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Religiöse Spannungen in Indien: Bischöfe rufen zu einem Tag des Gebets und Fastens auf

Indische Bischöfe beten zum Abschluss ihrer Konferenz am 7. Februar 2024

Die katholische Kirche in Indien hat dazu aufgerufen, den 22. März als „Tag des Gebets und des Fastens für Frieden und Harmonie im Lande“ zu begehen.

„Es gibt eine noch nie dagewesene religiöse Polarisierung, die der geschätzten sozialen Harmonie in unserem Land schadet und die Demokratie selbst gefährdet“, heißt es in einer Erklärung zum Abschluss der 36. zweijährlichen Versammlung der Katholischen Bischofskonferenz Indiens (CBCI) in Bangalore.

„Es ist zu befürchten, dass spalterische Haltungen, Hassreden und fundamentalistische Bewegungen das pluralistische Ethos aushöhlen, das unser Land und seine Verfassung immer geprägt hat. Die von der Verfassung garantierten Grund- und Minderheitenrechte dürfen niemals ausgehöhlt werden“, hieß es in der Erklärung.

Hindu-Flaggen auf Kirchen und Moscheen gehisst

Die ungewöhnlich kritische Erklärung der indischen Kirche wurde als Kritik an der Regierung von Premierminister Narendra Modi, dem Führer der BJP (Bharatiya Janata Party), verstanden, der nach Ansicht von Beobachtern seit seinem Amtsantritt 2014 eine hindu-nationalistische Agenda verfolgt.

In Indien leben über eine Milliarde Anhänger des Hinduismus.

Millionen Hindus verfolgten am 22. Januar die Live-Übertragung der Einweihung eines großen Tempels in Ayodhya im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh, der Ram gewidmet ist, einer bedeutenden Hindu-Gottheit Nordindiens.

Modi nahm an der Zeremonie teil und nannte diese Feier einen „historischen Tag“. Er ermutigte die Menschen, die Eröffnung des Tempels zu feiern, indem sie ihre Häuser schmückten und Öllampen anzündeten, berichtete UCA News.

Christen und Muslime schlugen Alarm, als Hindu-Fundamentalisten auf die Straße gingen und safranfarbene Hindu-Fahnen auf Kirchen und Moscheen hissten.

Die lokalen Behörden im BJP-regierten Madhya Pradesh unternahmen jedoch nichts gegen das, was von vielen als antichristlicher und antimuslimischer Akt angesehen wurde.

Der Polizeichef des Distrikts Jhabua, Agam Jain, erklärte, als er zu einem der Vorfälle in einer Kirche befragt wurde: „Wir baten ihn [den Pfarrer] um eine Beschwerde, um in der Angelegenheit tätig zu werden, aber er weigerte sich mit der Begründung, er habe nichts zu beanstanden, da ihm die Personen, die die Fahne auf dem Haus angebracht hatten, bekannt seien. Er wollte keine Beschwerde einreichen“, berichtete der New Indian Express.

Zunehmende Verfolgung von Christen

Indiens Bevölkerung besteht zu 79,8 Prozent aus Hindus, zu 14,2 Prozent aus Muslimen und zu 2,3 Prozent aus Christen. Im Bundesstaat Uttar Pradesh – Indiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat mit 230 Millionen Einwohnern – sind nur 0,18 Prozent Christen.

Im Dezember veröffentlichte das United Christian Forum (UCF), das ökumenische Forum, das antichristliche Gewalt in dem Bundesstaat überwacht, eine Liste mit 687 Vorfällen von Gewalt gegen Christen in den ersten 334 Tagen des Jahres 2023. Der Bericht stellte auch fest, dass sporadische Vorfälle von antichristlicher Gewalt endemisch geworden sind, seit die BJP und Modi 2014 an die Macht kamen.

Während 2014 nur 147 Vorfälle von Gewalt gegen Christen gemeldet wurden, wies die UCF darauf hin, dass die Zahl der Vorfälle seither kontinuierlich auf 687 im Jahr 2023 angestiegen ist.

Als Reaktion auf die zunehmenden Vorfälle von Verfolgung, sagte die Erklärung der Bischöfe: „Wir appellieren an unsere politischen Führer, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Grundstruktur der Verfassung zu bewahren, insbesondere die Präambel, die Indien zu einer ‚souveränen, sozialistischen, säkularen, demokratischen Republik, die der Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit verpflichtet ist‘, erklärt.“

(Die Geschichte geht unten weiter)

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In der Zwischenzeit gab es einen Chor von Protesten quer durch das politische Spektrum. Führende BJP-Politiker forderten die Streichung der Worte „säkular“ und „sozialistisch“ aus der indischen Verfassung, da Hindu-Nationalisten das Thema vor den Obersten Bundesgerichtshof gebracht haben.

„Es gibt eine weit verbreitete Wahrnehmung, dass die wichtigen demokratischen Institutionen des Landes schwächeln, die föderale Struktur unter Druck steht und die Medien ihre Rolle als vierte Säule der Demokratie nicht erfüllen“, beklagten die indischen Bischöfe.

Die Versammlung der Bischöfe der 174 indischen Diözesen forderte „alle Bürger auf, sich als Wähler registrieren zu lassen und ihre heilige Pflicht, klug zu wählen, wahrzunehmen, damit wir Führungspersönlichkeiten wählen, die sich für die Werte der Verfassung und die Verbesserung der Lage der Armen einsetzen“.

Nach Angaben der indischen Wahlkommission sind schätzungsweise 986 Millionen Menschen in Indien berechtigt, an den allgemeinen Wahlen teilzunehmen, die voraussichtlich in diesem Frühjahr stattfinden werden.

„Angesichts der bevorstehenden Parlamentswahlen sollten alle wahlberechtigten Christen motiviert sein, ihre Stimme abzugeben, da dies eine wichtige Pflicht ist“, forderte Erzbischof Leopoldo Girelli, apostolischer Nuntius in Indien, in seiner Eröffnungsrede vor der CBCI-Versammlung am 31. Januar.

Bei der Stimmabgabe, so der Nuntius, „muss man bedenken, dass der Vertreter die Religionsfreiheit respektieren, die Menschenwürde wahren und den demokratischen Prozess fördern wird“.

Während Indien „als aufstrebende Wirtschaftsmacht in der Welt anerkannt ist“, so die Erklärung der CBCI, „scheint die wirtschaftliche Entwicklung des Landes nur einem kleinen Prozentsatz zugute gekommen zu sein. Die Arbeitslosigkeit hat stark zugenommen. Die massive Migration hat vielen Menschen unsägliches Leid gebracht.“

„Auch die wissenschaftliche und technologische Entwicklung hat die Mehrheit unserer Bevölkerung, insbesondere in den ländlichen Gebieten, nicht erreicht, was zu einer digitalen Kluft geführt hat“, stellte die Erklärung der CBCI-Vollversammlung fest, die das Thema „Die Antwort der Kirche auf die aktuelle gesellschaftspolitische Situation im Land und die Vorteile und Herausforderungen der künstlichen Intelligenz“ diskutierte.

Die Versammlung erkannte zwar die „enormen Vorteile der künstlichen Intelligenz in den Bereichen Gesundheitswesen, Landwirtschaft, Bildung und Forschung“ an, warnte aber auch davor, dass dieselben Technologien zu Werkzeugen werden können, die „Hass, Gewalt, Manipulation und sozialen Fanatismus verbreiten“.

Die indischen Bischöfe wiesen darauf hin, dass „menschliche Daten, die von digitalen Plattformen und KI gesammelt werden, missbraucht werden können, um die Privatsphäre des Einzelnen und der Familie zu untergraben“ und forderten die Regierung auf, „die Entwicklung und den Einsatz von KI zu regulieren, um die besten Praktiken zu fördern und Missbrauch zu verhindern.“

„Wenn wir uns jetzt nicht zu Wort melden, wann werden wir es dann tun?“, sagte ein ranghoher Erzbischof gegenüber CNA auf die Frage nach dem stark kritischen Tenor der Erklärung.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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