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„Glauben wir, dass Gott in unserem Leben am Werk ist?“, fragt Papst Franziskus

Papst Franziskus

Zum Abschluss seines Kurzbesuchs in Marseille hat Papst Franziskus am Samstagnachmittag im „Stade Vélodrome“ mit Tausenden Gläubigen eine Messe gefeiert.

In seiner Predigt erklärte er, mit Maria und Elisabeth erweise sich „Gottes Kommen zu den Menschen: Die eine ist jung und die andere alt, die eine ist Jungfrau und die andere unfruchtbar, und doch sind beide auf ‚unmögliche‘ Weise schwanger. Das ist Gottes Wirken in unserem Leben: Er macht auch das möglich, was unmöglich erscheint, er bringt Leben hervor, selbst in der Unfruchtbarkeit.“

Die Gläubigen forderte Franziskus auf, sich ehrlich zu fragen: „Glauben wir, dass Gott in unserem Leben am Werk ist? Glauben wir, dass der Herr auf verborgene und oft unvorhersehbare Weise in der Geschichte handelt, Wunder wirkt und auch in unseren Gesellschaften, die von einem weltlichen Säkularismus und einer gewissen religiösen Gleichgültigkeit geprägt sind, am Werk ist?“

Ein Zeichen dafür, diese Fragen mit „ja“ beantworten zu können, sei „das innere Ergriffensein“.

„Ergriffensein bedeutet, ‚innerlich berührt‘ zu werden, ein inneres Beben zu erleben, zu spüren, dass sich etwas in unserem Herzen bewegt“, erläuterte das Kirchenoberhaupt. „Es ist das Gegenteil eines stumpfen, kalten Herzens, das sich im ruhigen Leben eingerichtet hat, das mit Gleichgültigkeit gepanzert ist und undurchdringbar wird, das sich verhärtet, unempfindlich gegenüber allem und jedem, selbst gegenüber der tragischen Verworfenheit menschlichen Lebens, das heute in den vielen Menschen, die auswandern, ebenso abgelehnt wird wie in so vielen ungeborenen Kindern und in so vielen verlassenen alten Menschen.“

„Ein kaltes, stumpfes Herz lässt das Leben mechanisch weiterlaufen, ohne Leidenschaft, ohne Schwung, ohne Sehnsucht“, fügte er hinza. „Und an all dem kann man in unserer europäischen Gesellschaft krank werden: Zynismus, Enttäuschung, Resignation, Unsicherheit, ein allgemeines Gefühl der Traurigkeit. Jemand hat sie als ‚traurige Leidenschaften‘ bezeichnet: Es ist ein Leben ohne Regung.“

„Die Erfahrung des Glaubens bewirkt nicht nur ein Ergriffensein angesichts des Lebens, sondern auch ein Ergriffensein angesichts des Nächsten“, betonte der Papst. „Lasst uns immer daran denken, auch in der Kirche: Gott ist Beziehung und er kommt oft in menschlichen Begegnungen zu uns, wenn wir es verstehen, uns dem anderen zu öffnen, wenn wir uns für das Leben derer interessieren, die täglich an uns vorbeigehen, und wenn unsere Herzen nicht teilnahmslos und unempfindlich gegenüber den Wunden der Schwächsten bleiben.“

„Unsere Großstädte und viele europäische Länder wie Frankreich, in denen verschiedene Kulturen und Religionen zusammenleben, stellen in diesem Sinne eine große Herausforderung gegen die Auswüchse des Individualismus, gegen den Egoismus und die Verschlossenheit dar, die Einsamkeit und Leid erzeugen“, ergänzte Papst Franziskus. „Lernen wir von Jesus, um die zu bangen, die in unserer Nähe leben, lernen wir von ihm, der im Angesicht der müden und erschöpften Menschenmenge Mitleid hat und ergriffen ist, der angesichts des verwundeten Fleisches derer, denen er begegnet, Erbarmen empfindet.“

„Und wir wollen Christen sein“, sagte der Papst, „die Gott im Gebet und ihren Brüdern und Schwestern in Liebe begegnen; Christen, die Freudensprünge machen, die beben, die das Feuer des Geistes aufnehmen und sich dann von den Fragen von heute verzehren lassen, von den Herausforderungen des Mittelmeerraums, vom Schrei der Armen, von den ‚heiligen Utopien‘ der Geschwisterlichkeit und des Friedens, die darauf warten, verwirklicht zu werden.“

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