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Krippenkunst, Familienglaube und die älteste Jesus-Figur der Welt

Die älteste Krippe Schwabens, entstanden ab 1618, Aufbau 2022 nach umfassender Restaurierung im Sinne der ursprünglichen Inszenierung in der Barockzeit, von dieser Krippe verbreitete sich das Krippenbrauchtum über ganz Schwaben bis nach Baden-Württemberg.
Das älteste Christkind der Welt, entstanden um 1300 im Dominikanerinnenkloster Leutkirch.

Wer das älteste Jesuskind der Welt sehen will — zumindest als Krippenfigur —, der kommt nach Mindelheim: Im Schwäbischen Krippenmuseum dieser bayerischen Gemeinde findet sich eine hochwertige Sammlung regionaler Krippen aus fünf Jahrhunderten. Sie umfasst das älteste Jesuskind der Welt sowie die älteste Krippe Schwabens.

Das Prunkstück des Museums ist das älteste Jesuskind der Welt. Früher war es im Besitz der Dominikanerinnen; später bei den Franziskanerinnen aus Leutkirch. Einer Legende nach sorgte dieses Jesuskind immer für genügend Brot im Kloster. Frederike Haber, Leiterin des Krippenmuseums in Mindelheim, erzählt: „Diese Figur hier ist so unscheinbar und doch von unschätzbarem Wert, denn es ist das älteste Jesulein der Welt aus der Zeit um 1300.“ 

Die Jesuskind-Verehrung verbreitete sich erst ab dem 15. Jahrhundert, deswegen ist die Figur aus dem 13. Jahrhundert eine „Sensation”. Jesuskind-Figuren waren die direkten Vorläufer der heute bekannten Krippen. Die Bildhauer dieser Epoche legten Wert auf die realistische Darstellung der Figuren der Weihnachtsgeschichte. Dies ebnete den Weg für die Entstehung der ersten Krippen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Während der Gegenreformation begann der Jesuitenorden, Krippen als Mittel der Verkündigung einzusetzen. Unter Gegenreformation versteht man kirchliche Maßnahmen ab 1519, als Reaktion auf die Reformation, mit dem Ziel, protestantisch gewordene Gebiete wieder zum Katholizismus zurückzuführen. Der Jesuitenorden erkannte bei der einfachen Bevölkerung die höhere Wirksamkeit von Bildern gegenüber der gesprochenen Predigt. Die lebensecht wirkenden Figuren, angereichert mit unterschiedlichen Effekten, hinterließen einen bleibenden Eindruck bei den Betrachtern. 

Das Zentrum jeder Krippe bildet das Jesuskind. Maria wird üblicherweise mit einem Gewand in den königlichen Farben rot oder blau dargestellt, während Josef eine wenig wichtigere Rolle zukommt. Auch finden sich Darstellungen von Ochs und Esel, die trotz ihrer Vernunftlosigkeit Gott im Jesuskind erkennen. Die Grundlage dieser Darstellung bildet Jesaja 1,3, wo es heißt: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn, Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“

Im Jahr 1618 errichteten die Jesuiten in Mindelheim die erste schwäbische Krippe. Als Teil der sinnbetonten Frömmigkeitskultur spiegelten sie die damalige Lebensfreude wider. Der Trubel der alltäglichen Dinge scheint das Weihnachtsgeschehen zu verdrängen. In schwäbischen Krippen wurde die Szenerie der Geburt Jesu in eine schwäbische Landschaft versetzt. Die Figuren wurden in traditionelle schwäbische Trachten gekleidet. Auch die Hohepriester trugen Messgewänder, die der damaligen Zeit entsprachen.

Während der Aufklärung wurden die Krippen verboten, da die barocke Frömmigkeit der Massen abgelehnt wurde. Diese Ablehnung gründete sich auf eine Betonung der Vernunft, wodurch Wallfahrten, Bildwerke und Krippen als reaktionär eingestuft wurden. Krippen, mit ihrer barocken Pracht und Fantasie, standen besonders in der Kritik, da man sie als unhistorisch ansah und befürchtete, sie könnten das Volk verdummen. Folglich wurden die Krippen in Kirchen entfernt, was oft zu ihrer Zerstörung oder zum Verkauf führte.

Nicht wenige landeten in Dorfkirchen oder Privathaushalten, was den Grundstein für eine bürgerliche Krippentradition legte. Auch heute noch können die barocken Figuren während der Weihnachtszeit in der Jesuitenkirche betrachtet werden.

Familiensonntag: Mit Kindern vor der Krippe beten

Passend zu diesem Thema präsentiert sich das von der deutschen Bischofskonferenz für den diesjährigen Familiensonntag gewählte Motto „Mit Kindern beten“, denn der besondere Fokus liegt dabei auf dem Beten an der Krippe.

Der Familiensonntag ist eine jährliche Tradition, die am Fest der Heiligen Familie begangen wird und dieses Jahr auf den 31. Dezember fällt. Das diesjährige Motto „Mit Kindern beten” ermutigt Familien, ihren Glauben durch das gemeinsame Beten lebendig zu halten. 

Erzbischof Dr. Heiner Koch, Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz, betonte die Wichtigkeit des Gebets in der Erziehung: „Im Gebet tritt der Mensch in eine lebendige Beziehung zu Gott. In dieser Zwiesprache mit Gott findet der menschliche Glaube einen Ausdruck – auch und besonders, wenn Kinder beten. Sie können in einen lebendigen Austausch mit Gott treten, der alle ihre Lebensbereiche umfasst.“ Er verwies dabei auf die Unterstützung, die Eltern ihren Kindern durch kindgerechte Gebete bieten können.

Ehe-Familie-Kirche”, die neu gestaltete Website zum Familiensonntag, bietet eine Fülle von Materialien und Anregungen für das Beten der Eltern mit ihren Kindern.

 

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