Vatikanstadt, 07 Mai, 2021 / 10:50 AM
Der Vatikan ermittelt wegen Veruntreuung gegen Cecilia Marogna, die sich selbst als Sicherheitsberaterin bezeichnet. Nun behauptet Marogna, Kardinal Angelo Becciu habe sie gebeten, Dossiers mit belastenden Informationen über Vatikanpersonal zu erstellen, so die Catholic News Agency (CNA).
In einem Interview, das in der italienischen Nachrichtensendung "Report" am 3. Mai ausgestrahlt wurde, behauptete Marogna, sie sei gebeten worden, ein "dossieraggio" zu erstellen, ein italienischer Neologismus, der eine Akte oder ein Dossier mit vertraulichen Informationen über eine Person beschreibt, insbesondere zum Zweck der Erpressung.
Marogna behauptete, die Bitte sei von Kardinal Becciu gekommen, der damaligen Nummer zwei im Staatssekretariat.
Auf die Frage, ob diese Akten auch über Personen innerhalb des Vatikans angelegt werden sollten, antwortete Marogna: "Auch, ja. Dann gab es eine Diskussion über das unmoralische Verhalten einiger Prälaten."
Ein Anwalt von Kardinal Becciu, den CNA am Donnerstag kontaktierte, erklärte, es gebe zu diesem Zeitpunkt "keine offizielle Antwort" auf Marognas Behauptungen.
In der Sendung wurde Marogna gefragt, ob sie, "kurz gesagt", Teil von "einem parallelen Geheimdienst" sei, was sie bejahte und hinzufügte, dass man "im Zusammenspiel mit anderen parallelen internationalen Geheimdiensten" gearbeitet habe.
"Klingt wie in einem Spionagefilm", sagte der Journalist, worauf Marogna mit einem Lächeln antwortete: "Ja, genau das ist die Debatte."
Der Vatikan ermittelt gegen Marogna, seit im vergangenen Jahr Berichte aufkamen, wonach sie im Zusammenspiel mit Becciu hunderttausende Euro vom vatikanischen Staatssekretariat erhalten und das Geld für Luxusgüter und Urlaube ausgegeben haben soll.
Marogna gab zu, das Geld erhalten zu haben, bestand aber darauf, dass die Gelder für ihre Arbeit als Sicherheitsberaterin im Vatikan, also ihr Gehalt, gedacht worden seien.
Medien haben behauptet, die Zahlungen seien unter der Leitung von Becciu, dem ehemaligen Substitut des Staatssekretariats und einem sardischen Kollegen, getätigt wurden. Becciu, der im September 2020 von Papst Franziskus der Rechte und Privilegien eines Kardinals entkleidet wurde, hat wiederholt jedes Fehlverhalten abgestritten.
Marogna wurde letztes Jahr in Mailand aufgrund eines internationalen Haftbefehls verhaftet, den der Vatikan über Interpol erteilt hatte. Sie wurde nach 17 Tagen aus dem Gefängnis entlassen. Ein Auslieferungsersuchen des Vatikans wurde im Januar fallen gelassen.
Der Vatikan kündigte ebenfalls im Januar an, bald solle ein Prozess gegen Marogna wegen angeblicher Veruntreuung beginnen. Seither wurden keine Mitteilungen über den Stand des Verfahrens gemacht.
Im März wurde berichtet, dass Marogna auch in Slowenien angeklagt ist wegen des Verdachts, ihre in Slowenien registrierten Firmen benutzt zu haben, um illegal vom Vatikan erhaltenes Geld zu waschen.
In der Sendung vom 3. Mai wurde auch über Details von Marognas Verbindung zu Mitgliedern des italienischen Geheimdienstes berichtet. Marogna behauptete, sie habe einst mit Luciano Carta, dem damaligen Direktor des italienischen Auslandsgeheimdienstes AISE, "zusammengearbeitet". In der Sendung hieß es, Becciu habe sie angewiesen, Beziehungen zu den Leitern der italienischen Geheimdienste aufzubauen.
Das Sendung befasste sich zudem mit Marognas langjähriger Verbindung zu einer italienischen freimaurerischen politischen Organisation, bekannt als die Roosevelt-Bewegung. Marogna bestätigte die Verbindung und verteidigte sie als "für die berufliche Ausbildung, natürlich, ja".
Am 2. April 2016 wurde Marogna zum Mitglied des besonderen Sekretariats für die Beziehungen zu Gruppen, Verbänden und relevanten Themen der Zivilgesellschaft innerhalb der Roosevelt-Bewegung ernannt.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Marogna steht dem Gründer und Präsidenten der Roosevelt-Bewegung nahe, Gioele Magaldi, der ein Freimaurer des Großorient von Italien ist.
Magaldi schrieb letztes Jahr mehrere Artikel im Internet zur Verteidigung von Marogna, die damals in Mailand inhaftiert war.
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