Köln, 16 Februar, 2024 / 3:30 PM
In Sachen Missbrauch sei man „noch weit entfernt“ von einer „Kehrtwende“ in der gesamten Kirche, auch wenn es in vielerlei Hinsicht „Veränderungen“ gegeben habe, sagte der Jesuit und Missbrauchsexperte Hans Zollner am Freitag gegenüber dem Kölner Domradio.
„Es gibt immer noch viele Gegenden in dieser Welt, in denen die katholische Kirche, Bischöfe, Provinzielle, aber auch Laien einen weiten Bogen um das Thema Missbrauch und Prävention von Missbrauch machen“, erläuterte Zollner. „Sie glauben, dass das für sie kein Thema sei, dass es längst vorbei sei, und dass es in ihren Gegenden und Ländern so etwas nicht gäbe. Es kann auch sein, dass sie persönlich Verantwortung für Versagen tragen, diese jedoch nicht übernehmen wollen.“
Zollner war bis 2023 Teil der Päpstlichen Kinderschutzkommission und leitet an der Päpstlichen Universität Gregoriana das Institut für Anthropologie.
Über seinen Rückzug aus der Kommission sagte der Jesuit: „Ich habe als einen der Gründe genannt, dass mir nicht klar war, wofür die Kommission verantwortlich ist, und wie sie die Dinge, die ihr angetragen werden und für die sie sich selber auch verantwortlich zeigen will, umsetzen kann: Wie kann sie die Aufgaben, die die Kommission als ihre eigenen definiert, überhaupt erfüllen, wenn die Anzahl von Mitarbeitenden generell gering ist und die entsprechende Zahl von Fachvertretern sehr begrenzt ist, vor allem im Bereich Kirchenrecht?“
„Also ich sehe nicht, dass man zu dem kommt, was man eigentlich vorgibt“, fasste er zusammen. „Da konnte und wollte ich auch deswegen nicht mehr mitmachen.“
In den nächsten Jahren gelte es, „weiterhin an der Veränderung von kirchenrechtlichen und anderen Normen“ zu arbeiten: „Es muss vor allem zu einer größeren Sensibilisierung, zur Begegnung mit Betroffenen kommen. Ich glaube, das ist unsere Aufgabe, unsere moralische Verantwortung.“
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