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Martin Mosebach: „Der amtierende Papst kriegt sehr schlechte Noten von mir“

Martin Mosebach in Rom

Der bekannte preisgekrönte Autor Martin Mosebach hat gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung am Donnerstag festgehalten: „Ja, der amtierende Papst kriegt sehr schlechte Noten von mir.“

Als Katholik dürfe man den Papst durchaus kritisieren, so Mosebach, denn man habe „zu allen Zeiten den Papst kritisiert. Es kommt darauf an, weswegen man ihn kritisiert. Ich spreche ihm ja nicht das Papsttum ab. Aber ich kritisiere ihn da, wo er nicht Papst sein will, das ist ja sein Problem.“

„Der Papst ist der oberste Richter der Kirche“, erläuterte der Autor, der selbst an der überlieferten Liturgie der Kirche teilnimmt, wie sie bis Ende der 1960er-Jahre über Jahrhunderte hinweg in der ganzen Kirche gefeiert wurde. Der Pontifex stehe „für die Bewahrung der Rechtgläubigkeit, als letzte Instanz. Er hat die zweitausendjährige Tradition gegen die jeweilige Gegenwart zu verteidigen. Und diese Rolle will Franziskus nicht einnehmen. Orthodoxie ist für ihn nur eine Last und nicht die erprobte Überlebensgarantie der Kirche.“

Mit Blick auf die Liturgie habe Franziskus „den Bischöfen das Recht gegeben, die alte Liturgie dort, wo sie gefeiert wird, zu verbieten. Er hat ihnen aber nicht das Recht gegeben, sie zuzulassen. Das hat er sich persönlich vorbehalten. Damit hat er die Entscheidungsgewalt der Bischöfe stark eingeschränkt, während er sonst viele Entscheidungen an die Bischöfe delegiert.“

„Sein Dictatus Papae kommt aber zu spät, weil sich der Geist der Tradition nicht mehr in die Flasche zurückbringen lässt“, zeigte sich Mosebach überzeugt. „Die Tradition ist unter Benedikt XVI. so gewachsen, dass er ihr Verbot gar nicht mehr durchsetzen kann.“

Die Kirche sei „ein Kosmos, den kennenzulernen ein Leben nicht ausreicht“, betonte Mosebach. „Die katholische Religion ist wahrscheinlich die komplizierteste von allen. Wenn man, wie es geschehen ist, fünfzig Jahre lang den Religionsunterricht verkommen lässt, dann wissen die Leute nicht einmal mehr, aus welcher Institution sie da auszutreten versuchen – versuchen, sage ich, weil das Ungeschehenmachen der Taufe gar nicht möglich ist.“

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