Wien, 21 Juni, 2018 / 8:56 AM
Der österreichische Kardinal Christoph Schönborn hat die Einführung des Frauendiakonats nicht ausgeschlossen. Am vergangenen Montagabend erklärte der Wiener Erzbischof in einem Interview mit dem Internetportal OE24, dass es durchaus Überlegungen gäbe, Frauen die erste Weihestufe der Katholischen Kirche zugänglich zu machen.
"Das, was im Gespräch ist, ist das Diakonat", so der Kardinal in der Sendung Fellner! Live auf die Frage, ob "in naher Zukunft" denn auch Frauen zum Priestertum zugelassen werden. Schönborn betonte jedoch mit Verweis auf die Kirchengeschichte:
"Es hat nie Priesterinnen gegeben, von Anfang an nicht. Das wäre ein zu tiefer Eingriff in die 2.000-jährige Tradition, und auch Papst Franziskus hat gesagt: Das ist nicht vorgesehen."
Der Wiener Erzbischof, der einst Schüler von Joseph Ratzinger gewesen ist, lobte seinen früheren Lehrmeister und beschrieb ihn als "grandiosen Professor": "Seine Lehre war hervorragend, spannend." Er kenne außerdem viele Nichtchristen, die mit Faszination die Schriften Ratzingers lesen würden.
Gleichzeitig verteidigte Schönborn Papst Franziskus gegen die Kritik, er sei nicht geradlinig genug. "Papst Franziskus ist ein Mann der Bewegung. Das sieht man in der Art wie er Menschen umarmt." Zudem sei er ein Mann, der das Evangelium verkörpere: "So stelle ich mir vor, dass Jesus möchte, dass wir als Christen leben."
Weiter machte Schönborn deutlich, dass er für die Kirche auch in der heutigen Zeit noch eine Zukunft sehe: "Die Katholische Kirche ist 2.000 Jahre alt und hat so ziemlich alle Regime und Reiche überlebt. Ich bin sehr überzeugt davon, dass sie ganz starke Erneuerungskräfte in sich trägt."
Die größte Herausforderung sei Glaubwürdigkeit, so der Dominikanerpater und Ertzbischof. Er sei dankbar, "wie sich die Dinge entwickelt haben, aber es ist noch Luft nach oben. Es kann noch viel besser werden."
Erzbischof Christoph Schönborn wurde 1998 zum Kardinal kreiert. Im Rückblick auf die letzten 20 Jahre resümiert er: "Es herrscht ein viel bessere Atmosphäre untereinander als vor 20 Jahren. Damals gab es starke Polarisierungen - die Konservativen, die Fortschrittlichen... heute spüren wir: Wir ziehen am selben Strang, wir haben dasselbe Evangelium, wir wollen in der Gesellschaft auch etwas verändern im Sinne des Evangeliums."
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