London, 05 Juni, 2020 / 12:05 AM
Als die Coronavirus-Pandemie im März England erfasste, war der berühmte Wallfahrtsort Unserer Lieben Frau von Walsingham gezwungen, Pilgern die Anreise zu verbieten. Veranstaltungen mussten abgesagt werden.
Doch statt dies als eine Katastrophe zu sehen, erkannte der Leiter des Wallfahrtsorts, Monsignore John Armitage, eine große Chance.
Englands nationales Marienheiligtum hatte nämlich bereits eine Anhängerschaft mit seinen im Internet übertragenen Messen aufgebaut. Armitage entschied, dass Walsingham nun 24 Stunden am Tag einen Livestream senden würde. Möglich machte diese Übertragung eine stabile Internetverbindung, die von EWTN zur Verfügung gestellt wurde.
Der rührige Monsignore stellte ein neues Programm auf. Der Livestream beginnt nun mit dem Morgengebet, gefolgt von der heiligen Messe, der Aussetzung des Allerheiligsten Sakraments, einem Glaubensvortrag, dem Gebet des Rosenkranzes, dem Angelus und einer weiteren Messe. Und das ist nur der Vormittag.
Am Nachmittag gibt es den Barmherzigkeitskranz, einen weiteren Rosenkranz, weitere Aussetzung, den Eucharistischen Segen, den Angelus und die Vesper, gefolgt von der nächtlichen Anbetung.
"Wir hatten wahrscheinlich die bisher größte Pilgersaison in der Geschichte Walsinghams, weil täglich Tausende und Abertausende von Menschen zu unserem Programm kamen", so der Priester gegenüber CNA.
Armitage sagte, er fühle sich jetzt wie "der Abt eines Klosters und nicht wie der Rektor eines Heiligtums", und erklärte, dass Menschen aus 135 Ländern an dem Programm teilgenommen haben. Die Macher des Programms wurden mit Dankbarkeitsschreiben überhäuft.
"Letzte Woche erhielt ich einen wunderbaren Brief von einer Bauernfamilie in Wisconsin (USA), in dem sie mir einfach sagte, wie sehr sie das Programm schätzen. Sie haben als Familie zugesehen", bemerkte er.
Wichtig ist dem Wallfahrtsdirektor eine Unterscheidung zwischen einerseits den vielen im Lockdown isolierten Menschen, "die wie der Rest der Welt eingesperrt waren. Sie sind dankbar, dass wir ihnen in dieser Zeit einen spirituellen Rahmen gegeben haben".
"Aber viel, viel wichtiger ist, dass wir alle erreichen, die seit Jahren eingesperrt sind: Die Älteren, die Behinderten, diejenigen, die nie wieder herauskommen werden." Ihnen sei der spirituelle Rahmen des Livestreams geschenkt worden – "nicht, weil wir sie vergessen hatten", betont der Priester. Doch mit dem Lockdown habe man nun auch und gerade die Menschen erreicht, die auch außerhalb einer Pandemie oft alleine sind.
Die COVID-19-Epidemie zwang den Wallfahrtsort auch, die geplante Weihe Englands an die Muttergottes am 29. März neu zu organisieren.
Aufgrund der Maßnahmen der britischen Regierung gegen die Ausbreitung des Coronavirus waren sie jedoch gezwungen, ihre Pläne zu ändern: Englands Katholiken sollten stattdessen von zuhause aus an der live im Internet und Fernsehen übertragenen Weihe am Nationalheiligtum Unserer Lieben Frau von Walsingham in Norfolk teilnehmen.
Der Andrang war enorm: So viele Menschen steuerten dieWebseite Walsinghams an, dass dieses vorübergehend abstürzte. Eine andere Website, die ebenfalls die Zeremonie übertrug, churchservices.tv, stürzte ebenfalls ab.
Die Organisatoren baten schließlich die Gläubigen, die Veranstaltung auf YouTube zu verfolgen.
England als "Mitgift Mariens"
Während der Zeremonie rezitierten die Katholiken einen Act of Entrustment, in dem sie England der Muttergottes anvertrauten. Dieses besondere Gebet bestätigt den Rang Englands als "Mitgift Mariens" – ein Titel, der mindestens auf das 14. Jahrhundert zurückgeht.
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In einer Predigt nach der Weihe sagte der Rektor des Heiligtums, Monsignore John Armitage: "Als unsere Bischöfe vor drei Jahren beschlossen, diese Weihe erneut vorzunehmen, konnten sie das Ausmaß unserer Not zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersehen. Heute nehmen wir diese Einweihung im 'Auge des Sturms' vor."
"Wir haben lange über die Worte von Papst Leo XIII. an eine frühere Generation von Bischöfen nachgedacht und schätzen sie sehr: Wenn England nach Walsingham zurückkehrt, wird die Gottesmutter nach England zurückkehren. In der Stunde unserer Not ist die Gottesmutter tatsächlich nach England zurückgekehrt".
In einer Botschaft vor der Zeremonie sagte Papst Franziskus, er bete, dass die Umwidmung "alle dazu anregen wird, mit Ausdauer die Freude des Evangeliums den Männern und Frauen unserer Zeit zu verkünden".
"In ihrem Bemühen, die Schönheit unseres katholischen Glaubens zu bezeugen, die Einheit zwischen den Christen zu fördern und den Ärmsten unserer Brüder und Schwestern die barmherzige Liebe Jesu zu schenken", fuhr Franziskus fort, "möge die Weisheit und Kraft des Vorbilds wie der Fürsprache der vielen Glaubenszeugen und Märtyrer des Landes schöpfen".
Kardinal Vincent Nichols, der Erzbischof von Westminster und Vorsitzende der Bischofskonferenz von England und Wales, ging mit gutem Beispiel voran: Er stellte ein Video ein, in dem er daheim die Gebete der Marienweihe sprach.
"Heute ist der Tag, an dem wir uns wieder der Gottesmutter weihen", schrieb er auf Twitter. "Dieser Akt der Weihe verlangt von uns, dass wir uns ihr zum Geschenk machen. Wir bitten um ihren Schutz, ihren Mantel der Liebe, der über uns und unsere Nationen geworfen wird."
Vor dem Ausbruch des Coronavirus hatten sich 299 englische Kirchengemeinden, Schulen und andere Organisationen zur Weihe auf der offiziellen Website angemeldet. Nachdem die Regierung Beschränkungen für öffentliche Versammlungen verhängt hatte, trugen sich tausende Personen ebenfalls online ein.
Die Organisatoren zählten insgesamt 382.000 Teilnehmer an den Livestreams der Zeremonie. Wenn man die Daten der Webseite berücksichtige, ergebe sich eine Zahl von über 500.000. Sie fügten hinzu, dass dies eine konservative Schätzung sei, da zusätzlich auch der katholische TV-Sender EWTN Great Britain die Zeremonie auf Facebook, YouTube und seiner eigenen Website per Livestream ausstrahlte.
Mehr über die bewegte Geschichte des Wallfahrsortes Walsingham in Norfolk im Norden Englands lesen Sie hier.
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