Tokio, 25 November, 2019 / 6:27 AM
Katholiken brauchen eigentlich niemals Angst zu haben – aber sie müssen aufpassen, nicht "spirituelle Zombies" zu werden, weil sie nicht beten und ihre Innerlichkeit pflegen. Gerade in hochentwickelten Gesellschaften wie der Japans laufen Christen Gefahr, sonst innerlich zu verkümmern und vereinsamen.
Das hat Papst Franziskus am heutigen Montag gesagt.
In der Kathedrale von Tokio erklärte der Pontifex am 25. November vor etwa 900 Jugendlichen, dass die Angst der Feind des Guten sei, denn Angst sei auch ein Feind der Liebe und des Friedens.
"Die großen Religionen lehren Toleranz, Harmonie und Barmherzigkeit; sie lehren nicht Angst, Spaltung und Konflikt. Jesus sagte seinen Jüngern immer, dass sie keine Angst haben sollen. Warum? Weil die Liebe die Furcht vertreibt, wenn wir Gott und unsere Brüder und Schwestern lieben."
In der heutigen, oft hektischen und auf blinde "Produktivität" gedrillten Gesellschaft sei eine der großen Herausforderungen die Einsamkeit, sagte der Papst in Tokio an diesem Montag – mit Blick auf eine Konsequenz, die Japans Gesellschaft mindestens genauso gut kennt wie auch die verweltlichte Konsumgesellschaft Mitteleuropas:
"Mutter Teresa, die unter den Ärmsten der Armen wirkte, sagte einmal etwas Prophetisches: 'Die Einsamkeit und das Gefühl, nicht geliebt zu werden, ist die schrecklichste Armut.'"
Franziskus fuhr fort, dass diese Armut letztlich eine geistliche ist. Wer Gott vergisst und Ihm keine Zeit mehr schenkt, kann Ihn auch nicht mehr kennen, lieben und sein Leben widmen. Genau dazu sind alle Christen jedoch berufen, erinnerte der Papst seine Zuhörer.
"Die Bekämpfung dieser spirituellen Armut ist eine Aufgabe, zu der wir alle gerufen sind, und euch fällt dabei eine besondere Rolle zu, denn sie erfordert eine große Umstellung unserer Prioritäten und Entscheidungen. Es geht unter anderem darum, zu erkennen, dass das Wichtigste nicht das ist, was ich besitze oder was ich kaufen kann, sondern mit wem ich es teilen kann. Es ist nicht so wichtig, sich auf die Frage zu konzentrieren, warum ich lebe, sondern für wen ich lebe."
Es gehe also darum, Platz für Gott zu schaffenim eigenen Leben.
"Nicht selten kann man beobachten, dass ein Mensch, eine Gemeinschaft oder sogar eine ganze Gesellschaft äußerlich bestens entwickelt ist, dass aber ihr Innenleben arm und verkümmert, ihre Seele und ihre Vitalität erloschen sind. Alles wird langweilig, sie träumen nicht mehr, sie lachen nicht, sie spielen nicht, sie haben keinen Sinn für Wunder und Überraschungen. Sie sind wie Zombies, ihre Herzen haben aufgehört zu schlagen", so Franziskus wörtlich.
Er bete dafür, so der Papst abschliessend an die Jugendlichen gewandt, "dass ihr in geistlicher Weisheit wachst und in diesem Leben den Weg zum wahren Glück entdeckt".
Die Veranstaltung in der Kathedrale von Tokio war einer der letzten auf dem offiziellen Besuchsprogramm für Franziskus. Die sechstägige Asienreise des Papstes, die ihn nach Thailand und Japan führt, endet am Dienstag.
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