22. September 2021
Die Fragen, die dem Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz von der KNA in der Person von Norbert Demuth gestellt wurden, sprechen für sich. Eine „konservative kirchliche Gruppe um den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer“, so leitet der Journalist ein, „sieht sich beim Synodalen Weg nicht gehört mit ihren Argumenten“.
Nun ist „konservativ“ ein polarisierendes Reizwort, für manche schon ein politischer Kampfbegriff. Wer mitten in der Kirche zur Lehre und zum Credo der Kirche steht, wird heute leicht als „konservativ“ tituliert. Einer der konservativsten Päpste des 20. Jahrhunderts war der heilige Johannes XXIII. Hätten Sie das gedacht? In der Homilie der Krönungsmesse am 4. November 1958 sagte er: „In den Schafstall Jesu Christi gelangt niemand, wenn nicht unter der Leitung des Papstes; und die Menschen können nur, wenn sie mit ihm verbunden sind, mit Sicherheit gerettet werden, denn der römische Papst ist der Stellvertreter Christi und repräsentiert Ihn auf Erden.“
Vielleicht sollte man über die Verwendung des Adjektivs nachdenken und den Gebrauch desselben nicht als Stigmatisierung begreifen. Gefragt wird zu Eltz, ob es zu einem „heftigen Konflikt“ auf der Synodalversammlung kommen werde – oder gar zu einer „Spaltung unter den Teilnehmern“. Der Stadtdekan erwidert: „Zu einem heftigen Konflikt? Da kann ich nur sagen: hoffentlich! Und zu einer Spaltung: hoffentlich nicht! Allerdings müsste der Konflikt als solcher auch benannt werden, man müsste nicht drumherum reden müssen. Die Leidenschaft, mit der etwa Bischof Voderholzer sich im Plenum eingebracht hat, gefällt mir eigentlich, das ist viel besser als ein kaltblütiges und unberührbares Verhalten.“ Bei den Themen von allen vier Foren, so zu Eltz, ginge es „nicht gleich um letzte Wahrheiten“: „Alle vier Themen haben es mit dem Glauben zu tun, aber überall sehe ich Spielräume, nirgends ist es so festgezurrt, dass man vornherein sagen müsste: darüber reden zu wollen ist dasselbe, wie das Credo in Frage zu stellen.“ Diese Spielräume sieht nicht jeder, etwa mit Blick auf „Ordinatio sacerdotalis“.
Sodann aber wird noch einmal nachgehakt: „Die Gruppe um Bischof Voderholzer repräsentiert eine kleine, aber hartnäckige Minderheit, die wenig kompromissbereit scheint.“ Warum sollte die „Gruppe um Bischof Voderholzer“ überhaupt eine „kleine, aber hartnäckige Minderheit“ sein? Identifiziert er etwa die Mitglieder der Synodalversammlung mit den Katholiken in Deutschland? Oder mit der Kirche aller Zeiten und Orte? Auch Stadtdekan zu Eltz will nichts von Parteiungen und einer spalterischen Richtungsdebatte wissen: „Womit die Kirche steht und fällt, ist unter uns nicht im Streit.“ Wir werden sehen, was sich in dieser Woche auf der Deutschen Bischofskonferenz zutragen wird und dann wenig später auf der Synodalversammlung in Frankfurt am Main. Wer das Zweite Vatikanische Konzil ernst nimmt, wird im Licht der Konstitution „Lumen gentium“ etwa den Grundlagentext von Forum I lesen. In Abschnitt 22 der Konstitution heißt es: „Das Kollegium oder die Körperschaft der Bischöfe hat aber nur Autorität, wenn das Kollegium verstanden wird in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom, dem Nachfolger Petri, als seinem Haupt, und unbeschadet dessen primatialer Gewalt über alle Hirten und Gläubigen. Der Bischof von Rom hat nämlich kraft seines Amtes als Stellvertreter Christi und Hirt der ganzen Kirche volle, höchste und universale Gewalt über die Kirche und kann sie immer frei ausüben. Die Ordnung der Bischöfe aber, die dem Kollegium der Apostel im Lehr- und Hirtenamt nachfolgt, ja, in welcher die Körperschaft der Apostel immerfort weiter besteht, ist gemeinsam mit ihrem Haupt, dem Bischof von Rom, und niemals ohne dieses Haupt, gleichfalls Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche (63). Diese Gewalt kann nur unter Zustimmung des Bischofs von Rom ausgeübt werden. Der Herr hat allein Simon zum Fels und Schlüsselträger der Kirche bestellt (vgl. Mt 16,18-19) und ihn als Hirten seiner ganzen Herde eingesetzt (vgl. Joh 21,15 ff). … In diesem Kollegium wirken die Bischöfe, unter treuer Wahrung des primatialen Vorrangs ihres Hauptes, in eigener Vollmacht zum Besten ihrer Gläubigen, ja der ganzen Kirche, deren organische Struktur und Eintracht der Heilige Geist immerfort stärkt.“ In Treue zur Kirche des Herrn zu stehen, mag heute weltlich als konservativ gelten. In jedem Fall ist es römisch-katholisch – und das genügt. Wenn die Synodalversammlung sich auf den Geist und Buchstaben der Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils besinnen würde, dann stünde die Frage nach Gott im Mittelpunkt. Es ginge um Neuevangelisierung. Nichts anderes hat auch der konservative heilige Johannes XXIII. im Sinne gehabt.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.
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