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Vatikan: Hoffnung statt Lähmung in der Coronavirus-Pandemie

Vatikan

Die Päpstliche Akademie für das Leben hat am 22. Juli das Dokument "Humana communitas in der Ära der Pandemie: Unzeitgemäße Überlegungen über die Wiedergeburt des Lebens" veröffentlicht.

ACI Prensa, die spanischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch, hat wichtige Passagen des Dokumentes zusammengefasst. 

Der vatikanische Text mahnt, "eine Haltung der Hoffnung einzunehmen, die über den lähmenden Effekt" hinausgeht und erklärt: "Alle sind aufgerufen, den eigenen Beitrag zu leisten."

Die Folgen der Krise abzumildern bedeute auch auf die Idee zu verzichten, dass "die Hilfen von der Regierung kommen, so als wäre sie ein deus ex machina, der alle verantwortlichen Bürger nur Zuschauer sein lässt, denen die Verfolgung der persönlichen Interessen gleichgültig ist."

In diesem Sinne weist das Dokument der Päpstlichen Akademie für das Leben darauf hin, dass es "zwei entgegengesetzte Versuchungen gibt: Auf der einen Seite die Resignation, die passiv die Ereignisse annimmt; auf der anderen Seite die Sehnsucht einer Rückkehr in die Vergangenheit, die sich darauf reduziert, das zu wünschen, was vorher existierte."

"Es ist hingegen die Zeit, ein Projekt des menschlichen Zusammenlebens zu denken und umzusetzen, das für jeden eine bessere Zukunft ermöglicht."

Der Text gibt zudem zu, dass "wir der menschlichen gegenseitigen Abhängigkeit und der gemeinsamen Verletzbarkeit, vor allem auf globaler Ebene, nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt haben." "Das Virus kennt keine Grenzen, aber die Länder haben ihre Grenzen verschlossen."

"Die Pandemie verstärkt die bereits bestehenden Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten und viele Länder, die keine Ressourcen oder Strukturen haben, um COVID-19 angemessen zu bewältigen, sind von der internationalen Gemeinschaft abhängig, um Hilfe zu erhalten."
In dieser Linie erläutert das vatikanische Dokument, dass "uns die Lektionen der Zerbrechlichkeit und der Verletzbarkeit an die Schwelle einer neuen Vision führen: sie fördern einen Lebensethos, der den Einsatz der Intelligenz und den Mut einer moralischen Bekehrung verlangt."

"Eine Lektion zu lernen bedeutet, demütig zu werden; es bedeutet, etwas zu ändern, Ressourcen an Sinn zu suchen, die bislang nicht genutzt wurden, vielleicht sogar verleugnet wurden.
Eine Lektion zu lernen bedeutet, sich – ein weiteres Mal – der Güte des Lebens bewusst zu werden, die uns angeboten wird; eine Energie freizusetzen, die noch tiefer geht als die unvermeidliche Erfahrung des Verlustes, die verarbeitet und in die Bedeutung unserer Existenz integriert werden muss." Diese Gelegenheit könne die Verheißung eines neuen Beginns für die humana communitas, einer Wiedergeburt der Lebens sein? Dafür gebe es jedoch einige Bedingungen: den Weg hin zu einer Risiko-Ethik, globaler Einsatz und internationale Zusammenarbeit und die Zentrierung der Ethik auf eine Solidarität, die auf die Würde eines jeder menschlichen Person gegründet

Man müsse zuallererst zu einer neuen Betrachtung der Existenz gelangen, die eine Risiko-Existenz für alle ist: Krankheit, Krieg, Katastrophen können alle treffen. Daraus erstehen "spezifische ethischen und politischen Verantworungen" für jene Menschengruppen, deren Gesundheit, Leben und Würde besonders gefährdet sind. 

Es müsse "ein Idee der Solidarität erarbeitet werden, die weit über die allgemeine Verpflichtung, den Leidenden zu helfen, hinausgeht. Eine Pandemie lädt uns alle ein, die strukturellen Dimensionen unserer globalen Gesellschaft, die unterdrückerisch und ungerecht sind – jene die das religiöse Bewusstsein als ´Strukturen der Sünde´ definiert, anzugehen und neu zu gestalten. Das Gemeinwohl der humana communitas kann nicht ohne eine echte Bekehrung der Herzen und des Denkens erreicht werden".

Die Definition von "Gemeinschaft" müsse die Trennung in "Insider und Outsider" dieser Gemeinschaft und die daraus resultierende die diskriminierende Praxis ablehnen.   

Im diesem Sinn wird im Dokument betont, dass "der Zugang zu hochwertiger Gesundheitsversorgung und grundlegenden Arzneimitteln als universelles Menschenrecht anerkannt werden muss" und dass "aus dieser Prämisse zwei logische Schlussfolgerung herrühren; die erste bezieht sich auf den universalen Zugang zu besseren Möglichkeiten der Prävention, der Diagnose und der Behandlung, die nicht nur für wenige reserviert sein dürfen. Die Verteilung eines Impfstoffs - sobald er in der Zukunft verfügbar sein wird – ist ein emblematischer Fall. Das einzige annehmbare Ziel, das konsequent ist mit einer gerechten Versorgung mit dem Impfstoff, ist der Zugang für alle, ohne Ausnahme."

Die zweite Schlussfolgerung betrifft die Definiton von "verantwortlicher wissenschaftlicher Forschung", die sich auf die Integrität der Forschung und die Natur derselben in einem demokratischen Kontext bezieht. 

Es sei letztendlich wichtig, zu erkennen, dass Solidarität keine rein strategische, sondern eine moralische Bedeutung habe. Solidarität bedeutet Verantwortung für den anderen und das Bewusstsein, dass er Würde besitzt und als Person nie Mittel, sondern immer Ziel ist. Solidarität gründet somit nicht auf einem sentimentalen Sympathebegriff, sondern auf dem intrinsischen Wert eines jeden Menschen.

Eine offizielle deutsche Übersetzung des Dokuments liegt noch nicht vor. Der Text kann in englischer, französischer, spanischer und italienischer Sprache hier aufgerufen werden.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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