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„Also, vorwärts!“: Papst Franziskus an Studenten bei Weltjugendtag in Lissabon

Papst Franziskus am 3. August 2023 vor Studenten an der Katholischen Universität Lissabon im Rahmen des Weltjugendtags

Papst Franziskus hat Studenten in Lissabon am Donnerstagmorgen ermahnt: „Seien wir vorgefertigten Formeln gegenüber misstrauisch, gegenüber Antworten, die in unmittelbarer Reichweite zu sein scheinen, die wie manipulierte Spielkarten aus dem Ärmel gezogen werden; seien wir Vorschlägen gegenüber misstrauisch, die alles zu bieten scheinen, ohne etwas einzufordern.“

Der Pontifex sprach im Rahmen seines Besuchs beim Weltjugendtag an der Katholischen Universität Lissabon vor Studenten und erklärte: „Suchen und riskieren: Das sind die Verben der Pilger.“

„Wir sollten keine Angst davor haben, uns unruhig zu fühlen, zu denken, dass das, was wir tun, nicht genug sei“, sagte Franziskus. „In diesem Sinne und im richtigen Ausmaß unzufrieden zu sein, ist ein gutes Gegenmittel gegen die Anmaßung der Selbstgenügsamkeit und des Narzissmus.“ Die Unvollständigkeit kennzeichne den Zustand der Menschen „als Suchende und Pilger“.

„Freunde, lasst mich euch sagen: Sucht und riskiert“, wiederholte der Papst. „In diesem bedeutenden Augenblick der Geschichte sind die Herausforderungen enorm und das Klagen ist schmerzerfüllt; aber lassen wir uns auf das Risiko ein, zu denken, dass wir uns nicht in einem Todeskampf, sondern in einer Geburt befinden; nicht am Ende, sondern am Anfang eines großen Schauspiels. Seid also Protagonisten einer ‚neuen Choreographie‘, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, seid Choreographen des Lebenstanzes.“

„Wenn Wissen nicht als Verantwortung wahrgenommen wird, wird es steril“, erläuterte das Kirchenoberhaupt. „Wenn diejenigen, die eine höhere Bildung genossen haben (die heute in Portugal und in der ganzen Welt weiterhin ein Privileg ist), nicht danach streben, etwas von dem zurückzugeben, was sie erhalten haben, haben sie nicht ganz verstanden, was ihnen zuteilwurde.“

Außerdem forderte der Papst: „Der Studienabschluss sollte nicht nur als Befugnis zum Aufbau von persönlichem Wohlstand betrachtet werden, sondern als Auftrag, sich für eine gerechtere und integrativere, das heißt für eine fortgeschrittenere Gesellschaft einzusetzen.“

Mehrere Studenten hatten vor Papst Franziskus gesprochen. Dieser ging in seiner Rede darauf ein und sagte: „Wie einige von euch betont haben, müssen wir die dramatische Dringlichkeit anerkennen, uns um das gemeinsame Haus zu sorgen. Dies kann jedoch nicht ohne eine Bekehrung des Herzens und eine Änderung der anthropologischen Sicht geschehen, die der Wirtschaft und der Politik zugrunde liegt. Wir können uns nicht mit bloßen Linderungsmaßnahmen oder zaghaften und zweideutigen Kompromissen zufriedengeben.“

Es gehe darum, „sich dessen anzunehmen, was leider weiterhin aufgeschoben wird: die Notwendigkeit, das neu zu definieren, was wir Fortschritt und Evolution nennen. Denn im Namen des Fortschritts hat man für zu viel Rückschritt den Weg gebahnt. Ihr seid die Generation, die diese Herausforderung meistern kann: Ihr verfügt über die fortschrittlichsten wissenschaftlichen und technologischen Instrumente, aber geratet bitte nicht in die Falle von Teilansichten.“

„Vergesst nicht, dass wir eine ganzheitliche Ökologie brauchen, dass das Leiden des Planeten mit dem der Armen zusammen gehört werden muss; dass das Drama der Wüstenbildung in Verbindung mit dem der Flüchtlinge gesehen werden muss, das Problem der Migration mit dem des Geburtenrückgangs; dass wir uns um die materielle Dimension des Lebens im Rahmen einer spirituellen Dimension kümmern“, forderte Franziskus.

Der Glaube spiele dabei eine wichtige Rolle, müsse aber eine überzeugende Lebensweise hervorbringen: „Es reicht nicht aus, dass ein Christ überzeugt ist, er muss überzeugend sein; unser Handeln muss die Schönheit des Evangeliums widerspiegeln, die freudig und zugleich tiefgreifend ist. Darüber hinaus kann das Christentum nicht wie eine von Mauern umgebene Festung bewohnt werden, die Schutzwälle gegen die Welt errichtet.“

„Freunde, ich freue mich, euch als eine lebendige Bildungsgemeinschaft zu sehen, die offen ist für die Wirklichkeit und mit dem Evangelium ausgestattet ist, das nicht als Zierde dient, sondern die Teile und das Miteinander belebt“, schloss der Pontifex. „Eine katholische Universität zu sein, bedeutet vor allem dies: dass jedes Element in Beziehung mit dem Ganzen steht und dass sich das Ganze in den Teilen findet. Während man also wissenschaftliche Fähigkeiten erwirbt, reift man als Person, in der Selbsterkenntnis und in der Unterscheidung des eigenen Weges. Also, vorwärts!“

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