Davos, 20 Januar, 2017 / 10:24 AM
Er zeichnet ein "aktiveres" Portrait der vatikanischen Diplomatie, die eine Führungsrolle übernommen hat und darauf zielt, "gegen die Armut zu kämpfen, Brücken zu bauen, für den Frieden zu arbeiten." Und er betont die Notwendigkeit Europa erneut "eine Seele zu geben." In Davos zum Weltwirtschaftsgipfel, dem "World Economic Forum" nimmt Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an einem Gespräch teil, von dem Radio Vatikan berichtete.
Die Nummer eins der päpstlichen Diplomatie bemerkt zuerst, dass die vatikanische Diplomatie mittlerweile als "globale Führungskraft anerkannt ist", weil sie diese Rolle des Papstes anerkennen. Dieser – fügt er hinzu - hat der vatikanischen Diplomatie drei Ziele gesetzt. Erstens: Gegen die Armut kämpfen. Zweitens: Brücken bauen. Drittens: Den Frieden auf Erden erlangen. Wir folgen dieser Linie und versuchen in den Situationen einzugreifen, in denen es möglich ist.
Dazu gehört auch, als eine der hauptsächlichen Aktivitäten des Heiligen Stuhles, "die Religionsfreiheit zu schützen, zu verteidigen und zu fördern", die "das erste der Menschenrechte ist", denn "wenn die Religionsfreiheit nicht geschützt wird, dann werden auch die anderen Menschenrechte nicht gewahrt und gefördert."
"Wir spüren wirklich – so Kardinal Parolin – dass wir nicht nur für die Freiheit der Kirche oder die Freiheit der Katholiken arbeiten: Wenn wir von Religionsfreiheit sprechen, dann tun wir etwas für alle! Und es ist ein Interesse aller, aller Gläubigen, die verschiedenen Religionen angehören und das Herz der Handlungen des Heiligen Stuhls." Denn die Verteidigung der Religionsfreiheit ist nicht nur Verteidigung der Gläubigen, sondern der menschlichen Person, in der man, so der Kardinalstaatssekretär, den transzendenten Aspekt nicht vernachlässigen kann.
Der Kardinal beschäftigt sich dann mit der Krise der Europäischen Union und betont, dass der Einsatz der Diplomatie des Heiligen Stuhls darin bestehe "Europa heute - lasst es mich so sagen - erneut eine Seele zu geben. Eine Seele für Europa! Vielleicht wiederhole ich die Dinge immer wieder, aber das ist ein sehr, sehr wichtiger Punkt: Den Menschen in all seinen Dimensionen anerkennen. Das Risiko heute besteht darin, die Person nur auf eine ökonomische und materilelle Dimension zu reduzieren."
Daher müsse man zu den "Gründervätern Europas" zurückkehren, eine Idee Europas suchen, die nicht nur aus Märkten und Ökonomie besteht, sondern auch aus Personen. Und die Religion – so der Leiter der vatikanischen Diplomatie – spielt in all dem eine wichtige Rolle, sie darf nicht nur "in die Privatsphäre verbannt werden", sie betrifft nicht nur "die Gefühle", sondern hat auch "im öffentlichen Bereich etwas zu sagen." Und das ist kein Diskurs, der nur die katholische Kirche betrifft, sondern alle Religionen. "Wir fordern keinerlei Privileg" so der Kardinal.
Gerade durch eine bedeutendere Rolle der Religionen kann man auf den religiös fundierten Terrorismus antworten, der eine "klare Manipulation der Religion ist", wie der Papst mehrfach gesagt hat.
Der Papst widmet dem Thema der Immigration große Aufmerksamkeit. Der Kardinal unterstreicht, dass "die große Herausforderung heute sei, die Unterschiede nicht zu Quellen der Auseinandersetzung sondern gegenseitiger Bereicherung zu machen. Es besteht die Angst, die eigene Identität zu verlieren, aber das Sich-Verschliessen, die Verweigerung der Annahme des anderen, ist eine Haltung, die verarmen lässt und nicht eine, die voranbringt. Man muss zusammenarbeiten und Europa schafft es leider nicht, eine gemeinsame Politik zur Migration zu erarbeiten."
Am Ende spricht er noch das Thema der nuklearen Abrüstung an, die Teil jener Utopie der kompletten Abrüstung ist, die seit jeher vom Heiligen Stuhl verfolgt wird. Kardinal Parolin erklärt: "Wir denken mit der internationalen Gemeinschaft über die Moralität des Begriffs der atomaren Abschreckung nach. Und erneut müssen wir sagen, dass ein Friede, der auf Angst gegründet ist, kein Friede ist."
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