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Kardinal Müller: Auch Kardinäle können dem Papst „keinen absoluten Gehorsam versprechen“

Kardinal Gerhard Müller

Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, hat betont, auch Kardinäle könnten dem Papst „keinen absoluten Gehorsam versprechen“. Das unfehlbare Lehramt sei an die Heilige Schrift und die Tradition gebunden, aber auch an die Lehrentscheidungen anderer Päpste, wie es die deutschen Bischöfe im Kulturkampf betonten und darin von Papst Pius IX. bestätigt wurden.

Gegenüber „Crisis Magazine“ erläuterte Müller am Donnerstag, wenn es einen „eklatanten und notorischen“ Widerspruch gegen „die Lehre der Heiligen Schrift oder die dogmatischen Definitionen der Glaubenslehre“ durch den Papst gäbe, „wären die Gläubigen nicht mehr verpflichtet, ihm zu gehorchen, und er würde sozusagen selbst sein Amt verlieren“.

„In der Praxis würde dies jedoch, wie im Spätmittelalter, die Kirche in verschiedene Gehorsamsgruppen spalten, je nachdem, wer seinen Papst für den legitimen Nachfolger Petri hält“, führte der Kardinal aus.

„Papst Benedikt war in der wechselvollen Geschichte der Päpste in Bezug auf theologische Tiefe und Präzision der Ausdrucksweise eher eine Ausnahme als die Regel“, betonte Müller. „Aber die Bischöfe und der Papst müssen sich auch der Grenzen ihres Auftrags bewusst sein. Sie dürfen ihre von Christus gegebene Autorität nur dazu nutzen, die Menschen durch das Wort Gottes und die heiligen Sakramente zu Christus zu führen (und keinesfalls die Glaubwürdigkeit der Kirche durch Vetternwirtschaft und Günstlingswirtschaft, durch zeitgeistige Anbiederung zu beschädigen).“

„Es kann auch keinen absoluten oder gar pragmatischen Gegensatz zwischen Lehre und Seelsorge geben, denn Christus selbst ist in seiner Person der Lehrer und Hirte“, sagte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Bischof von Regensburg und Dogmatikprofessor weiter. „Die Lehre der Kirche kann heute keineswegs als bekannt vorausgesetzt werden (leider auch nicht von allen Bischöfen, wofür es genügend Beispiele gibt), um sich dann allein auf die pastorale Anwendung auf einzelne Menschen oder ‚Randgruppen‘ zu konzentrieren. Es reicht nicht aus, sich mit sogenannten ‚Transpersonen‘ ablichten zu lassen, sondern man muss auch den Mut haben, die körperfeindliche Geschlechtsumwandlung als schwere Sünde gegen den Willen des Schöpfers zu benennen.“

„Päpstliche Interviews können hilfreich sein und Menschen in ihrem Glauben ermutigen und Orientierung geben“, räumte Müller ein. Aber: „Sie sind keine verbindlichen Dokumente, die den Glauben der Kirche autoritativ auslegen. Wenn sich die mediale Aufmerksamkeit für die Kirche weltweit auf den Papst konzentriert, sollte beachtet werden, dass Katholiken an Christus glauben und nur von ihm das Heil erwarten können und dass der Papst und die Bischöfe nur seine Diener sind.“

Müller gilt als einer der schärfsten – und theologisch versiertesten – Kritiker mehrerer Äußerungen und Amtshandlungen von Papst Franziskus. Zuletzt übte er eine Fundamentalkritik an der vom Pontifex unterzeichneten Erklärung Fiducia supplicans des Dikasteriums für die Glaubenslehre, wonach „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“ unter bestimmten Umständen erlaubt seien.

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