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Kardinal Müller: Für Papstbruder Georg Ratzinger war Musik „Gottesverehrung“

Georg Ratzinger mit seinem Bruder, Papst Benedikt XVI.

Kardinal Gerhard Müller hat am Montag den 2020 verstorbenen Papstbruder Georg Ratzinger gewürdigt, der am 15. Januar seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Während Joseph Ratzinger als Theologe, Erzbischof, Kardinal und schließlich Papst bekannt war, galt die Liebe von Georg Ratzinger der Musik. Von 1964 bis 1994 war er für die Regensburger Domspatzen verantwortlich.

„Für Georg Ratzinger war der priesterliche Dienst kein Gegensatz zum kirchenmusikalischen Auftrag“, rief Müller, der einstige Präfekt der Glaubenskongregation, in der römischen Kirche Santa Maria dell’Anima in Erinnerung. „Denn die Musica Sacra ist ein integraler Bestandteil der Liturgie als höchste Form der Gottesverehrung und keineswegs nur ein ornamentales Beiwerk. Sie fördert ‚die Ehre Gottes und die Heiligung der Gläubigen‘.“

Ausdrücklich verwies Müller auf „die große Bedeutung der Regensburger kirchenmusikalischen Tradition mit ihrem Beitrag zur Wiederentdeckung des Gregorianischen Gesangs“: „Ihr fühlte sich Georg Ratzinger verpflichtet und ist zu deren überragendem Vertreter und Erneuer geworden.“

In seiner Predigt wurde Müller auch persönlich: „Als ich im November 2002 zum Bischof von Regensburg berufen wurde, lernte ich Domkapellmeister Georg Ratzinger auch persönlich näher kennen. Nicht selten war er bei mir im Bischofshaus zu Gast und ebenso oft habe ich ihn zu verschiedenen Gelegenheiten in seiner Wohnung in der Luzengasse, nicht weit vom Dom, besucht.“

„Aus diesen vielen Begegnungen und persönlichen Erfahrungen habe ich diese Überzeugung gewonnen: Georg Ratzinger war ein zutiefst ehrlicher Mensch, ein überzeugter Christ, ein verständnisvoller Seelsorger und ein genialer Künstler, dem die Musik nicht selbst-bezogene Unterhaltung, sondern Gottesverehrung war“, führte der Kardinal aus.

„Der über 90-jährige emeritierte Domkapellmeister sah sich am Ende seines verdienstreichen Lebens noch mit dem ungerechten Vorwurf konfrontiert, seiner Verantwortung angesichts bösartiger Übergriffe einzelner Mitarbeiter auf die ihm anvertrauten Jugendlichen nicht gerecht geworden zu sein“, erinnerte Müller, um dann zu betonen: „Mit der hinterhältigen Stereotype, dass diese Untaten ‚systemisch‘ bedingt gewesen seien, wurde der Eindruck erweckt, die Menschenwürde und das Wohl der jungen Sänger seien auf dem Altar des Ruhms des Chores und des Glanzes des Domkapellmeisters geopfert worden. Wer aber die Bekenntnisse von vielen Beteiligten gehört hat und wer – wie ich selbst seit Jahrzehnten – Georg Ratzinger persönlich gut kannte, der weiß, dass sich bei ihm die Forderung musikalischer Höchstleistungen und die Förderung des geistigen und seelischen Wohls der Heranwachsenden wechselseitig bedingten.“

So gelte: „All diese grundlose Polemik kann seine Lebensleistung als Leiter einer der weltbesten Knabenchöre und als milder und zugleich väterlicher Freund ‚seiner Buben‘ – auch weit über ihre Jugendzeit hinaus – nicht mindern oder eintrüben.“

Georg Ratzinger bleibe „in unser aller Erinnerung ein Vorbild als Christ, Priester, Kirchenmusiker und vielen ein lieber Freund und Fürsprecher im Himmel“, schloss Müller.

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