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Pilgern in der Peripherie, ob mit oder ohne Rad: Ein Besuch in Marienthal

Das Kloster Marienthal in der sächsichen Oberlausitz
Kuriosum oder Kunstwerk? Der Dreifaltigkeitsbrunnen in Marienthal.
Der Oder-Neiße-Radweg führt direkt zum Kloster.
Garten der Bibelpflanzen im Kloster Marienthal

Wer in Deutschland pilgert, den zieht es meist an Orte wie Altötting oder Kevelaer, auf eine Strecke des Jakobsweges oder zu Wallfahrtsangeboten in der heimischen Region.

Eines der reizvollsten Pilgerziele in Deutschland — in Prospekten gerne als "Geheimtipp" bezeichnet — ist ein Frauenkloster an der geographischen Peripherie des Landes.

Wer auf dem Oder-Neiße-Radweg unterwegs ist, kann hier ein Highlights auf Etappe 2 besuchen (mehr dazu weiter unten), aber auch Wanderer und Autofahrer kommen auf ihre Kosten: Auf dem Weg zum Kloster Marienthal erstreckt sich die idyllische Landschaft der Oberlausitz, und das Kloster samt Weinber liegt direkt am Fluss, umgeben von grünen Wiesen und weitläufigen Wäldern. Seine weißen Mauern und Türme bilden einen starken Kontrast zum blauen Himmel — und natürlich bietet eine Klosterschenke Köstlichkeiten der deutschen und polnischen Küche.

Das 1234 von Kunigunde, der Gemahlin des Königs Wenzel von Böhmen, gegründete Kloster ist das älteste Zisterzienserinnenkloster Deutschlands. Seine Geschichte ist geprägt von Zerstörungen, Bränden, Kriegen und politischen Umbrüchen. 

Heute beherbergt das Kloster neun Nonnen und dient als Gästehaus, Tagungszentrum, Kulturstätte und Ort des ökumenischen Dialogs inmitten einer Europa-Region, in der slawische und germanische Nachbarn in einer postkommunistischen Landschaft nebeneinander leben, im Kloster aber alle anzutreffen sind. 

Der Wallfahrtsort liegt südlich von Ostritz am linken Ufer des Stroms, der hier die heutige deutsche Grenze zu Polen bildet. In nördlicher Richtung liegt Görlitz etwa 20 Kilometer entfernt. Die Anlage verfügt neben ihrer Kirche und weiteren Gebäuden mit sozialen und kulturellen Programmen auch einen Garten mit biblischen Pflanzen — und den östlichsten Weinberg Deutschlands.

Neun Nonnen vor historischer Kulisse

Das Kloster wurde 1234 von Kunigunde von Hohenstaufen, Tochter Philipps von Schwaben und Gemahlin Wenzels I. von Böhmen, an der Handelsstraße von Prag über Zittau nach Görlitz gegründet.

Während der Hussitenkriege wurde das Kloster 1427 zerstört und erst 1452 wieder aufgebaut. In den Jahren 1515, 1542 und (besonders schwer) 1683 wurde es durch Brände beschädigt. Der Wiederaufbau im Barockstil begann 1685.

Während des Zweiten Weltkrieges dienten die Gebäude als Lazarett. 1945 wollten die sich zurückziehenden deutschen Truppen das Kloster sprengen, um die vorrückenden Russen aufzuhalten, aber die Nonnen weigerten sich zu gehen und das Gebäude blieb verschont. Das Kloster überlebte die kommunistische DDR und wurde nach 1989 mit großem Aufwand restauriert und ausgebaut. Im August 2010 verursachte jedoch ein erneutes Hochwasser der Neiße katastrophale Schäden.

Im Kloster St. Marienthal leben heute noch neun Nonnen. Besucher strömen nach Ostritz, um die Kirche, den Garten mit biblischen Pflanzen und den östlichsten Weinberg Deutschlands zu besichtigen.

Das Kloster bietet aber auch einen Rückzugsort vom Alltag und der Tagesablauf ist streng strukturiert. Neben Arbeit und Gebet ist es vor allem die Stille, die den Besuchern gut tut. Im Kloster gibt es elf Zimmer für Übernachtungsgäste, alle ohne Schnickschnack, aber zeitgemäß mit eingebauter Dusche/WC-Kabine, TV und Internet.

Besucher können am Klosterleben teilnehmen und miterleben, wie die Zisterzienserinnen in der Näherei, der Wäscherei, der Küche und im Garten arbeiten. Wie die Schwestern täglich mehrmals in der Klosterkirche beten. Und wie sie viele Stunden mit dem Studium der Bibel, der Psalmen und der heiligenden Arbeit verbringen.

Neben vielen schönen Sehenswürdigkeiten bietet das Kloster zudem ein Kuriosum der Kunst, das zumindest für manchen modernen Besucher von ausgemachter Hässlichkeit ist: Einen der Dreifaltigkeit gewidmeten Brunnen. Er wurde 1727 vom Zittauer Bildhauer Johann Georg Schröter geschaffen. Er zeigt die drei Personen der göttlichen Dreieinigkeit aus Stein und Bronze. Manche finden ihn seltsam, andere schön und bedeutungsvoll. Worüber sich wohl alle einig sind: Eine behutsame Restauration würde dem Säulenwerk guttun.  

Pilgern mit dem Fahrrad

Der Oder-Neiße-Radweg ist ein Fernradweg, der entlang der Grenze zwischen Deutschland und Polen verläuft. Er beginnt an der Quelle der Neiße in Tschechien und endet an der Ostsee auf der Insel Usedom. Er ist insgesamt 628 Kilometer lang und führt durch wunderschöne Landschaften, historische Städte und spannende Sehenswürdigkeiten.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Für katholische Pilger bietet der Oder-Neiße-Radweg die Möglichkeit, Gott in der Schönheit seiner Schöpfung zu finden und die kulturelle Vielfalt und das religiöse Erbe der Region zu entdecken.

Auf dem Weg können verschiedene Kirchen, Klöster, Wallfahrtsorte und Heiligtümer besucht werden, nicht "nur" Marienthal — darunter die Dreifaltigkeitskirche in Zittau, die eine wertvolle Sammlung von Fastentüchern aus dem 15. und 16. Jahrhundert beherbergt. 

Weitere Pilgerorte, die auf dem Radweg liegen, sind:

  • Die St.-Peter-und-Paul-Kirche in Görlitz, die eine beeindruckende Barockausstattung und eine berühmte Sonnenorgel besitzt.
  • Der Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau, der ein UNESCO-Welterbe ist und eine Kapelle im neugotischen Stil enthält.
  • Die Klosterkirche Neuzelle, die als “Barockwunder Brandenburgs” gilt und eine reiche Kunst- und Kulturschätze bewahrt.
  • Die Marienkirche in Frankfurt (Oder), die eine gotische Basilika mit einem prächtigen Hochaltar und einem Gnadenbild der Muttergottes ist.
  • Die St.-Marien-Kirche in Angermünde, die eine romanische Backsteinkirche mit einem spätgotischen Flügelaltar ist.
  • Die Basilika St. Mariä Himmelfahrt in Schwedt/Oder, die eine barocke Wallfahrtskirche mit einer wundertätigen Madonna ist.
  • Die Kathedrale St. Jakobus in Stettin, die die größte Kirche Pommerns ist und einen prachtvollen Rokokoaltar hat.
  • Die Kirche St. Otto in Zinnowitz auf Usedom, die eine moderne Kirche mit einem markanten Turm ist und an den heiligen Otto von Bamberg erinnert.

 

 

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