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Die heilige Insel, die Touristen zu Pilgern macht

Die Ruinen des Benediktinerklosters auf der norwegischen Insel Selja am 5. Juli 2025

 

Auf der windumtosten Insel Selja, den Ruinen des ersten Klosters Norwegens, erwacht ein alter benediktinischer Traum zu neuem Leben — mit Gebet, Hoffnung und einer kleinen, stillen Wiedergeburt.

Die Geschichte der heiligen Insel Selja im norwegischen Nordfjord reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. Traditionell gilt sie als Wiege des Christentums in Norwegen und ganz Skandinavien. Wie viele Wallfahrtsorte ist auch Selja mit einer Legende verbunden: jener der irischen Königstochter Sunniva und ihrer Gefährtinnen.

Die Legende der heiligen Sunniva

Sunniva floh im 9. Jahrhundert vor einer Zwangsheirat mit einem heidnischen König, der aus Rache ihr Heimatland verwüstete. Zusammen mit Gefolgsleuten bestieg sie ein Boot ohne Segel und Ruder und vertraute sich ganz der Vorsehung Gottes an.

„Durch Gottes Fügung landeten sie hier auf Selja“, erzählt Pater Mathias Ledum, der vor zehn Jahren erstmals zur Insel pilgerte und im Juni in Oslo zum Priester geweiht wurde. „Sie lebten in den Höhlen ein Leben des Fastens, der Enthaltsamkeit und des Gebets.“

Der Legende nach stürzte die Höhle ein, als sich ihre Verfolger näherten, und bewahrte so ihre Keuschheit und Heiligkeit. Als ihr unversehrter Leib Jahre später gefunden wurde, wurde Selja zum ersten Wallfahrtsort Norwegens und Sunniva zur ersten Heiligen des Landes.

Im 11. Jahrhundert wurde auf der Insel das erste Bistum Norwegens errichtet. Ein Benediktinerkloster entstand und entwickelte sich zu einem geistlichen Zentrum, bis es im Zuge der Reformation 1536 zerstört wurde. Im 20. Jahrhundert begannen wieder katholische Pilgerfahrten, um an die christlichen Wurzeln des Landes zu erinnern.

„Man kann sagen, das ist die Wiege der Kirche in Norwegen“, sagt Pater Ledum. „Das Blut der heiligen Sunniva und ihrer Gefährtinnen ist der Same, aus dem die Kirche Norwegens erwachsen ist.“

Wallfahrt zur Klosterruine

Jedes Jahr am 8. Juli, dem Gedenktag der heiligen Sunniva, organisiert die katholische Kirche in Norwegen eine Wallfahrt zur nur mit der Fähre erreichbaren Insel. Auch am nächstgelegenen Samstag — in diesem Jahr der 5. Juli — versammelten sich Hunderte Gläubige zur Prozession und einer heiligen Messe in den Ruinen des ehemaligen Klosters.

„Ich war vor genau zehn Jahren zum ersten Mal hier“, berichtet Pater Ledum, „während ich noch überlegte, ins Priesterseminar einzutreten. Ich spürte die Fürsprache der heiligen Sunniva sehr stark für meine Berufung. Ihre Geschichte — das Loslassen, das Vertrauen in Gottes Führung — hat mich tief berührt.“

Zehn Jahre später, zurück auf Selja, diesmal als Priester, empfindet er die Wallfahrt wie eine geistliche Hochzeitsreise: „Ich danke Gott und der heiligen Sunniva für ihre Begleitung durch die Wellen des Seminars bis hin zum Ufer meiner Priesterweihe.“

Ein Jubiläumsjahr auf Selja

Erstmals seit der Klosterauflösung im 16. Jahrhundert waren beide katholischen Bischöfe Norwegens gemeinsam auf der Insel: Bischof Erik Varden von Trondheim und der neu geweihte Koadjutorbischof Fredrik Hansen von Oslo.

Bischof Hansen, dem der heilige Hallvard aus seiner Heimatstadt besser vertraut war, sprach von der tiefen Wirkung der Insel: „Hier tritt man in die Geschichte unseres Glaubens ein, in einen Ort, an dem Menschen alles auf eine Karte gesetzt und Gott voll vertraut haben.“

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Die Bischöfe erklärten Selja offiziell zum Wallfahrtsort des Heiligen Jahres 2025. „Ein Weg, unsere Vergangenheit zu ehren, um eine Zukunft für das Christentum in Norwegen zu bauen.“

Bischof Varden, der die Prozession leitete und die heilige Messe feierte, betonte: „Dieser Ort hat seine eigene Ausstrahlung. Jedes Jahr kommen mehr Menschen. Die Stimmung ist brüderlich, freudig, gesammelt. Eine Wallfahrt ist ein Familientreffen.“

Ein neuer Klostertraum

Eine, die diesen Ruf vernommen hat, ist Ragnhild Aadland Høen. Die Katholikin aus Oslo hat 2013 gemeinsam mit ihrem Mann Land auf der Insel gekauft, um den Bau eines neuen Klosters zu ermöglichen.

„Die Initiative kam von der lokalen Gemeinschaft“, erklärt sie. „Schon lange wünschten sie sich die Rückkehr des klösterlichen Lebens und baten die Kirche um Hilfe.“

Ihr eigener Weg begann 2004, damals noch als Lutheranerin. „Ich glaubte, es gäbe nichts Heiligeres als Gott, aber ich spürte sofort, dass dieser Ort heilig ist.“

Nach dem Gebet in den Klosterruinen vernahm sie innerlich die Worte: „Sie wird Sunniva heißen und groß sein für Gott.“ Einen Monat später war sie schwanger.

Heute setzt sie sich mit anderen Familien und Unterstützung eines französischen Benediktinerklosters für die Wiedererrichtung eines Klosters ein. Der Vorstand des Projekts ist ökumenisch besetzt.

„Diese Insel verwandelt Touristen in Pilger“, sagt Aadland Høen. „Sie ist ein Ort, an dem der Himmel die Erde berührt. Niemand verlässt Selja unverändert.“

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Artikel unserer Partner-Zeitung National Catholic Register. 

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