Vatikanstadt, 14 Januar, 2016 / 12:36 AM
Im Vatikan gibt es eine "Homo-Lobby": Das hat einer der einflußreichsten Kirchenmänner überhaupt behauptet, der ein persönlicher Berater von Papst Franziskus ist: Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga. In einem neuen Interview sagte er nun, dass Papst Franziskus sich dessen annehme – und sich die katholische Lehre nicht verändern werde.
Interview über Kurienreform
In einem Interview mit der Zeitung "El Heraldo" in Honduras über die Kurienreform von Papst Franziskus stellte die Tageszeitung dem Kardinal folgende Frage: "Gab es irgendwann den Versuch oder gelang eine Infiltration der homosexuellen Gruppe im Vatikan?"
Der Kardinal antwortete: "Nicht nur das, sondern der Papst hat auch gesagt, dass es sogar eine Lobby in diesem Sinn gibt".
Diese Lobby wolle Franzisksus "nach und nach versuchen, zu bereinigen", so der Kardinal weiter. Dies seien "Dinge, für die man Verständnis haben kann, und pastorale Beschlüsse, um sich ihrer anzunehmen, aber was falsch ist, kann nicht Wahrheit sein", so der Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras.
Änderung der Organisation, nicht der Lehre
Weiter betonte der Erzbischof mit Blick auf die Kurienreform, dass "es nichts Größeres geben wird, in der Lehre der Kirche erwarten wir das nicht, da gibt es keine Reformen; die Reform ist die Organisation der Kurie."
Kardinal Maradiaga sagte weiter, dass einige die Äußerungen von Franziskus über schwule und lesbische Gruppen so interpretiert hätten, als wolle der Papst die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare einführen. Dies sei nicht der Fall. "Nein, wir müssen verstehen, dass es Dinge gibt, die man ändern kann und andere nicht. Das Naturrecht kann man nicht ändern".
Der honduranische Würdenträger erklärte weiter, dass "wir sehen, wie Gott den menschlichen Leib geformt hat; den Leib des Mannes und den Leib der Frau, damit sie sich ergänzen und Leben weitergeben. Das Gegenteil ist nicht der Plan der Schöpfung. Es gibt Dinge, die kann man nicht ändern."
Zudem sei die Kirche nicht nur ein menschliche Institution, erinnerte der Kardinal im Interview. Vielmehr sei sie "menschlich-göttlich" sowie "natürlich und übernatürlich", was bedeute, dass es Dinge gebe, "die nicht wirklich davon abhängen, was menschlich ist".
Was der Papst gesagt hatte
Auf seiner Rückreise von Rio de Janiero nach Rom im Jahr 2013 hatte Papst Franziskus Bezug auf eine "Homo-Lobby" im Vatikan genommen und gesagt: "Man schreibt viel über die ‘Homo-Lobby’. Ich habe noch keinen getroffen, der mir einen vatikanischen Personalausweis zeigen kann, auf dem ‘schwul’ steht. Es wird gesagt, dass es sie gibt" – und für ihn seien alle Formen von Lobbies ein schweres Problem.
Mit Blick auf den Umgang mit Homosexuellen zitierte der Papst den Katechismus der Katholischen Kirche: "Wenn eine Person homosexuell ist und den Herrn sucht und guten Willen hat – wer bin ich, dass ich über sie urteile?" Der Katechismus erkläre das auf sehr schöne Weise, so Franziskus im Flieger vor Journalisten. Der KKK weise darauf hin, "dass man diese Personen deswegen nicht an den Rand drängen darf. Sie sollen in die Gesellschaft integriert werden".
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