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Analyse: Kardinal Parolin beim elitären Bilderberg-Treffen

Kardinal Pietro Parolin

Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikans, nimmt vom heutigen 7. bis 10. Juni an der Bilderberg-Konferenz teil.

Das jährlich abgehaltene, private Treffen führender Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien, findet dieses Jahr im italienischen Turin statt.

Der Name von des Kardinalstaatssekretärs ist auf der veröffentlichen Liste der 131 Teilnehmer des diesjährigen Bilderberg-Treffens aufgeführt.

Seine Teilnahme an dem Treffen wurde vom Vatikan nicht offiziell angekündigt, obwohl Quellen im Staatssekretariat bestätigt haben, dass er an dem Treffen teilnehmen wird.

Wenn seine Teilnahme bestätigt würde, wäre es das erste Mal, dass ein hochrangiger Vatikanbeamter an den Bilderberg-Konferenzen teilnimmt.

Gegründet 1954 im Hotel de Bilderberg in Oosterbeek, Niederlande, und benannt nach demselben Hotel, versammelt die Bilderberg-Konferenz jedes Jahr etwa 120 bis 150 Teilnehmer, darunter europäische und nordamerikanische politische Eliten, sowie Persönlichkeiten aus Industrie, Finanzen, Wissenschaft und Medien.

Das erste Treffen fand auf Einladung von Fürst Bernhard von Lippe-Biesterfeld statt. Mitbegründer des Treffens waren der polnische Politiker Jozef Retinger, der ehemalige belgische Premierminister Paul van Zeeland und Paul Rijkens, der damals Chef von Unilever war.

Der Erfolg des ersten Treffens brachte die Organisatoren dazu, ein jährliches Treffen zu veranstalten.

Laut der offiziellen Website der Gruppe kommen etwa zwei Drittel der Teilnehmer aus Europa, der Rest aus Nordamerika und ein Drittel sind Politiker oder Regierungsbeamte.

Das ursprüngliche Ziel des Treffens war es, die Beziehungen zwischen den USA und Europa zu stärken. Im Laufe der Jahre wurden die jährlichen Treffen zu einem Forum für Diskussionen über ein breiteres Themenspektrum, von der Ökologie bis zur Handels- und Finanzpolitik.

Das diesjährige Treffen soll offenbar den Populismus in Europa, die Herausforderungen der sozialen Ungleichheit, die Zukunft der Arbeit, künstliche Intelligenz, Wahlen in den USA, den freien Handel, die globale Führung der USA, Russland, Quantencomputer, Saudi-Arabien und den Iran, die angebliche "Post-Truth World" - eine "Welt nach der Wahrheit" - und andere aktuelle Themen und Ereignisse errörtern.

Die offizielle Website des Bilderberg-Treffens betont, dass Diskussionen privat sind, keine Protokolle geführt werden und keine Berichte verfasst werden.

Die Treffen finden nach den sogenannten "Chatham House Rules" statt, einer Vereinbarung, die typisch für Off-Record-Meetings zwischen Akademikern oder Politikern ist. Gemäß dieser Vereinbarung steht es den Teilnehmern frei, die erhaltenen Informationen zu verwenden, aber sie dürfen weder die Identität noch die Zugehörigkeit der Redner offenlegen, noch dürfen sie die anderen Teilnehmer, die an dem Gespräch teilnehmen, offen legen.

Von Kritikern als eine Art "globale Schattenregierung" bezeichnet und immer wieder Ziel von Demonstrationen am jeweiligen Veranstaltungsort, hat das Bilderberger Treffen seit 2011 eine offizielle Website und veröffentlicht die Namen der Teilnehmer des jährlichen Treffens am Tag vor Beginn des Treffens.

Die Teilnahme von Kardinal Parolin mag ein Ausdruck der von Papst Franziskus angeregten "Kultur der Begegnung" sein. Der Papst hat oft Beamte gebeten, einen "Dialog mit der Welt" zu führen.

Bei der Verleihung des Aachener Karlspreises am 6. Mai 2016 betonte Papst Franziskus, dass "wir heute dringend alle Mitglieder der Gesellschaft in den Aufbau einer Kultur einbinden müssen, die den Dialog als eine Form der Begegnung privilegiert" und "ein Mittel zur Konsensbildung und Einigung schafft und gleichzeitig das Ziel einer gerechten, reaktionsschnellen und integrativen Gesellschaft anstrebt".

Die Teilnahme des Kardinals an der Bilderberg-Gruppe könnte Teil einer Dialogstrategie sein, die der Heilige Stuhl mit einer kleinen einflussreichen Elitegruppe führt: Es ist bemerkenswert, dass Kardinal Pietro Parolin im vergangenen Jahr am Weltwirtschaftsforum in Davos teilnahm und dort am 19. Januar eine Rede hielt, in der er die Ziele der päpstlichen Diplomatie aufführte.

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