Bagdad, 15 Juli, 2023 / 10:30 PM
Mit Überraschung hat das Patriarchat der chaldäisch-katholischen Kirche auf die Entscheidung des irakischen Staatspräsidenten reagiert, Kardinal Louis Sako nicht mehr als Patriarch offiziell — per Dekret — anzuerkennen.
Der Schritt könnte weitreichende Konsequenzen für die Kirche im Irak und die Zukunft der Christen im Land haben, so das Patriarchat. Die Entscheidung sei politisch motiviert und "beispiellos in der Geschichte des Irak".
Laut Informationen von ACI MENA, der Partneragentur von CNA Deutsch im Irak, verließ Kardinal Sako zwischenzeitlich Bagdad und reiste nach Erbil im Norden des Landes, um den dortigen chaldäischen Bischof Bashar Warda zu treffen.
Eine Quelle innerhalb der Kirche im Irak bestätigte gegenüber Asia News, dass es bei der Aufhebung des Dekrets um Macht und Geld geht: "Die Kontrolle über das Vermögen und die Besitztümer der Christen, der Kirche, die ihr jemand wegnehmen will".
Diese Quelle erklärte weiter: "Es ist kein Zufall, dass die Entscheidung des Präsidenten nur wenige Tage nach dem Treffen zwischen Rashid selbst und Rayan, dem selbsternannten Christenführer, getroffen wurde. Andere wollen sich einmischen, befehlen, enteignen, was den Christen gehört."
Iranischer Einfluss? Rolle von Rayan Al-Kildani
Schlüsselfigur der Entwicklung ist offenbar der Gründer der Miliz der "Babylon-Brigaden" sowie der "Babylon-Bewegung", Rayan al-Kildani — übersetzt Rayan "der Chaldäer".
Kritiker sagen, er habe mit Unterstützung von schiitischen Muslimen und dem Iran versucht, die christliche Ninive-Ebene unter seine Kontrolle zu bringen.
Al Kildani wurde auch wiederholt von der US-Regierung verurteilt, unter anderem für Verstöße gegen die Menschenrechte. Im Jahr 2021 traf er sich mit Papst Franziskus und erhielt von ihm Rosenkränze — eine Geste, die von der christlichen Gemeinschaft kritisiert wurde, weil seine Gruppe hauptsächlich aus schiitischen Muslimen besteht.
Kardinal Sako, der bei den Gläubigen hohes Ansehen genießt, sei "entschlossen, den Kampf fortzusetzen, und er prüft bereits die Möglichkeit, vor Gericht zu gehen, damit das Gesetz siegt und der Gerechtigkeit Genüge getan wird", hieß es.
Das Patriarchat forderte den Staatspräsidenten auf, zur Normalität zurückzukehren, bevor die Situation eskaliere und zu unerwünschten Ergebnissen führe.
Reaktion des Präsidenten
Präsident Abd al-Latif Rashid ließ in einer Erklärung mitteilen, dass die Rücknahme des Dekrets keine Auswirkungen auf den religiösen oder rechtlichen Status von Kardinal Louis Sako habe, da er "vom Heiligen Stuhl" zum Patriarchen ernannt worden sei. Er wies darauf hin, dass die Oberhäupter der Kirchen und anderer Konfessionen ähnliche republikanische Dekrete ohne verfassungsmäßige Grundlage gefordert hätten.
Gegenüber CNA Deutsch zeigte Bischof Bashar Warda besorgt über die Art und Weise, wie das Dekret widerrufen wurde. Der Präsident hätte ein Treffen mit allen Kirchenführern einberufen können, um seine Entscheidung zu erklären. Stattdessen wurde die Angelegenheit in den Medien breitgetreten, was den Patriarchen dazu veranlasste, die Maßnahme als Strafmaßnahme zu interpretieren.
Die Kirche wies auch Gerüchte zurück, dass die Aufhebung des Dekrets von christlichen Abgeordneten des Repräsentantenhauses gefordert worden sei. Der Rat wies auch Vermutungen zurück, der Patriarch habe ein Treffen mit dem Papst während des jüngsten Besuchs des Präsidenten im Vatikan abgesagt.
Die Erklärung forderte den Präsidenten auf, den Patriarchen in seiner Residenz zu besuchen, um seinen Respekt und seine Anerkennung für die religiöse, nationale und internationale Bedeutung von Patriarch Sako zu bekräftigen.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Darüber hinaus wurde das Justizministerium gebeten, allen Kirchenoberhäuptern rasch die Urkunden für ihre religiösen Stiftungen auszustellen und ihnen zu versichern, dass es keine Pläne für eine Übernahme dieser kirchlichen Stiftungen durch den Staat gibt.
Das Patriarchat betonte auch, wie wichtig es sei, diese administrativen Prozesse vor den politisch finanzierten Medien zu schützen, denen es vorwarf, die christliche Gemeinschaft mit unbestätigten Gerüchten und frei erfundenen Geschichten aufzuhetzen und damit weit verbreitete Ängste zu schüren.
Rody Sher im Irak, Walter Sanchez Silva in Peru, Angela Ambrogetti in Rom und Montse Alvarado in Washington, D.C. trugen zur Berichterstattung bei.
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