Berlin, 24 Mai, 2023 / 3:00 PM
Der Jesuitenpater Hans Zollner hat betont: „Papst Franziskus hat viel für den Kinderschutz getan.“ Dennoch könne man „auch immer noch mehr tun“. Zollner war bis zu seinem Rücktritt im März Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission.
In einem am Mittwoch von Cicero veröffentlichten Interview sagte Zollner über seinen Rücktritt: „Die Kommission ist in ihrer Arbeit den Grundsätzen, die sie anderen auferlegen will bei der Frage von Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch, selbst nicht gerecht geworden. Deswegen musste ich mich zurückziehen.“
„Ich habe diese Grundsätze miterarbeitet: Verantwortlichkeit, Compliance, Rechenschaftspflicht und Transparenz“, so Zollner weiter. „Und wenn die Kommission selbst diesen Grundsätzen nicht folgt, kann ich es nicht verantworten, dabeizubleiben.“ Konkreter wurde er nicht.
Mit Blick auf Papst Franziskus, wie er selbst ein Jesuit, sagte er, der Pontifex habe „durch verschiedenste und kontinuierliche Gesetzesverschärfungen“ dazu beigetragen, „dass der Kinderschutz auf die Tagesordnung der katholischen Weltöffentlichkeit gekommen ist und dort auch bleiben wird. Aber es gibt auch viele Schwachpunkte und Dinge, die nachzubessern sind, sowohl bei den Gesetzen als auch bei der Kommission, die er eingerichtet hat.“
Angesprochen auf den Fall Marko Rupnik, ein Jesuit, der über Jahrzehnte Menschen missbraucht hatte, aber wenige Monate vor seiner Exkommunikation noch für Papst Franziskus und die Kurie die Fastenpredigten hielt, sagte Zollner, er sei „nicht mit dem Prozess befasst“ gewesen. Aber: „Es macht den Eindruck, dass die Exkommunikation sehr schnell aufgehoben wurde, auch verglichen mit ähnlichen Fällen. Was der Grund dafür war, weiß ich nicht.“
Zur priesterlichen Ehelosigkeit, dem Zölibat, sagte Zollner, dies sei „eine Konsequenz, die von niemandem in den wissenschaftlichen Gutachten gefordert wird. Denn der Zölibat als solches führt nicht zu Missbrauch.“ Dennoch gelte: „Die zölibatäre Lebensform steht heute stark unter Druck. Wenn sie nicht aufrichtig und integriert gelebt wird, birgt sie Risiken.“
Auch zur Gender-Ideologie äußerte sich Zollner kritisch. Wenn Sexualität und Geschlecht „allein zu einem Spielball des freien Willens werden, dann wird es schwierig, Grenzen zu ziehen, dann wird es schwierig zu erklären, warum bestimmte Positionen nicht tragbar sind. Zum Beispiel Pädophilie: Plötzlich tauchen dann pädophile Vorlieben als mögliche, akzeptable sexuelle Orientierungen durch die Hintertür wieder in der Debatte auf. Auch in der wissenschaftlichen Debatte werden sie wieder eingeführt.“
„Wir brauchen in der gesellschaftlichen und politischen Debatte wieder eine Position der Mitte“, forderte der Jesuit. „Dafür müsste auch die katholische Kirche sich einsetzen, so schwer das auch gerade ist.“
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