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"Mardi Gras" trotz Coronavirus: So feiern Seminaristen in New Orleans Karneval

New Orleans
Fr. Jim Wehner feiert im Vorfeld des Karnevalsumzugs in New Orleans eine Heilige Messe
Statue der heiligen Johanna von Orléans im "neuen Orléans", der Stadt New Orleans (USA).
Straßenbild, New Orleans

Veilchendienstag – mancherorts auch der Faschingsdienstag – ist der letzte Tag der Karnevalssaison. In den Vereinigten Staaten ist Karneval weit weniger populär als in Deutschland. Unter dem Namen Mardi Gras feiert man aber doch, gerade in Louisiana im Süden der USA, und ganz besonders in New Orleans.

Normalerweise bekommen die Seminaristen in New Orleas für ein paar Tage frei, während ihre Stadt Kopf steht. In diesem Jahr ist es wegen der Corona-Maßnahmen anders. "Ich kann nicht jeden nach Hause gehen und dann wieder zurückkommen lassen, weil wir versuchen, das Virus aus dem Seminar herauszuhalten. Das heißt, alle müssen hier bleiben", sagte Regens Fr. Jim Wehner laut Bericht der Catholic News Agency (CNA). "Also werden wir unsere eigenen Feiern machen."

Tatsächlich fahren viele Seminaristen Pick-ups, die für kurze Zeit zu Karnevalswagen umgebaut werden. Ein kleiner Umzug soll auf einem Platz hinter dem Seminar stattfinden. Dazu wurden die Bewohner eines nahegelegenen katholischen Pflegeheims eingeladen, draußen zu sitzen und sich an der behelfsmäßigen Parade zu erfreuen.

"Der ganze Inhalt von Mardi Gras, einer der Hauptpunkte ist es, die Gemeinschaft zu fördern […] in der Nachbarschaft, der Stadt und der Kirche", sagte Wehner. "Das wird eine Gelegenheit für uns hier sein, für ein paar Tage aus der akademischen Welt herauszutreten und einfach eine wirklich starke Gemeinschaft zu haben."

"Ist es nicht das, was ein Pfarrer tut? Durch das sakramentale, spirituelle Leben der Kirche bauen wir eine Pfarrgemeinschaft auf, und das kann gute soziale Begegnungen beinhalten. Also werden wir das hier ein bisschen modellieren während dieser Tage."

Der Regens war nicht immer Karnevalist. "Warum machen Seminaristen bei Mardi Gras mit?", fragte sich Wehner zunächst. "Ist das nicht heidnisch und säkular? Ich habe im Vorhinein verurteilt, was ich für Mardi Gras hielt, nämlich Ausschweifungen, übermäßiges Trinken, Drogen. Einfach, Sie wissen schon, Unmoral."

Doch dann wurde er eines besseren belehrt: "Ich verliebte mich in die Stadt und dann in die Kultur, die Geschichte – und natürlich in Mardi Gras."

Los geht es schon am 6. Januar, zum Dreikönigsfest. Wie in Deutschland hat Mardi Gras in den USA viele Wurzeln in der katholischen Kultur – auch wenn dies in heutiger Zeit in Vergessenheit geraten ist.

Vor dem großen Karnevalsumzug in New Orleans übernachten die Seminaristen – wie viele andere Einwohner – in normalen Zeiten am Wegesrand. Sie beten den Rosenkranz, spielen Karten und feiern zum Sonnenaufgang die Heilige Messe.

"Die Leute sind sehr, sehr respektvoll gegenüber der Tatsache, dass wir das so machen", erklärte Wehner. "Natürlich tragen wir unseren Priesterkragen, und wir schämen uns nicht dafür, wer wir sind. Für die Seminaristen ist das die perfekte Zeit für die Evangelisierung."

Am Aschermittwoch ist alles wieder vorbei – in Deutschland, New Orleans, und anderswo in Louisiana. "Am nächsten Tag geht jeder zur Aschermittwochsmesse […] und jeder empfängt [das Aschenkreuz], um die Bußzeit zu beginnen und zu fasten," so Fr. Keenan Brown, ein Priester in der Diözese Lafayette, etwa zwei Autostunden von New Orleans entfernt.

"Das Merkwürdige daran ist, dass es nicht nur Katholiken sind, die [das Aschenkreuz] empfangen", sagte Brown. "Jeder [empfängt es]. Ich habe von Juden gehört, die sich in der Kathedrale von New Orleans [das Aschenkreuz] holen, weil es einfach zur Kultur gehört. Für manche Leute ist es sehr kulturell."

Pater Patrick Broussard, zuständig für Berufungspastoral in der Diözese Lafayette, sagte, es wäre ein Fehler, Mardi Gras abzuschaffen, "weil so viel Gutes darin steckt, aus dem wir schöpfen könnten. Und es könnte sogar sehr nützlich für uns sein, wenn wir das Evangelium verkünden. Also, Sie lieben Mardi Gras. Sie wissen, dass das eine Zeit der Vorbereitung auf die Fastenzeit ist, richtig? Es ist eng mit dem katholischen Glauben verknüpft. Die Leute merken es vielleicht nicht mehr, aber ich denke, das ist unsere Art, sie neu zu evangelisieren."

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