31. Oktober 2021
Ein wahres Kompendium zum Thema „Der Wille Gottes“ hat Prof. Dr. Johannes Stöhr vorgelegt. Sein jüngstes Buch „Bestimmung und Berufung“ beschäftigt sich mit einem Begriff, der heute vielfältig benutzt wird. Stöhr geht es um die christliche Berufung zur Nachfolge Christi. Er geht vom Wort des Apostels Paulus aus: „Herr, was willst du, das ich tun soll?“ (Apg 9,6). Es geht dabei nicht darum, herauszufinden, welche Talente man besitzt. Christliche Berufung zielt auf die Gnade Gottes: Der Mensch erkennt, was Gott für ihn bestimmt hat, welchen Weg er trotz aller seiner Sünden und Schwächen führen will.
Der Autor verengt den Berufungsbegriff nicht auf das Ordo-Sakrament. Er weiß, dass die „Wege der Laien und diejenigen der Priester“ unterschiedlich sind. Denn die „Laien sind berufen, Familienleben und Beruf zu heiligen, so dass Christus in allen weltlichen Bereichen präsent wird“. Wie sich Eheleute als Mann und Frau gegenseitig bejahen, so ist auch die Berufung zum Priester und zum Ordensleben „nicht rein subjektiv“. Eigene Zielsetzungen und Wünsche müssen sich „dem Urteil der kirchlichen Autorität“ beugen. „Priestertum kann man sich nicht selbst heraussuchen“ (Benedikt XVI.).
Stöhr besitzt einen reichen persönlichen Erfahrungsschatz, aus dem heraus er befähigt ist, ein Buch zum Willen Gottes zu schreiben. Prof. Dr. Johannes Stöhr wurde in diesem Jahr 90 Jahre alt. Er ist seit 63 Jahren Priester und war Professor für Dogmatik in Freiburg i. Br. sowie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Bamberg. Er lehrte über Deutschland hinaus als internationaler Gastprofessor und war Mitglied in zahlreichen theologischen Bildungsstätten. Bis heute dient er als Subsidiar an St. Pantaleon in Köln.
Die von Stöhr vorgelegte über 200-seitige Handreichung bietet eine Einführung in das Thema der Berufung. Im weiteren Verlauf werden entsprechende biblische Texte und vielfältige Zitate aus der Patristik und der mittelalterlichen Theologie dargeboten. Es fehlen nicht Verlautbarungen von Heiligen sowie lehramtliche Aussagen bis hin in die Neuzeit (2018).
Die vorliegende Materialsammlung mag nicht nur der persönlichen Besinnung dienen. Sie möge auch dazu hilfreich sein, dem umfangreichen Feld von Zeugnissen im Zusammenhang mit der Gnade, der Freiheit und Prädestination, aber auch den kirchlichen Charismen, nachzuspüren.
„Die ausgewählten Texte aus den Quellen können leicht in Katechesen, in der lectio divina und im Gebet verwendet werden und dazu helfen, einen wahren verborgenen Schatz wiederzuentdecken.“ Die Quellen sprechen für sich.
Ein einziges von 259 Beispielen (von Prosper Aquitanus, + ca. 463) möge genügen:
„Wer könnte durchschauen oder aufzählen durch welche Gemütsbewegungen die Heimsuchung Gottes das menschliche Herz führt, -
so dass es dem folgt, was es meidet; liebt, was es hasste; begehrt, was es verschmähte;
und dass sich plötzlich durch wunderbare Verwandlung öffnet, was ihm verschlossen war; leicht ist, was mühsam; süß, was bitter; licht, was dunkel.“
Johannes Stöhr, "Bestimmung und Berufung. Der Wille Gottes", ist bei Patriomnium erschienen und hat 236 Seiten.
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