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Kardinal Brandmüller: Konzil ist „Durchgangsbahnhof auf der Strecke zum Ziel“

Kardinal Walter Brandmüller

Die wachsende Anziehungskraft der überlieferten Liturgie hat Kardinal Walter Brandmüller im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit folgenden Worten erklärt: „Das ist auch eine Folge des missbräuchlichen Umgangs mit der ihrerseits reformbedürftigen Liturgiereform.“ Seiner Einschätzung nach wäre die neue Sehnsucht nach der tridentinischen Form kaum entstanden, „wäre sie korrekt umgesetzt worden“.

Der 96-jährige Kirchenhistoriker schilderte seine persönliche Reaktion auf die Ankündigung des Zweiten Vatikanums. „Meine erste Reaktion war, dass ich als junger Kirchenhistoriker eine Vortragsreihe organisieren wollte, um zu erklären, was das überhaupt ist, ein Konzil“, sagte er. Diese Vortragsreihe habe er jedoch nicht realisieren können, da er kurz darauf für seine Promotion nach Rom gegangen sei.

Dort habe er eine außergewöhnliche Stimmung erlebt: „Ich erinnere mich, dass viele wie elektrisiert waren. Die Stadt war voll mit Bischöfen aus aller Herren Länder, überall war das Konzil Gesprächsthema.“

Sein Erzbischof Josef Schneider sei „begeistert und voller Hoffnung auf eine Erneuerung der Kirche“ gewesen, habe aber später „tief enttäuscht“ reagiert und gesundheitlich schwer gelitten.

Brandmüller zufolge hat das Konzil zunächst keine neue Vitalität gebracht, vielmehr seien die Kirchenaustritte in Deutschland und anderen Ländern „in bisher unvorstellbare Ausmaße“ gestiegen.

Zur Frage nach der Verantwortung des Konzils für die heutige Krise erklärte er, die Lage sei komplex. Nach seiner Darstellung sei „sehr viel in Frage gestellt“ worden, an manchen theologischen Fakultäten sei „keine wirklich katholische Theologie mehr gelehrt“ worden, und der sogenannte „Geist des Konzils“ sei in einer Weise beschworen worden, „den die Texte gar nicht hergaben“.

Dennoch betonte er: „Doch eigentlich hat das Konzil sehr gute Ergebnisse hervorgebracht.“

Ausführlich äußerte sich Brandmüller zur Liturgie. „Die vom Konzil beschlossenen Grundsätze einer Liturgiereform waren gut und richtig, auch Erzbischof Lefebvre hat diesem Text zugestimmt!“

Die tridentinische Messe sei „keineswegs vollkommen“ gewesen und habe Korrekturen benötigt. Problematisch seien die späteren Entwicklungen gewesen. Viele hätten nicht die Beschlüsse der Konstitution Sacrosanctum Concilium umgesetzt, sondern eigene Neuerungen eingeführt. So sei die Liturgie „in Willkür und Chaos“ geendet, oft ohne kirchliche Korrektur.

Beim Blick auf die langfristige Reifezeit eines Konzils verwies er auf historische Parallelen. Das Konzil von Trient sei 1563 abgeschlossen worden, viele seiner Beschlüsse seien aber erst rund 100 Jahre später schrittweise umgesetzt worden. Das nächste Konzil, das Erste Vatikanum, sei weitere zwei Jahrhunderte später einberufen worden.

Konzilien verglich er deswegen mit einem Wasserfall: Anfangs entstehe ein Strudel, später fließe der Bach ruhig weiter. Beim Zweiten Vatikanum sei dieser Punkt noch nicht erreicht. „Ein Konzil ist nicht Sackbahnhof oder Endstation, sondern Durchgangsbahnhof auf der Strecke zum Ziel“, sagte er.

Die Frage nach einem möglichen Dritten Vatikanum wies Brandmüller klar zurück. „Dafür ist es viel zu früh.“ Zudem stelle sich die praktische Frage, wie man heute mehr als 5.000 Bischöfe versammeln solle. Schon beim Zweiten Vatikanum seien es „viel zu viele“ gewesen.

Eine theoretische Möglichkeit sei die Einladung nur der Metropoliten, also der Leiter kirchlicher Provinzen, doch auch dies würde etwa tausend Teilnehmer bedeuten. „Aber noch stellen sich diese Fragen nicht, und nicht wir sind es, die sie zu beantworten haben.“

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