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Christliche Minderheit von Tschad nimmt 100.000 Flüchtlinge aus Sudan auf

Philippe Abbo Chen, Apostolischer Vikar von Mongo/Tschad
Gemeindemitglieder im Apostolischen Vikariat Mongo
Kapelle im Apostolischen Vikariat Mongo

Obwohl die Zahl der Christen im Osten von Tschad nur bei etwa 15.000 liegt, hat die katholische Kirche in der Region mehr als 100.000 Flüchtlinge aufgenommen, die vor den seit Frühjahr 2023 anhaltenden Kämpfen im Nachbarland Sudan geflohen sind. Das berichtete der Apostolische Vikar von Mongo, Philippe Abbo Chen, dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN): „Das sind größtenteils Kinder, alte Menschen und Frauen. Wir bemühen uns, ihnen mit unseren beschränkten Ressourcen zu helfen, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt.“

Kultfreiheit für Christen, aber …

Das Apostolische Vikariat Mongo deckt eine Fläche ab, die in etwa so groß ist wie Frankreich. Die Bevölkerungsdichte sei sehr gering, auf dem riesigen Gebieten lebten rund 1,7 Millionen Menschen – die meisten von ihnen seien muslimischen Glaubens. Christen könnten Gottesdienste und Prozessionen durchführen. Probleme gebe es allerdings dann, wenn ein Muslim zum Christentum konvertiere. Familien hätten mehrfach Gewalt angewendet, um eine Taufe zu verhindern, erklärte Chen. In jüngster Zeit seien junge Imame ins Land gekommen, die in Sudan ausgebildet wurden und eine radikalere Gangart zeigten. „Sie lehnen die Zusammenarbeit mit Angehörigen anderer Religionen ab. Das könnte langfristig ein Problem werden.“

Dennoch werde vielerorts christlichen Geistlichen große Hochachtung entgegengebracht. So sei er selbst mehrfach auch von Muslimen als Vermittler bei gewalttätigen Auseinandersetzungen gerufen worden. Immer wieder komme es zu Zusammenstößen zwischen Nomaden und sesshaften Bauern, berichtete der Apostolische Vikar. Die Nomaden trieben ihre Tiere häufig auf Ackerland von Bauern: „Wenn der Eigentümer den Hirten zur Rede stellt, kommt es oft zu Auseinandersetzungen. Leider sind viele Nomaden stark bewaffnet.“ Diese Konflikte nähmen zu, da sich aufgrund der Klimaveränderungen die Wüste weiter ausbreite.

„Kirche als Zufluchtsort“

In Tschad herrsche seit dem Tod von Präsident Idriss Déby im April 2021 eine „Autoritätskrise“. Chen zeigte sich besorgt über die Zukunft des Landes: „Das Bildungswesen bricht zusammen, die Lebensmittelpreise haben sich verdreifacht. In dieser schwierigen Zeit dient unsere Kirche als Zufluchtsort.“

Die christliche Gemeinde wachse, es gebe hunderte von Taufen. Die vor zehn Jahren errichtete Kathedrale in Mongo sei bereits zu klein, um die vielen Gottesdienstbesucher aufzunehmen. In Kürze könne er zwei Männer zu Priestern weihen, deren Ausbildung „Kirche in Not“ unterstützt hat. „Unsere Minderheitsgemeinde, die in einem riesigen Gebiet verstreut ist, hat eine ursprüngliche missionarische Berufung“, betonte der Apostolische Vikar.

Dschihadistische Gruppen gewinnen an Einfluss

Wie der von „Kirche in Not“ im Frühjahr veröffentlichte Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2023“ feststellt, befindet sich Tschad in einer Phase schwerer Unruhen, die auch religiöse Verfolgung mit sich bringen. Obwohl Muslime und Christen generell gute Beziehungen pflegen, beeinträchtigen Land- und ethnische Konflikte zwischen arabischen und nicht-arabischen Gruppen das Zusammenleben.

In Tschad werden wie in der gesamten Region zunehmend dschihadistische Gruppen wie Boko Haram oder der „Islamische Staat Westafrikanische Provinz“ (ISWAP) aktiv. Etwa 60 Prozent der 16,2 Millionen Einwohner Tschads sind Muslime, 35 Prozent sind Christen.

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