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Kirchenhistoriker Wolf: Bischöfe „brauchen Rückgrat“, um verheiratete Priester zu fordern

Hubert Wolf

Der an der Universität Münster lehrende Kirchenhistoriker und Priester Hubert Wolf hat erklärt, die Bischöfe „brauchen Rückgrat“, um beim Papst für verheiratete Priester einzustehen.

Er stelle die Frage, warum die Bischöfe „nach Ende der Coronapandemie“ nicht zu Papst Franziskus gegangen seien und „um ein Indult für Amazonien“ gebeten hätten: „Wenn 80 Prozent der Bischöfe auf der Amazonassynode“ für verheirate Priester „gestimmt haben, dann müssten doch jetzt 80 Prozent dieser Bischöfe genau dies tun – also um ein Indult für die Weihe verheirateter Männer bitten“.

„Wenn zu den Amazonasbischöfen noch fünf Schweizer Bischöfe und 20 Bischöfe aus anderen europäischen Ländern hinzukommen würden, dann möchte ich sehen, wie Franziskus reagiert“, so Wolf am Sonntag gegenüber kath.ch. „Darf man Katholikinnen und Katholiken in Amazonien länger die Feier der sonntäglichen Eucharistie vorenthalten und sie damit eines zentralen Gnadenmittels berauben, wie es schon seit Jahren geschieht?“

„Wir haben den Beschluss der Amazonassynode“, betonte der Kirchenhistoriker. „Wir haben in unserer Kirche – insbesondere in den unierten Ostkirchen – verheiratete Männer als Priester. Diesen ersten Schritt sollten wir nun umsetzen, und zwar, wenn notwendig, in durchaus unterschiedlicher Geschwindigkeit in den verschiedenen Regionen der Weltkirche, katholisch eben!“

„Die immer wieder eingeschärfte Sonntagspflicht hat als Kehrseite ein Recht der Gläubigen auf eine Eucharistiefeier in ihrer Kirche“, erläuterte Wolf. „Und der Bischof hat gefälligst dafür zu sorgen, dass das möglich wird. Wenn nicht, würde ich von einer strukturellen Sünde unserer Kirche sprechen. Weiter tatenlos zusehen, ist für Nachfolger der Apostel schlicht unwürdig.“

Die derzeitige kirchliche Disziplin zum Zölibat fasst das Kompendium zum Katechismus der Katholischen Kirche mit den Worten zusammen: „Für den Episkopat wird der Zölibat immer verlangt. Für den Presbyterat werden in der lateinischen Kirche normalerweise gläubige Männer ausgewählt, die zölibatär leben und den Willen haben, den Zölibat ‚um des Himmelreiches willen‘ (Mt 19,12) beizubehalten; in den Ostkirchen ist es nicht gestattet, nach dem Empfang der Weihe zu heiraten. Zum ständigen Diakonat können auch bereits verheiratete Männer zugelassen werden.“

Anders als die Lehre kann die Disziplin der Kirche prinzipiell geändert werden. Die priesterliche Ehelosigkeit hat indes eine lange Tradition und geht bis auf die frühe Kirche zurück, wie verschiedene renommierte Theologen und Historiker herausgearbeitet haben.

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