Washington, D.C., 24 September, 2015 / 9:18 AM
Papst Franziskus hat am gestrigen Mittwoch Geschichte gemacht: Er feierte die erste Heiligsprechung auf US-amerikanischen Boden.
Der aus Spanien stammende Franziskanerpater Junipero Serra gründete neun Missionen in Kalifornien; die meisten dieser Gründungen sind heute das Zentrum großer Städte.
Das Beispiel dieses Wegbereits rufe alle Christen auf, nicht selbstgefällig zu werden, sondern immer hinauszugehen und mit Freude das Evangelium zu verkünden – so Papst Franziskus am Schrein der Unbefleckten Empfängnis, dem katholischen Nationalheiligtum in der Hauptstadt der USA.
In seiner Predigt sagte Papst Franziskus, der heilige Junipero, der auch als „Apostel Kaliforniens” bekannt ist, die Kirche verkörpert, „die auszieht, die hinausgeht um überallhin die versöhnende Zärtlichkeit Gottes zu bringen”.
Geboren 1713 in Mallorca, verließ der heilige Junipero Serra seinen Posten als Universtätsprofessor um in der Neuen Welt als Missionar zu arbeiten. Er bekehrte viele Ureinwohner zum christlichen Glauben und lehrte sie ihnen noch unbekannte technische Fortschritte.
Seine missionarische Arbeit leistete der Heilige trotz einer schmerzhaften, vereiterten Wunde, die er sich kurz nach seiner Ankunft in Mexiko zugezogen hatte. Deren Ursache war entweder Krebs oder der Biss einer Spinne. Er verstarb 1784 in der Mission Heiliger Karl Borromäus vom Karmel im heutigen US-Bundesstaat Kalifornien. Der heilige Papst Johannes Paul II. sprach Junipero Serra im Jahr 1988 selig. In den USA wird er schon lange als Gründervater des Landes gewürdigt.
Ein Vorbild, kein Bösewicht
Vor der Heiligsprechung hatten einige Akademiker und Aktivisten Kritik an der Heiligsprechung des Missionars geübt: der Franziskaner habe den Indianern eine fremde Kultur aufgestülpt. Aus dieser Sicht wurde in verkürzten Berichten aus dem Bringer des Christentums, der mindestens 6.000 Urweinwohner taufen konnte, schnell ein neokolonialer Bösewicht.
Von einer „umstrittenen Heiligsprechung”, wie manche Medien berichten, kann jedoch aus Sicht der katholischen Kirche nicht die Rede sein. Das hat Papst Franziskus klargestellt. Das Problem sei nicht das Wirken des heiligen Juniperos, sondern eine solche negative Perspektive auf die Arbeit von Missionaren: Heutzutage konzentrierten sich einige gerne auf die Grenzen und Schwächen dieser Verbreiter der Frohen Botschaft. Dagegen frage er sich, so der Heilige Vater, „ob wir heute überhaupt fähig sind, mit der gleichen Großherzigkeit und Mut auf den Ruf Gottes zu antworten". Papst Franziskus betonte, wie auch die zahlreichen Befürworter vor der Heiligsprechung, dass der Heilige vielmehr sich unermüdlich für die Rechte und Würde der Ureinwohner eingesetzt habe. In seiner Predigt erinnerte der Heilige Vater daran, dass der Missionar mutig gegen Misshandlungen von Ureinwohnern aufgestanden sei. Unter anderem schützte der Franziskanerpater die Indianer und ihre Rechte vor Übergriffen spanischer Truppen und Behörden – und zugefügtem Leid, das bis heute nachwirke.
Papst Franziskus wörtlich: „Jesus gibt die Antwort. Er sagte seinen Jüngern damals und er sagt uns heute: Geht hinaus! Verkündet! Die Freude des Evangeliums is etwas, dass zu erfahren ist, zu wissen ist, und zu leben ist, indem man es verschenkt, indem man sich verschenkt.” Das müssten alle Katholiken auch heute tun, so der Heilige Vater in seiner Predigt – getreu dem Motto des heiligen Junipero Serra: „Immer weiter vorwärts!”
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