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Emeritierter Churer Bischof Vitus Huonder nach schwerer Krankheit verstorben

Bischof emeritus Vitus Huonder

Der emeritierte Churer Bischof Vitus Huonder ist am Mittwochmittag nach schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren im Institut Sancta Maria in Wangs gestorben. Zuletzt hatte er mit seinem Umzug in ein Institut der Priesterbruderschaft St. Pius X. und seinen Aussagen zur Haltung von Papst Franziskus gegenüber der Piusbruderschaft für Aufsehen gesorgt.

Bischof Huonder habe im Institut täglich die Möglichkeit gehabt, die Eucharistie zu empfangen, hieß es in einer Pressemitteilung der Priesterbruderschaft St. Pius X. „Bischof Huonder zeigte sich sehr gerührt und dankbar für die geistliche und mitbrüderlichen Unterstützung, die er erhielt“, hieß es weiter.

Huonder wurde 1942 im schweizerischen Trun geboren und besuchte das Gymnasium der Benediktiner in Disentis. Nach der Matura trat er ins Noviziat ein.

Ab 1965 studierte er Theologie am Päpstlichen Athenaeum Sant’Anselmo in Rom, hatte aber Zweifel an seiner Berufung und trat aus dem Kloster aus. Nach einer Tätigkeit in der Jugendarbeit nahm er das Theologiestudium wieder auf und wurde am 25. September 1971 zum Priester geweiht.

Mit seiner Dissertation über ein alttestamentliches Thema promovierte er zum Doktor der Theologie. Danach übernahm er einen Lehrauftrag an der Theologischen Hochschule Chur und war gleichzeitig als Pfarrer tätig.

1989 habilitierte sich Huonder an der Universität Freiburg im Fach Liturgiewissenschaft.

Am 8. Juli 2007 bestätigte Papst Benedikt XVI. die Wahl des Churer Domkapitels, und Huonder wurde Bischof von Chur. Huonders Wahlspruch lautete: „Instaurare omnia in Christo“ – Alles in Christus erneuern.

Während seiner Amtszeit geriet er immer wieder in die Kritik, etwa wegen seiner Aussage, das göttliche Recht stehe über den Menschenrechten, oder wegen seiner Äußerungen zur Sexualerziehung in der Schule.

So schrieb Huonder in einem Hirtenbrief 2011 beispielsweise: „Die Kirche nimmt die Menschenrechtserklärung zur Kenntnis.“ Jedoch messe die Kirche gleichzeitig die Aussagen und Forderungen dieser Rechte an der „Wahrheit der göttlichen Offenbarung“. Letztlich fielen und stünden die Menschenrechte immer mit dem „Respekt vor dem Gottesrecht“.

Einen weiteren Hirtenbrief verfasste er 2013 über die „Gender-Ideologie“: „Tatsächlich handelt es sich bei dieser Ideologie aber um einen Angriff auf Ehe und Familie als die tragenden Strukturen unserer Gesellschaft. Ungerechtigkeit im Verhältnis der Geschlechter kann durch die Leugnung der Geschlechterpolarität nicht behoben werden. Deshalb lehnt die Kirche die Ideologie des Genderismus ab“.

Huonders Umzug zur Piusbruderschaft

In einer Videoreihe des YouTube-Kanals „Certamen“ hat der emeritierte Bischof erklärt, er habe 2015 von dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, den Auftrag erhalten, Gespräche mit Vertretern der Priesterbruderschaft St. Pius dem X. zu führen. Dabei sollte eine „freundschaftlich-zwischenmenschliche Beziehung zur Gemeinschaft“ hergestellt werden.

Gleichzeitig sollten einige Fragen im Zusammenhang mit den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils geklärt werden. Laut Huonder standen hierbei vor allem die Fragen der Liturgie, das Selbstverständnis der Kirche, die Ökumene, die Religionsfreiheit und das Verhältnis zwischen Kirche und Staat im Vordergrund.

„Die Gespräche sollten insbesondere den Weg zur kanonischen Anerkennung der Priesterbruderschaft ebnen“, erklärte er.

Als er als Bischof von Chur 2019 aus Altersgründen von seinem Amt zurücktrat, verlegte er seinen Wohnsitz in das Institut Sancta Maria in Wangs. Dieses Institut gehört zur Priesterbruderschaft St. Pius X.

Sein Umzug wurde laut Huonder von der vatikanischen Kommission Ecclesia Dei „positiv bewertet“. Ecclesia Dei war eine päpstliche Kommission, die sich um die der Tradition verbundenen katholischen Gemeinschaften kümmern sollte. Weiter führt er aus: „Sie hat mich dazu auch ausdrücklich ermutigt.“

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Neubewertung der Lage der Kirche

Durch seinen Umzug habe Huonder einen „neuen Blick auf die vergangenen 70 Jahre des kirchlichen Lebens“ erhalten. Man könne auch von einer „retractatio“, einer „neuen Beurteilung der Lage des Glaubens zur Zeit des Konzils und danach sprechen.“

Es sei ihm klar geworden, warum „die Kirche dort angelangt ist, wo sie zur Zeit steht“. Die Kirche befinde sich in einer „der größten Krisen ihrer Geschichte“, so Huonder wörtlich.

„Der Glaube ist der Weg zum Heil. Er darf daher nicht verfälscht werden. Von diesem Grundsatz aus müssen die Bruderschaft (FSSPX) und ihr Gründer beurteilt werden“, so Huonder in dem Video.

Außerdem sagte er wörtlich: „In diesem Sinn hat sich Papst Franziskus gegenüber mir geäußert und gesagt: Sie sind keine Schismatiker.“

Die 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Priesterbruderschaft St. Pius X. hat nach eigenen Angaben über 700 Priester, die weltweit in knapp 800 Messzentren wirken und auf allen Erdteilen vertreten sind. Die Gemeinschaft hat keinen voll anerkannten kanonischen Status. Seit Jahren steht sie immer wieder in Verhandlungen mit dem Vatikan bezüglich einer vollen Anerkennung.

Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation von vier unerlaubt geweihten Bischöfen aus dem Jahr 1988 auf, die ein Haupthindernis für eine Annäherung gewesen waren. Papst Franziskus erteilte im Zuge des Jahres der Barmherzigkeit 2015 den Priestern der Bruderschaft die Beichtjurisdiktion, während man sich zuvor auf das Prinzip ecclesia supplet berufen hatte.

Kurz vor seinem Tod besuchte der heutige Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain den sterbenden Huonder, wie aus einer Pressemitteilung des Bistums Chur hervorgeht. Huonder bekräftigte dabei seinen Wunsch, nicht wie üblich vor der Churer Kathedrale, sondern in der Nähe des verstorbenen Gründers der Piusbruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre, beigesetzt zu werden.

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