Redaktion, 29 März, 2024 / 7:42 PM
Im Petersdom hat der päpstliche Prediger in der Karfreitagsliturgie — gefeiert von Papst Franziskus — die Allmacht Gottes in der Kreuzigung Jesu erklärt.
In seiner Predigt am Karfreitag im Petersdom zog der Kardinal und Kapuziner Raniero Cantalamessa eine tiefe Parallele zwischen der Erhöhung Christi am Kreuz und der Offenbarung Gottes selbst, die er mit den Worten Jesu aus dem Johannesevangelium umriss: „Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin“ (Joh 8,28).
Gegen 17 Uhr römischer Zeit begann die Feier vom Leiden und Sterben Jesu Christi in der Basilika: Papst Franziskus kam im Rollstuhl und in rotem Messgewand den Petersdom. Vor dem Papstaltar unter dem Baldacchino von Bernini (der wegen Restaurierungsarbeiten eingerüstet ist) hielt der Heilige Vater inne, während die Gemeinde niederkniete.
Nach dem Passionslied aus dem Johannes-Evangelium eröffnete Cantalamessa, der nach über 40 Jahren als Prediger im Päpstlichen Haus 2020 zum Kardinal ernannt wurde, seine Predigt.
Kardinal Cantalamessa predigt im Petersdom. Daniel Ibáñez / CNA Deutsch
Cantalamessa erklärte: „Er sagt einfach ‚ICH BIN', ohne jede Präzisierung. Das gibt seiner Aussage eine absolute, metaphysische Tragweite.“ Dies verdeutlicht die direkte Verbindung zu Gottes Selbstoffenbarung im Alten Testament und hebt die einzigartige Neuheit des Christuswortes hervor.
In seiner Reflexion über die radikale Vorstellung von Gottes Macht, die sich in der Ohnmacht Christi am Kreuz manifestiert, betonte der Prediger: „Gott ist allmächtig, gewiss; aber welche Macht ist das? [...] Die wahre Allmacht Gottes ist die totale Ohnmacht von Golgatha.“
Cantalamessa hob hervor, dass die Herausforderung und Umwälzung, die Jesus in Bezug auf die menschliche Vorstellung von Gott darstellt, immer wieder neu erfahren werden muss: „Die Vorstellung von Gott, die Jesus zu verändern kam, tragen wir leider alle in uns, in unserem Unterbewusstsein.“
Bezüglich des Triumphs Christi durch seine Auferstehung sagte Cantalamessa: „Aber wie wird dieser Triumph manifestiert? Die Auferstehung findet im Verborgenen statt, ohne Zeugen.“ Dies betont die demütige Natur des göttlichen Triumphes, der sich von menschlichen Vorstellungen von Sieg und Macht grundlegend unterscheidet.
Zur universellen Einladung Jesu äußerte Cantalamessa: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28). Er interpretierte dies als Ausdruck der tiefen Solidarität Jesu mit der leidenden Menschheit.
Der Kardinal schloss seine Predigt mit einer kraftvollen Erinnerung an die Unzertrennlichkeit der Christen von der Liebe Gottes in Christus Jesus, wobei er Paulus zitierte: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? [...] Weder Tod noch Leben [...] können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,35-39).
Mit diesen Worten betonte Cantalamessa die zentrale Botschaft des Karfreitags: Die Erkenntnis und Annahme der wahren Natur Gottes und seiner Liebe, offenbart durch das Kreuz und die Auferstehung Christi.
Am Ende der Predigt von Cantalamessa saßen die Gläubigen einen Moment lang in tiefer Stille und Betrachtung.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Nach den Karfreitagsfürbitten blieb ein Diakon, flankiert von zwei Kerzenträgern, an drei verschiedenen Stellen im Mittelschiff der Basilika stehen und rief immer lauter "Ecce lignum crucis" — "Seht das Holz des Kreuzes" — und nach dem dritten Ausruf brachte der Diakon das nun unverhüllte Kruzifix zum Papst.
Dieser dramatische Moment der Enthüllung und Verehrung des Kreuzes, begleitet vom Ausruf "Ecce lignum crucis" hat seine Wurzeln in einer seit dem 7. oder 8. Jahrhundert etablierten Praxis innerhalb der lateinischen Liturgie, die ursprünglich auf die Kirche von Jerusalem zurückgeht.
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