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Kardinal Müller würdigt verstorbenen Befreiungstheologen Gustavo Gutiérrez

Kardinal Gerhard Müller

Kardinal Gerhard Müller hat den am Dienstag verstorbenen Befreiungstheologen Gustavo Gutiérrez als „ganz großen Theologen unseres Jahrhunderts“ gewürdigt. Im Jahr 2004 veröffentlichte Müller mit Gutiérrez das Buch „An der Seite der Armen“. Von 2012 bis 2017 war der Kardinal Präfekt der Glaubenskongregation, die unter Kardinal Joseph Ratzinger die Befreiungstheologie in den 1980er Jahren in weiten Teilen verurteilt hatte.

In einer Stellungnahme am Mittwoch erinnerte sich Müller: „Ich kannte schon sein Hauptwerk, mit dem er sich zu Recht den Titel des ‚Vaters der Befreiungstheologie‘ erworben hat, als ich ihn 1988 persönlich in Lima im Institut Bartolomé de Las Casas kennenlernte bei einem Symposion mit deutschen und österreichischen Theologen. Seit dem sind wir uns viele Male begegnet in Peru, Spanien, Italien und Deutschland.“

„Die Befreiungstheologie im eigentlichen Sinne ist keine marxistisch angehauchte Theologie im Sinne eines ideologischen Progressismus, sondern sie stellt sich der Frage, wie wir von der Liebe Gottes sprechen können angesichts des Elends dieser Welt“, erläuterte Müller am Mittwoch. „Gott selbst hat in Christus eine Option für die Armen getroffen. Doch ist hier von Armut nicht im Sinne des romantischen einfachen Lebens oder auch der evangelischen Räte die Rede, sondern im Sinn des massenhaften Elends der in ihrer gottebenbildlichen Würde verletzten Menschen in katholischen Ländern Lateinamerikas, die mit Hilfe der katholischen Sozialllehre doch gerechtere Gesellschaftsordnungen hervorbringen müssten.“

„Mich persönlich, der ich in der großen Tradition der europäischen Theologie gebildet bin, hat die Theologie der Befreiung Gustavos angesprochen, da ich als Mainzer von Jugend an auch mit Bischof Ketteler, dem Mitbegründer der katholischen Soziallehre vertraut gewesen bin“, führte der Kardinal aus.

Gutiérrez habe „die Soziallehre im Sinne der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute“ weitergeführt, und zwar „nicht nur als Gesellschaftslehre, sondern als Theologie mit der Frage: Wie können wir von der Liebe Gottes sprechen angesichts des miserablen Leben vieler Menschen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen sind und denen ein unverlierbare Menschenwürde eigen ist?“

Gutiérrez werde „als einer der ganz großen Theologen und mit seiner Demut und nüchternen aber tiefen Spiritualität in die Geschichte eingehen und im Gedächtnis der Kirche präsent bleiben mit seinen Gedanken aber auch mit seiner Fürbitte bei Gott und seinem Sohn Jesus Christus, dessen treuer Diener auf Erden er war“, zeigte sich Müller überzeugt.

Gustavo Gutiérrez Merino Díaz, geboren am 8. Juni 1928, war ein peruanischer Theologe und Priester. Er wurde 1959 zum Priester geweiht und war seit 2001 Dominikaner.

Gutiérrez studierte Medizin und Literatur an der Universidad Nacional Mayor de San Marcos, als er bereits Mitglied der Katholischen Aktion war. Außerdem studierte er Theologie an der Universität von Löwen in Belgien und an der Universität von Lyon in Frankreich. Selbst lehrte er an Universitäten in Süd- und Nordamerika sowie in Europa.

Seine Bücher sind in mehrere Sprachen übersetzt worden.

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