussbericht der Inspektion wurde jedoch als "vertraulich" eingestuft, stellt er fest. Gleichzeitig wurde bei der Absetzung der Caritas-Leitung betont, dass es "weder eine Veruntreuung von Geldern noch einen sexuellen Missbrauch gegeben habe, sondern einen Fehler im Management".

Dies seien "überraschend vage" Worte, die "unbegründet" seien und "das Ergebnis einer Untersuchung, die ausschließlich belastend war", behauptet John.

Die provisorische Regierung, so John, demütige "die Mitglieder der Konföderation, die ihr Vertrauen in diese Institution und ihre Zukunft setzen".

John unterstrich, dass "die Ankündigung dieser Suspendierung, die in aller Eile, mit unglaublicher Heftigkeit und mit wenig öffentlicher Kommunikation erfolgte, die Kirche und eines ihrer Schmuckstücke in Verruf gebracht hat".

Roy warnt in seinem Brief davor, dass "die Konföderation Gefahr läuft, zu einer bloßen Plattform zu werden, die Entscheidungen von oben und nicht von ihren Mitgliedern unterworfen ist".

Er schreibt, dass "es keinen Zweifel gibt", dass "die Verantwortlichen" des Dikasteriums für die Förderung der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen für den Versuch verantwortlich sind, die Kontrolle über die Caritas zu zentralisieren. Er fügt hinzu: "Die Tatsache, dass die getroffene Entscheidung nicht in Frage gestellt werden kann, weil sie einem Dekret des Heiligen Vaters unterliegt, kann nicht darüber hinwegtäuschen, woher sie kommt."

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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