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Gegen die "lähmende Resignation": Wozu Franziskus die deutschen Bischöfe auffordert

Deutsche Bischöfe beim Treffen mit Papst Franziskus im Rahmen des Ad-Limina-Besuchs in Rom.
Papst Franziskus am Mittwoch, 18. November bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz.

Zum Abschluss ihres Ad-limina-Besuchs in Rom hat sich Papst Franziskus an die 64 angereisten deutschen Bischöfe in einer Ansprache gewandt. Darin dankt Franziskus für die "große Unterstützung, die die Kirche in Deutschland durch ihre vielen Hilfsorganisationen leistet".

Doch diese Unterstützung für die Menschen in aller Welt aus dem Land der Kirchensteuer kontrastiert der Papst mit einer sehr deutlichen Reihe von Aufforderungen an die deutschen Bischöfe: Sie sollen die Neu-Evangelisierung konkret und nachhaltig anpacken, das Jahr der Barmherzigkeit für Beichte und Eucharistie nutzen, die Rolle der Priester stärken, akademische Theologie auf den Boden des Glaubens stellen, und ungeborenes Leben sowie Alte und Kranke schützen.

Stellenweise liest sich die Ansprache des Heiligen Vaters wie ein liebevoller Maßnahme-Katalog für die deutschen Bischöfe, ihre tausenden Angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Papst Franziskus beginnt mit dem massiven Verfall des Glaubens in Deutschland:

Wo in den Sechziger Jahren noch weiträumig fast jeder zweite Gläubige regelmäßig sonntags zu Heiligen Messe ging, sind es heute vielfach weniger als 10 Prozent. Die Sakramente werden immer weniger in Anspruch genommen. Die Beichte ist vielfach verschwunden. Immer weniger Katholiken lassen sich firmen oder gehen das Sakrament der Ehe ein. Die Zahl der Berufungen für den Dienst des Priesters und für das gottgeweihte Leben haben drastisch abgenommen. Angesichts dieser Tatsachen ist wirklich von einer Erosion des katholischen Glaubens in Deutschland zu sprechen.

"Was können wir dagegen tun?" fragt Franziskus die deutschen Bischöfe, und fordert sie auf, "die lähmende Resignation" zu überwinden. Er warnt davor, durch Verwaltungsreformen den Niedergang nur umzubauen. Mehr noch: Am gleichen Tag, an dem das Gremium "Zentralkomitee der deutschen Katholiken" eine neue Spitze bekommt, kritisiert der Papst die Struktur-Besessenheit des Gremienkatholizismus:

Das Beispiel dieser "Ehrenamtlichen" mag uns zu denken geben angesichts einer Tendenz zu fortschreitender Institutionalisierung der Kirche. Es werden immer neue Strukturen geschaffen, für die eigentlich die Gläubigen fehlen. Es handelt sich um eine Art neuer Pelagianismus, der dazu führt, unser Vertrauen auf die Verwaltung zu setzen, auf den perfekten Apparat. Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert aber das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen (vgl. Evangelii gaudium, 32). Die Kirche ist kein geschlossenes System, das ständig um die gleichen Fragen und Rätsel kreist. Die Kirche ist lebendig, sie stellt sich den Menschen vor Ort, sie kann in Unruhe versetzen und anregen. Sie hat ein Gesicht, das nicht starr ist. Sie ist ein Leib, der sich bewegt, wächst und Empfindungen hat. Und der gehört Jesus Christus.

Missionierung "verformter" Seelen

Franziskus zitiert wiederholt Evangelii Gaudium: Die deutschen Bischöfe sollten dafür sorgen, "dass die Strukturen der Kirche alle missionarischer werden".

Dies sei nicht leicht, so der Papst, in einer verweltlichten Gesellschaft, welche die Seelen verforme. Die Weltlichkeit "erstickt das Bewusstsein für die Wirklichkeit. Ein verweltlichter Mensch lebt in einer Welt, die er selbst geschaffen hat. Er umgibt sich gleichsam mit abgedunkelten Scheiben, um nicht nach außen zu sehen. Es ist schwer, solche Menschen zu erreichen", so der Papst in seiner Ansprache.

Doch genau diese müsse die Kirche in Deutschland neu versuchen, fordert Franziskus: "In der Tat, jedes echte missionarische Handeln ist immer 'neu'" (Evangelii gaudium, 11)".

Theologische Fakultäten sollen ihren Sendungsauftrag erfüllen

Welche Rolle die deutschen Bischöfe dabei konkret spielen sollen, erörtert der Papst nicht nur mit Blick auf die Gläubigen, sondern auch auf die theologischen Fakultäten in Deutschland.

Wie ein treusorgender Vater wird der Bischof die theologischen Fakultäten begleiten und den Lehrenden helfen, die kirchliche Tragweite ihrer Sendung im Auge zu behalten. Die Treue zur Kirche und zum Lehramt widerspricht nicht der akademischen Freiheit, sie erfordert jedoch eine Haltung der Dienstbereitschaft gegenüber den Gaben Gottes. Das sentire cum Ecclesia muss besonders diejenigen auszeichnen, welche die jungen Generationen ausbilden und formen.

Papst Franziskus appelliert darüberhinaus an die Bischöfe, auch die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt besser zu nutzen: "Als einzige Katholische Universität in Ihrem Land ist diese Einrichtung von großem Wert für ganz Deutschland und ein entsprechender Einsatz der gesamten Bischofskonferenz wäre daher wünschenswert, um ihre überregionale Bedeutung zu stärken".

Beichte und Eucharistie stärken

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Mit Blick auf die Pfarrgemeinden Deutschlands, führt Franziskus aus, "muss dem Bischof in besonderer Weise das sakramentale Leben am Herzen liegen". Besonders die Beichte und die Eucharistie, betont der Papst. Dazu biete das Jahr der Barmherzigkeit die Gelegenheit. Zumal er gleich am Anfang der Ansprache auch hier den Finger deutlich in die Wunde legt und feststellt: "Die Beichte ist vielerorts verschwunden."

Franziskus spricht hier ebenso deutlich seine Erwartungen an die deutschen Bischöfe aus: "Ich vertraue darauf, dass im kommenden Heiligen Jahr und darüber hinaus dieses für die geistliche Erneuerung so wichtige Sakrament in den Pastoralplänen der Diözesen und Pfarreien mehr Berücksichtigung findet".

Rolle der Priester: Laien könne diese nicht ersetzen 

Dies bedeute auch, dass "die wertvolle Mithilfe von Laienchristen im Leben der Gemeinden, vor allem dort, wo geistliche Berufungen schmerzlich fehlen" nicht zum Ersatz des priesterlichen Dienstes werden dürfe: "Ohne Priester gibt es keine Eucharistie", so Franziskus wörtlich. 

Einsatz für ungeborenes Leben

Die Worte von der "Wegwerfkultur" des Westens, die Franziskus bereits unter anderem vor den Vereinten Nationen kritisiert, wiederholt er auch an die Adresse der deutschen Bischöfe:

Die Kirche darf nie müde werden, Anwältin des Lebens zu sein und darf keine Abstriche darin machen, dass das menschliche Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod uneingeschränkt zu schützen ist. Wir können hier keine Kompromisse eingehen, ohne nicht selbst mitschuldig zu werden an der leider weitverbreiteten Kultur des Wegwerfens.

Eine Gesellschaft, die die Schwächsten und Wehrlosesten wegwerfe, nämlich das ungeborene Leben, Alte und Kranke, sei zutiefst verwundet, so der Heilige Vater.

Der Papst schließt seine Ansprache an die deutschen Bischöfe mit der Bitte um ihr Gebet und den Worten:  "Und ebenso empfehle ich Euch der Fürsprache der seligen Jungfrau Maria, der Apostel Petrus und Paulus sowie der Seligen und Heiligen Eures Landes. Von Herzen erteile ich Euch und den Gläubigen Eurer Diözesen den Apostolischen Segen".

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