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Schewtschuk in Wien: Begegnung mit dem Außenminister und Gedenken an den Holodomor

Enthüllung der Gedenktafel an Kardinal Innitzer im erzbischöflichen Palais in Wien am 12. November 2019

Der Holodomor ist ein "Völkermord durch Hunger", der in den 1930er Jahren auf Befehl Stalins gegen das ukrainische Volk verübt wurde. Millionen Menschen starben.

Während ihn die meisten den Genozid leugneten, gab es in Europa eine Stimme, die sich erhob, um ihn anzuprangern und Hilfe zu bringen: Es war die Stimme von Kardinal Theodor Innitzer in Wien.

Bei einer Reise nach Österreich hat Großerzbischof  Swjatoslaw Schewtschuk, das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, an die Figur Kardinal Innitzers erinnert. Er überreichte zudem an seinen Nachfolger, Kardinal Christoph Schönborn, die Andrej-Scheptyzkyj- Medaille, die höchste Auszeichnung der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, die von der Bischofssynode dieser Kirche bei deren Vollversammlung 2018 beschlossen wurde.

Kardinal Schönborn ist der erste, der diese Medaille erhält, die nach jenem Metropoliten benannt wurde, der von 1901 bis 1944 der ukrainischen griechisch-katholische Kirche vorstand.

Für diese Kirche wäre es wunderbar, wenn dieser Metropolit, der den Traum einer globalen Kirche verkörperte, seliggesprochen würde. Erzbischof Scheptytzkyj war es gewesen, der in Rom die Versammlungen der Synode der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche auf den Weg brachte und der sie in einem universellen, weniger in einem partikulaten, Kontext betrachtete.

Die Preisverleihung fand am 12. November in Wien statt. Darüber hinaus wurde im erzbischöflichen Palais in Wien eine Gedenktafel für Kardinal Innitzer enthüllt.

1933 hatte Kardinal Innitzer eine internationale und interkonfessionelle Hilfsaktion für die Ukraine ins Leben gerufen, die unter den religiösen Oberhäuptern einzigartig gewesen war. Er erhob seine Stimme zur Verteidigung der Ukrainer, die auf Beschluss Stalins buchstäblich verhungerten.

Stalin hatte zwischen 1932 und 1933 dafür gesorgt, dass die Ukraine, die damals Kornkammer Europas genannt wurde, nicht mehr mit Nahrungsmitteln versorgt wurde, um die ländliche ukrainische Bevölkerung zu unterwerfen. Die Zahl der Todesopfer, die durch diese Hungersnot verursacht wurden, ist gewaltig: Allein im Frühjahr 1933 starben schätzungsweise 17 Menschen pro Minute, 1000 pro Stunde, fast 25.000 pro Tag. Die meisten Opfer waren Kinder.

Kardinal Innitzer hatte verschiedene Zeugnisse und Dokumente gesammelt, basierend auf verdeckten Ermittlungen und Fotografien, und hatte versuchte, den Westen vor den zahlreichen Hungertoten und vor den Fällen von Kannibalismus in der Ukraine und im Nordkaukasus zu warnen. Auf seine öffentliche Anklage hin gab es auch eine offizielle Antwort der Sowjetunion, in der man betonte: "In der Ukraine gibt es weder Kannibalismus noch Kardinäle."

Die Gedenktafel im erzbischöflichen Palais ist rund und aus Stein gefertigt, um an einen Mühlstein zu erinnern. Auf der Gedenktafel ist der Text des Aufrufs Kardinal Innitzers vom 16. Oktober 1933 wiedergegeben, in dem er um Hilfe für die Opfer des Holodomors bittet.

Am Rand der Tafel befindet sich die Zahl 163. Sie bezieht sich auf die ungefähre Anzahl der Körner in fünf Weizenähren, was dem Wert eines menschlichen Lebens gleichkam, wie man im sogenannten Fünf-Ähren-Gesetz liest.

Dabei handelt es sich um ein von Stalin am 7. August 1932 unterzeichnetes Gesetz. Es legte für jene, die unerlaubt Eigentum aus den Kolchosen entwendeten, die Todesstrafe oder eine mindestens zehnjährige Haftstrafe fest. Das Gesetz traf sogar Kinder, die sich eine Handvoll Körner von den Feldern nahmen.

Bevor die Gedenktafel enthüllt wurde, hielt der amerikanische Historiker Timothy Snyder einen Vortrag über Kardinal Innitzer. Bei der Feierlichkeit richteten der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, der Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, der Wiener Rabbiner Shlomo Hofmeister sowie Oleksandr Shcherba, Botschafter der Ukraine in Österreich, ein Grußwort an die Anwesenden.

Daraufhin wurde Kardinal Schönborn für seinen "unermüdlichen Einsatz für die Versöhnung unter den Nationen, für die Förderung des ökumenischen und interreligiösen Dialogs und der Beziehungen zwischen Kirche und Staat" die Andrej-Scheptytzkyj-Medaille verliehen

Der Erzbischof der österreichischen Hauptstadt ist eng mit der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche verbunden, so dass ihn Papst Franziskus als seinen Sonderbeauftragten für die Feier des 25. Jahrestages des Hervorkommens der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche aus dem Untergrund in Kiew ernannte.

Kardinal Schönborn nahm die Medaille während einer Zeremonie im Stephansdom entgegen. Er erklärte, er könne diese Auszeichnung annehmen "im Bewusstsein, dass er sie geistigerweise seinem Vorgänger, Kardinal Theodor Innitzer, überreichen könne, einem Mann, der den Mut gehabt hatte, die Wahrheit zum Holodomor in der Ukraine auszusprechen."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Großerzbischof Schewtschuk befand sich zu einem sowohl "diplomatischen" als auch pastoralen Besuch in Österreich, da die Mehrheit der 20.000 ausländischen Gläubigen in Wien der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche angehört. Während der Reise traf sich Seine Seligkeit auch mit Außenminister Alexander Schallenberg, mit Erzbischof Pedro Lopez Quintana, dem Apostolischen Nuntius in Wien, sowie mit Olexander Scherba, dem Botschafter der Ukraine in Österreich.

Bei dem Treffen mit Minister Schallenberg dankte der Großerzbischof dem Land Österreich für die Unterstützung der Ukraine und für deren territoriale Integrität, sowie für das vermittelnde Wirken Österreichs in den Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland. Großerzbischof Schewtschuk brachte seine Wertschätzung dafür zum Ausdruck, dass dem Besuch des Ministers in St. Petersburg ein Zwischenstation in der Ukraine vorausgegangen war. Dies sei ein "deutliches diplomatisches Signal zur Unterstützung unseres Staates gewesen." Die Beteiligten haben auch über die Rolle der Kirche in diesem Konflikt diskutiert.

Übersetzt und redigiert aus dem bei der Schwesteragentur ACI Stampa veröffentlichten Original in italienischer Sprache von Susanne Finner.

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