Vatikanstadt, 03 September, 2018 / 9:19 AM
Papst Franziskus hat alle Christen ermahnt, ihre Religion ohne Heuchelei zu leben, sowie eine "Verunreinigung" durch Weltlichkeit und legalistischen Formalismus zu vermeiden.
Beim Angelusgebet am Sonntag, den 2. September auf dem Petersplatz, erinnerte der Pontifex an die Begegnung Jesu mit den Schriftgelehrten und Pharisäern: "Jemand - Mann oder Frau -, der in Eitelkeit lebt, in Habsucht oder Hochmut, und sich gleichzeitig als religiös gibt und vielleicht sogar die anderen verurteilt, ist ein Heuchler."
In seinen Worten legte der Papst das Tagesevangelium des heiligen Markus aus, das ein wichtiges Thema für das geistliche Leben der Gläubigen behandelt: Die Authentizität unseres Gehorsams gegenüber dem Wort Gottes im Gegensatz zur Befleckung durch die Welt oder zum legalistischen Formalismus.
"Die Erzählung beginnt mit dem Einwand der Schriftgelehrten und Pharisäer an Jesus, seine Jünger würden die traditionellen Ritualvorschriften nicht einhalten. Auf diese Weise wollten seine Gesprächspartner die Vertrauenswürdigkeit und Autorität Jesu als Meister treffen", so der Papst vor den Gläubigen, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten.
"Doch das Evangelium zeigt, wie Jesus den Schriftgelehrte und Pharisäer mit diesen Worten antwortet: 'Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.' Das sind klare und starke Worte!", so Papst Franziskus.
Der Pontifex erklärte, dass "heuchlerisch", eines der heftigsten Adjektive ist, die Jesus im Evangelium benutzt; und er verwende es, wenn er sich an die Meister der Religion wendet - an Schriftgelehrte und Pharisäer.
"Jesus will die Schriftgelehrten und Pharisäer aus dem Irrtum befreien, in den sie gefallen waren, das heißt, den Willen Gottes zu manipulieren, indem sie seine Gebote außer Acht lassen, um menschliche Traditionen zu erfüllen. Die Reaktion Jesu ist streng, weil viel auf dem Spiel steht: Es geht um die Wahrheit der Beziehung zwischen Mensch und Gott, um die Authentizität des religiösen Lebens."
"Der Heuchler ist ein Lügner, er ist nicht authentisch", sagte er.
In diesem Sinne "lädt uns der Herr auch heute ein, dieser Gefahr zu entfliehen, der Form mehr Bedeutung zu geben als der Substanz. Er ruft uns auf, immer wieder zu erkennen, was der echte Mittelpunkt der Glaubenserfahrung ist, nämlich die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten, die uns von Legalismus und Ritualismus reinigen."
"Die Botschaft des heutigen Evangeliums wird auch durch die Stimme des Apostels Jakobus verstärkt, der uns zusammenfassend erklärt, wie die wahre Religion sein sollte: 'Für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren'."
Franziskus sagte, dass für Waisen und Witwen zu sorgen bedeute, Nächstenliebe zu üben, angefangen von den Bedürftigsten, den Schwächsten, den Ausgegrenzten. "Das sind die Menschen, um die sich Gott in besonderer Weise sorgt und er bittet uns, das gleiche zu tun."
"Sich vor der Befleckung durch diese Welt zu bewahren, bedeutet nicht, sich zu isolieren und sich der Realität zu verschließen", betonte er. Auch in diesem Fall soll das keine Haltung nach außen, sondern eine innerliche, substantielle Haltung sein: Es bedeutet, wachsam zu sein, auf dass unsere Art zu denken und zu handeln sich nicht zur weltlichen Mentalität hin neigt, das heißt hin zur Eitelkeit, zur Habsucht, zum Hochmut."
Zum Schluss schlug er vor, "eine Gewissenserforschung zu machen, um zu sehen, wie wir das Wort Gottes annehmen. Am Sonntag hören wir es in der heiligen Messe. Wenn wir es unaufmerksam und oberflächlich anhören, wird es uns nicht viel helfen."
"Wir müssen das Wort vielmehr mit offenem Geist und offenem Herzen aufnehmen, wie ein guter Boden, damit es assimiliert wird und im konkreten Leben Frucht bringt. Das Wort selbst reinigt unser Herz und so werden unsere Handlungen und unsere Beziehung zu Gott und den anderen von Heuchelei befreit sein", endete der Papst.
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