Vatikan, 28 Oktober, 2025 / 3:00 PM
Heute vor 60 Jahren, am 28. Oktober 1965, wurde das Konzilsdokument Nostra aetate veröffentlicht. Dieser Text stellte das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen in einem neuen Licht dar, ohne dabei den Heilsweg in Christus infrage zu stellen. Insbesondere im Hinblick auf das Judentum entfaltete sich daraufhin eine teils kontroverse theologische Diskussion.
2009 erreichte diese Debatte in Deutschland einen Höhepunkt, als das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) seine Erklärung „Nein zur Judenmission“ veröffentlichte, was dann bis in die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hineinwirkte und eine Reaktion erforderte.
In dem ZdK-Text hieß es damals: „Weil Gottes Bund Israel bereits das Heil erschlossen hat, braucht die Kirche nicht um das Heil Israels besorgt zu sein, die Juden nicht zum christlichen Glauben zu bekehren und sie nicht um ihres Heiles willen zur Taufe zu veranlassen.“
Ähnliche theologische Positionen hatte der damalige Mainzer Bischof und Kardinal Karl Lehmann bereits zuvor vertreten. Anlässlich des 40-jährigen Gedenkens an Nostra aetate erklärte er am 28. Oktober 2005: „Deshalb hat die Kirche auch über ihre lange vertretene Überzeugung selbstkritisch nachgedacht, Juden müssten, um das Heil erlangen zu können, getauft werden. Es wurde zunehmend bewusst, dass Mission als Ruf zur Umkehr vom Götzendienst zum lebendigen und wahren Gott (1 Thess 1,9) nicht auf Juden angewandt werden kann. Hierin gründet das Faktum, dass es heute keine judenmissionarischen Aktivitäten der katholischen Kirche mehr gibt.“
Die DBK sah sich im Zuge des ZdK-Textes zu einer klaren Stellungnahme gezwungen. Im Auftrag der Bischöfe widersprach der damalige Bischof von Regensburg, Gerhard Müller, den theologischen Deutungen, die nach seiner Einschätzung „die universale Heilsmittlerschaft Jesu Christi und die daraus folgende Heilsnotwendigkeit des Christus-Bekenntnisses“ relativierten.
In einer weiteren offiziellen gemeinsamen Erklärung vom 5. Mai 2009 stellte die Bischofskonferenz fest, die ZdK-Erklärung „stößt bei den Bischöfen insgesamt auf Ablehnung“, weil sie dem Christusbekenntnis „in seiner Fülle nicht gerecht“ werde.
Was Nostra aetate tatsächlich sagte: „Nichtsdestoweniger sind die Juden […] immer noch von Gott geliebt um der Väter willen; sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich (Röm 11,29).“
Zugleich betonte das Dokument: „Gewiß ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen.“
Der Konzilstext verurteilte „alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus“ und ruft die Kirche dazu auf, „das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden“.
So bekräftigte Nostra aetate sowohl die bleibende Erwählung Israels als auch die universale Heilsbedeutung Christi. Im Gesamtklang der Konzilslehre wird dies durch andere Dokumente bestätigt. Lumen gentium 16 sprach vom „so teuren Volk“, dem „der Bund und die Verheißungen gegeben worden sind“, und betonte, dass Gottes Gaben und Berufung „ohne Reue“ seien.
Ad gentes 7 hält zugleich fest, dass „sich alle zu ihm, der durch die Verkündigung der Kirche erkannt wird, bekehren“ und „durch die Taufe eingegliedert werden“ sollen. Dei Verbum 4 erklärt, der neue Bund in Christus sei „unüberholbar“.
Dominus Iesus schließlich fasst diese Linie zusammen: Der universale Heilswille Gottes sei „im Mysterium der Inkarnation, des Todes und der Auferstehung des Sohnes Gottes angeboten und Wirklichkeit geworden“.
Die vatikanische Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum stellte 2015 ausdrücklich klar: „Da Gott den Bund mit seinem Volk Israel nie aufgekündigt hat, kann es auch nicht verschiedene Wege oder Zugänge zum Heil Gottes geben. Die Theorie, dass es zwei verschiedene Heilswege, den jüdischen Heilsweg ohne Christus und den Heilsweg durch Christus gibt, von dem Christen glauben, dass es Jesus von Nazareth ist, würde tatsächlich die Fundamente des christlichen Glaubens gefährden.“
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