23. Februar 2021
Die sieben Thesen der Kirchenprotestbewegung "Maria 2.0" sind in den letzten Tagen medial vielfach aufgegriffen, wiederholt und möglicherweise auch kontrovers diskutiert worden. Wer sich über die Forderungen informieren möchte, kann das im Internet nachlesen. In manchen Resonanzen wurde diese Aktion mit Martin Luthers Thesenanschlag von 1517 verglichen. Sogleich dachte ich etwa an die erste These des Wittenberger Reformators: "Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht »Tut Buße« u. s. w. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll." Auch wenn ich die Reformation und ihre Folgen sehr bedauere und daran leide, dass die Christenheit bis heute getrennt ist, halte ich die erste These des abtrünnigen Augustinermönchs für theologisch substanzhaltig. Darüber kann und sollte nachgedacht werden. Luther spricht nicht als Kirchenpolitiker. Er hat den Sünder im Blick. Ihm geht es um Buße und Bekehrung. Worum geht aber geht es liberalen Kirchenbewegungen in unserer Zeit? Ihre Statements hallen nach und scheinen zumindest in der Kirche in Deutschland sehr präsent zu sein, ob auf dem "Synodalen Weg" oder in Thesenpapieren wie dem oben genannten Manifest.
Mitten in der Fastenzeit fragen sich einfach gläubige Christen – und zu diesen zähle ich auch Theologieprofessoren und Bischöfe –, was sich in der Kirche alles verändern soll. Manche wünschen sich vielleicht umfassende Revisionen, ob am Katechismus, an den Zugängen zu den Weiheämtern oder an der kirchlichen Morallehre. Andere wünschen sich nur die Treue zum Evangelium und zur Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte. Oder nicht? Unter anderem plädierte der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing, seit einem Jahr Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, für weitreichende Veränderungen am Katechismus. Vielleicht denken auch Sie, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, öfter über Veränderungen nach – in Ihrem Leben, in der Pfarrgemeinde und in der Kirche überhaupt? Ich denke dann gern an die heilige Mutter Teresa von Kalkutta, die einem forschen Journalisten begegnet war. Dieser fragte: "Was muss sich als Erstes an der Kirche ändern?" – Die Heilige sprach nicht über Strukturen, nicht über Ämter, nicht über den Katechismus und die Morallehre. Sie sagte nichts über unliebsame Bischöfe und streitbare Theologieprofessoren, nichts über vermeintlich bornierte Konservative oder aufmüpfige Weltchristen. Was muss sich als Erstes an der Kirche ändern? Mutter Teresa beantwortete diese Frage präzise: "Sie und ich!"
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