Redaktion, 15 Oktober, 2025 / 8:00 AM
Der Leiter des Katholischen Büros Nordrhein-Westfalen, Antonius Hamers, hält eine Diskussion über die Abschaffung des Pfingstmontags als gesetzlichen Feiertag für denkbar, warnt jedoch davor, religiös geprägte Feiertage vorschnell wirtschaftlichen Interessen zu opfern. Hamers ist derzeit auch Diözesanadministrator im Bistum Münster, bis es dort einen neuen Bischof gibt.
„Bevor über die Abschaffung von Feiertagen aus wirtschaftlichen Gründen diskutiert wird, werde ich natürlich vorschlagen, darüber nachzudenken, ob man vielleicht auf ein oder zwei Urlaubstage verzichten kann, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln“, sagte Hamers im Interview mit dem Domradio. Dass wirtschaftlich etwas geschehen müsse, stehe außer Frage.
Die wirtschaftliche Situation sei sehr schwierig, daher müsse man überlegen, „wie wir die Wirtschaft ankurbeln können, auch um Arbeitsplätze und Wohlstand zu sichern“. Zugleich bezeichnete Hamers den Pfingstmontag als „etwas schwieriger Feiertag“.
„Da ist kein kirchlicher Feiertag mehr und das gibt es auch in keinem Land der Welt“, sagte er. Wenn über einen kirchlichen Feiertag gesprochen werden solle, der zur Disposition stehe, dann sei „der Pfingstmontag der Tag, der am ehesten dazu geeignet wäre, darüber zu diskutieren“.
Tatsächlich wurde durch die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Pfingstoktav abgeschafft, die auf das vierte Jahrhundert zurückgeht. Eine Oktav dehnt ein bedeutendes Fest auf eine ganze Woche aus. Im nachkonziliaren liturgischen Kalender ist dies nur noch für Ostern und Weihnachten der Fall – der Pfingstmontag hat liturgisch nun nichts mehr mit Pfingsten zu tun, sondern ist einfach ein Tag im Jahreskreis.
Die Forderung nach einer Streichung des Pfingstmontags war im Sommer 2025 vom Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, ausgelöst worden.
Adrian hatte gegenüber der „Bild am Sonntag“ erklärt: „Das ist ein Delta von 400 Stunden. Da müssen wir ran.“ Er bezog sich damit auf den internationalen Vergleich der jährlichen Arbeitszeiten, in dem Deutschland deutlich unter dem OECD-Durchschnitt liegt.
Unterstützung erhielt die Grundidee einer längeren Arbeitszeit auch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der betonte, Deutschland müsse „wieder mehr und vor allem effizienter“ arbeiten.
Laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft könnte ein zusätzlicher Arbeitstag das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 8,6 Milliarden Euro steigern. Kritiker wie der Ökonom Marcel Fratzscher widersprechen dieser Logik. Seiner Meinung nach liegt die Verantwortung nicht bei den Beschäftigten, sondern bei Unternehmen und Politik. Notwendig sei eine nachhaltige Investition in die Qualifizierung der Arbeitnehmer, um langfristig wirtschaftliche Stabilität zu erreichen.
In Nordrhein-Westfalen sind derzeit elf gesetzliche Feiertage arbeitsfrei, darunter überwiegend kirchliche Feste. Die Entscheidung über deren Schutz liegt nach dem Grundgesetz in der Zuständigkeit der Länder.
Hamers stellte im Interview klar, dass es in Nordrhein-Westfalen derzeit keine konkrete Debatte um die Abschaffung christlicher Feiertage gebe: „Nein, im Moment wird diese Diskussion nicht geführt.“
Gleichwohl beobachte er ein gesellschaftliches Paradox: „Immer weniger Menschen haben eine christliche Bindung, aber unsere Feiertage wollen natürlich alle mitfeiern.“ Sobald über mögliche Streichungen gesprochen werde, würden alle „auf die Barrikaden“ gehen. Er sehe das zunächst positiv, weil dadurch auch von nichtreligiöser Seite ein Schutz der Feiertage erfolge.
Allerdings warnte Hamers: Je „weniger Menschen da sind, für die dieser Feiertag auch eine religiöse Bedeutung hat, umso geringer wird der Schutz natürlich und umso größer wird die Diskussion darum“. Feiertage seien zwar „gottgegeben“, betonte er, „es ist aber nicht gottgegeben, dass diese Feiertage arbeitsfrei sind“.
Zur Rolle der CDU in der laufenden Debatte erklärte Hamers, dass er der Partei keine mangelnde Christlichkeit unterstellen wolle: „Es ist immer eine Frage der Verhältnismäßigkeit.“
Man müsse abwägen, was sich eine Gesellschaft in wirtschaftlich schwierigen Zeiten leisten könne, auch an freien Tagen: „Ich würde der CDU deswegen nicht die Christlichkeit absprechen, nur weil sie angesichts einer immer säkulareren Gesellschaft in die Diskussion bringt, über Feiertage nachzudenken.“
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