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Korruptionsprozess im Vatikan: Sieben Jahre Haft für Kardinal Becciu gefordert

Kardinal Giovanni Angelo Becciu

Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass die Staatsanwaltschaft des Vatikans eine Gefängnisstrafe für einen Kardinal beantragt hat: Angelo Becciu, einst ein mächtiger Prälat des Vatikans, sieht sich einer möglichen Haftstrafe von sieben Jahren und drei Monaten gegenüber. 

In dem als "Jahrhundertprozess" bezeichneten Verfahren wird Becciu — sowie neun weiteren Angeklagten — eine ganze Reihe schwerer Vorwürfe zur Last gelegt, darunter Erpressung, Unterschlagung und Geldwäsche.

Der Justizbeauftragte des Vatikans, Alessandro Diddi, forderte am heutigen Mittwoch 7 Jahre und 3 Monate Gefängnis für den Purpurträger, dessen Rechte als Kardinal bereits aberkannt worden sind.

Konkret forderte Staatsanwalt Diddi für die 10 Angeklagten im Zusammenhang mit dem Umgang mit Geldern des Staatssekretariats insgesamt 73 Jahre und einen Monat Gefängnis sowie verschiedene Amtsenthebungen und Geldstrafen.

Kardinal Becciu, der nach wie vor seine Unschuld beteuert, wurde wegen schwerer Veruntreuung und Amtsmissbrauchs während seiner Zeit als Stellvertreter für allgemeine Angelegenheiten im Staatssekretariat angeklagt, eine Position, die er 2011 übernommen hatte.

Außerdem wirft Alessandro Diddi dem Kardinal vor, "falsche Dokumente" vorgelegt zu haben, die die Ermittlungen behinderten.

Die Vorwürfe gehen primär auf die 350 Millionen Euro teure Investition des Vatikans in ein Luxusobjekt in London im Jahr 2013 zurück, als Becciu im Staatssekretariat in verantwortlicher Rolle im Dienst war.

Der aus Sardinien stammende Kardinal, der wiederholt jegliches Fehlverhalten bestritten und mit Anwälten Medien gedroht hat, soll sich während seiner Zeit als Sostituto des Staatsekretariates mehrerer Straftaten schuldig gemacht haben.

Neben seiner Rolle im notorischen Immobilien-Deal in London wird Kardinal Becciu vorgeworfen, Gelder des Vatikans an eine von seinem Bruder geleitete Wohltätigkeitsorganisation umgeleitet und eine weitere Angeklagte, Cecilia Marogna, dafür bezahlt zu haben, Dossiers mit belastenden Informationen über Vatikanmitarbeiter zu erstellen.

Der Sardinier, der 2020 von Papst Franziskus aus seinen Ämtern entlassen wurde, war einst eine der einflussreichsten Figuren im mächtigen Staatssekretariat. Er diente von 2011 bis 2018 als stellvertretender Staatssekretär und dann von 2018 bis zu seiner Entlassung als Präfekt der Abteilung für Heiligsprechungsverfahren

Der Prozess, der im Juli 2020 begann, entwickelt sich weiter, wobei alle Angeklagten, einschließlich Becciu, weiter jegliches Fehlverhalten bestreiten. Der Fall wird genau beobachtet, da es sich um den bedeutendsten Finanzskandalprozess in der modernen Geschichte des Vatikans handelt.

Außerdem hat Becciu wiederholt Papst Franziskus im Lauf der Verhandlungen für Entscheidungen verantwortlich gemacht: Im Mai 2022 erklärte er, dass Papst Franziskus Ausgaben von bis zu 1 Million Euro für die Befreiung einer in Mali entführten Missionarin genehmigt habe. Außerdem habe der Pontifex eine Rolle bei der Entfernung eines Wirtschaftsprüfers gespielt, so Becciu damals weiter.

Zuvor waren Papst Franziskus und sein mächtiger Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin aus dem Korruptionsprozess herausgehalten worden.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur ACI Prensa. 

 

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