Budapest, 05 März, 2024 / 8:00 AM
Am vergangenen Montag wurde Tamas Sulyok vom Parlament zum neuen ungarischen Präsidenten gewählt. Wer ist das katholische Staatsoberhaupt?
Der neue Repräsentant der ungarischen Nation, zugleich Präsident des Verfassungsgerichts, fordert ein „Europa, in dem Werte wichtiger sind als Interessen“, wie das Nachrichtenportal „Hungary Today“ berichtet.
Der aus einer Juristenfamilie stammende Katholik wurde nach dem turbulenten Rücktritt von Staatspräsidentin Katalin Novák zum neuen Staatsoberhaupt erklärt. Seine Familie hat die kommunistische Machtausübung hautnah erlebt. 1945 musste sein Vater für ein Jahrzehnt als Anwalt pausieren, weil ein ehemaliger Prozessgegner ein hohes Amt in der kommunistischen Partei bekleidete.
Forderung nach einem europäischen Wertesystem
„Mit all meinen Handlungen möchte ich die Einigkeit zum Ausdruck bringen, dass wir Ungarn stolz sind, europäische Menschen mit einer mehr als tausendjährigen Geschichte, entschlossen, unsere Rechte mit allen Mitteln durchzusetzen, und dass wir dies mit Überzeugung, Emotion und Humor tun“, betonte Sulyok in seiner Antrittsrede.
Sein „Ungarischsein“ sei die „Grundbewegung“ seiner menschlichen Existenz: „Meine Muttersprache, meine Kultur, meine Familie, meine Arbeit, mit anderen Worten, alles hängt damit zusammen“, betonte Sulyok und fügte hinzu: „Wer Ungar ist, ist auch Europäer.“
Sulyok sieht die Möglichkeit eines europäischen „Wertesystems“, das sich aus den einzelnen „Verfassungswerten der Mitgliedstaaten“ zusammensetzt, die nicht unabhängig von der nationalen Identität sein könnten.
Die Mitgliedsländer der Europäischen Union könnten keine Souveränitätsrechte, sondern nur Kompetenzen übertragen. Die „staatsbildenden Faktoren“ seien daher ausschließlich die jeweiligen politischen Nationen. Aus diesem Grund sei die Europäische Union kein Staat.
„Die Befürchtungen unserer Vorgänger, dass wir uns nach dem Vertrag von Trianon in einem Schmelztiegel anderer Völker auflösen würden, waren vielleicht noch nie so realistisch wie heute", sagte er.
Gesetzgeber benötigen moralische Legitimation
Sulyok habe als Einwohner von Szeged regelmäßig die dortige Kirche besucht, sagte der Dompfarrer von Szeged. Er sei christlich erzogen worden und seine Frau habe in einer Seelsorgemission der Franziskaner gearbeitet, berichtete das Domradio.
Für ihn sei es eine Tatsache, dass die Grundidee zur Gründung der EU aus dem „christlichen Gedankengut“ stamme. Die Idee sei aus der Paneuropa-Bewegung hervorgegangen.
Europäische Vordenker wie Otto von Habsburg hätten das Ziel gehabt, „die Einheit eines christlichen Europas frei von Nihilismus, Atheismus und Kommunismus zu schaffen“, zitiert die pfingstkirchliche Wochenzeitung „Hetek“ aus einem Text Sulyoks.
Zur Untermauerung zitierte Sulyok mehrere Aussagen dieser Persönlichkeiten, wonach Demokratie notwendigerweise nur christlich sein könne, denn wenn sie christenfeindlich sei, führe sie unweigerlich zu Anarchie oder Tyrannei.
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