Das letzte Haus von Mutter Angelica entdecken

Mutter Angelica
Mutter Angelica
EWTN.TV
Heiligtum vom Allerheiligsten Altarsakrament. Auf dem Vorplatz die Statue des göttlichen Kindes
Heiligtum vom Allerheiligsten Altarsakrament. Auf dem Vorplatz die Statue des göttlichen Kindes
Andrea Gagliarducci /CNA
Grab von Mutter Angelica von der Verkündigung in der Unterkirche
Grab von Mutter Angelica von der Verkündigung in der Unterkirche
Andrea Gagliarducci / CNA
Generaldirektor von EWTN im Studio des Senders in der Garage, von der aus 1981 die ersten Sendungen eines Werks der Evangelisierung ausgestrahlt wurden, das heute die ganze Welt erreicht.
Generaldirektor von EWTN im Studio des Senders in der Garage, von der aus 1981 die ersten Sendungen eines Werks der Evangelisierung ausgestrahlt wurden, das heute die ganze Welt erreicht.
Andrea Gagliarducci / CNA
Gesamtansicht des Heiligtums
Gesamtansicht des Heiligtums
Andrea Gagliarducci / CNA

Das Heiligtum vom Allerheiligsten Altarsakrament, das Mutter Angelica gewollt hatte, befindet sich auf einem isolierten Grundstück, weit weg von allem, geeignet für die Betrachtung.

Von den Fernsehstudios von EWTN braucht man circa zwei Stunden, um dorthin zu gelangen. Ein Kreuz überragt das Heiligtum, ein Tau, das zufällig hier ist, wenn dem nicht so wäre, dass es keine Zufälle gibt. Rundherum Stille. Ein Kreuzweg, eine Nachbildung der Lourdesgrotte. Hier hat Mutter Angelica die letzten Jahre ihres Lebens verbracht.

"Ich spüre, dass Gott mich zu einer Veränderung in meinem Leben ruft. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gott es auf traumatische Weise macht, wenn er mich zu etwas Neuem beruft, da er weiß, wie stur ich bin" hatte sie zu Michael Warsaw gesagt, dem nominierten Nachfolger und immer noch Generaldirektor des katholischen Fernsehsenders, der 240 Millionen Familien in 144 Ländern erreicht und unter dessen Schirmherrschaft auch einige katholische Nachrichtenagenturen stehen, darunter auch CNA. Diese Worte sagte sie kurz vor dem Schlaganfall, der sie bis zu ihrem Tod - am Ostertag vor zwei Jahren - zu Bettlägerigkeit zwang.

Hanceville war der Ort, den sie für ihre letzten Lebensjahre wählte, in verpflichtender Klausur, umgeben von den Schwestern, die dieses Leben der Kontemplation gewählt hatten. Mutter Angelica jedoch war erst am Ende ihres Lebens in der Klausur angekommen, nachdem sie jede Geste und jedes Werk der öffentlichen, kraftvollen und klaren Verkündigung des Evangeliums gewidmet hatte.

Sie hatte einen starken Charakter, vor allem aber hatte sie ein großes Gottvertrauen. Und alles - im Heiligtum, wie in der Geschichte des Fernsehsenders - erzählt von der Vorsehung Gottes.

Es begann mit dem Kreuz, das sich auf dem Kirchenschiff des Heiligtums befindet. Es sollte ein römisches Kreuz sein, aber es wurde vom Blitz getroffen. Das Stück, das abbrach, ist immer noch da und wird im Heiligtum aufbewahrt. In diesem Moment verstand Mutter Angelica die tiefere Bedeutung des Tau, des franziskanischen Kreuzes, des Zeichens, das Gott laut Ezechiel den Gläubigen auf die Stirn zeichnet. Es ist ein Symbol der geistigen Erneuerung der Kirche. Sie sah in all dem das Wirken der göttlichen Vorsehung. Das Kreuz wurde nicht repariert.

Es ist das sichtbare Zeichen einer Arbeit, die ganz durch die Vorsehung und mit der Vorsehung lebt.

Mutter Angelica hatte nicht den Vorsatz, EWTN zu gründen. Sie entschloss sich dazu, nachdem sie sich geweigert hatte, als Fernsehpredigerin bei einem Sender weiterzumachen, der auch Filme ausstrahlte, deren Inhalte nicht unbedingt zur Moral passten.  

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"Wenn sie durch diese Türe gehen, werden sie ihr ganzes Leben lang nicht mehr ins Fernsehen kommen" sagte der Inhaber des Fernsehsenders. Und Mutter Angelica antwortete: "Das heißt, dass ich mein eigenes Fernsehen machen werde."

"Als sie nach Hause kam – erzählte Michael Warsaw - sprach sie besorgt mit den Schwestern von der Verpflichtung, die sie eingegangen war. Dann nahm sie die Situation in die eigenen Hände. Sie rief den Mann, der gerade eine Garage für das Kloster baute, und sagte, er solle statt der Garage ein Fernsehstudio bauen. Dann suchte sie einen Anwalt, um den neuen Sender zu gründen."

Die Garage ist immer noch das zentrale Studio eines Komplexes, der um das Kloster herum und zusammen mit dem Kloster wuchs, bis man einen besseren und größeren Ort brauchen und da entschied sie, das Kloster an einen für die Kontemplation geeigneteren Ort zu "verschieben".

Auch bei der Wahl des Anwalts, der das Fernsehen gründete, verließ sie sich auf die Vorsehung. Mutter Angelica suchte im Telefonbuch und fand einen gewissen Bill Corzini. Der italienische Nachname flößte ihr Vertrauen ein, denn auch sie hatte italienische Wurzeln. Sie rief ihn an.

"Hallo, ich bin Mutter Angelica, ich möchte einen Fernsehsender gründen und ich brauche ihre Hilfe".
"..."
"Hallo, ich bin Mutter Angelica, ich möchte einen Fernsehsender gründen und ich brauche ihre Hilfe."
"Schwester, es ist nicht so, dass ich das nicht gehört hätte, ich habe nur versucht zu verstehen, ob das jetzt wahr ist oder ob es sich um einen Scherz handelt."

Die Unterhaltung ging weiter. Am Ende fragte Corzini, ob sie wisse, was sein Aufgabengebiet sei. Sie wusste es nicht. "Ich bin Anwalt für Informationsrecht. Alles was ich tue, mein Kerngeschäft, ist genau das, worum sie mich gebeten haben." Und dann sagte er, er müsse am nächsten Tag nach Atlanta fahren, um seinem Freund Ted beim Aufbau eines Nachrichtensenders zu helfen, aber sie würden bei seiner Rückkehr erneut darüber sprechen. Ted war Ted Turner, der Sender war CNN.

Es gibt Dutzende solcher Vorfällen - wie plötzliche Ankunft von Geldern und Hilfe in unerwarteten Momenten - die das gesamte Leben von Mutter Angelica und generell die ganze Geschichte von EWTN begleiten.

Die heilige Messe im Komplex von Alabama ist immer das Zentrum von allem, und jede Ausstrahlung wie auch jede technische Neuerung ist immer dazu gedacht, eine bestimmte Mission weiterzuführen: Die Verkündigung des Evangeliums.

Und gerade weil sie das Evangelium zu verkünden, kam Mutter Angelica auch der Gedanke an das Kloster, das später ihre letzte Heimat wurde. Im Jahr 1995, während einer Reise nach Kolumbien, um Spenden für die Eröffnung der spanischen Abteilung von EWTN zu finden, nahm Mutter Angelica an einer Messe in der Kirche des Göttlichen Kindes in Bogota teil. Dort wurde sie dazu inspiriert, ein Heiligtum zu bauen, um die wahre Gegenwart Christi in der Eucharistie zu ehren.

Fünf Wohltäter halfen, 160 Hektar Land zu kaufen und danach, alles zu bauen. Es entstand das Heiligtum, wie man es heute sieht, eine Art Oase in der Wüste, sogar mit einer Burg, die dem heiligen Erzengel Michael geweiht ist und einer Statue des des "Divino Niño" (göttlichen Kindes) auf dem Vorplatz des Heiligtums.

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Das göttliche Kind ist überall präsent, man findet auch eine kleine Statue im Inneren des Gebäudekomplexes und auf dem Grab Mutter Angelicas. Auch in diesem Fall scheint alles der Ironie der Vorsehung zu entspringen.

Die Originalstatue stammt aus dem 20. Jahrhundert, sie ist 17 Zentimeter groß, mit zum Himmel erhobenen Händen und einer traditionellen rosa Tunika bekleidet. Sie ist eine der beliebtesten Darstellungen in Kolumbien, bekannt für Wunder und Fruchtbarkeit. Die Andacht zum göttlichen Kind wurde von einem Salesianer verbreitet, Giovanni Rizzo, der aus Arenzano kam. Vielleicht ist es Zufall, aber Mutter Angelica hieß mit bürgerlichem Namen Rita Rizzo und auch ihre Familie war italienischen Ursprungs.

Es gibt viele historische Elemente in der Kirche des Heiligtums. Sie ist nach romanischem Stil gestaltet, mit kolonialen spanischen Einflüssen und wurde mit Materialien aus aller Welt erbaut: Die bronzenen Türen kommen aus Spanien und stellen die sieben Freuden und sieben Schmerzen Mariens dar, der rote Marmor stammt aus der Türkei, das Holz aus Paraguay, die Kirchenfenster aus dem bayrischen München.

In der Oberkirche wird fortwährend Anbetung gehalten und gebetet; es ist eine Aufmerksamkeit für das Allerheiligste Sakrament, die ihresgleichen sucht. In der Unterkirche befindet sich das Grab von Mutter Angelica von der Verkündigung und die Gräber ihrer ersten Gefährtinnen, sowie eine Nachbildung des Turiner Grabtuches.

Während man vor dem Grab betet, kann man an nichts anderes denken als an die totale Berufung, das Evangelium zu verkünden. Das macht das Kloster, den religiösen Orden und den Fernsehsender eins. 

Und tatsächlich entdeckte auch die Nachfolgerin von Mutter Angelica, Mutter Dolores, ihre Berufung während sie bei EWTN arbeitete.

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