7. Oktober 2017
"Erziehung ist eine Leidenschaft der Hoffnung!", wiederholt der Diözesandirektor für das katholische Schulwesen im französischen Bistum Blois bei jeder Gelegenheit.
Diese Leidenschaft scheint seinen Bischof, Jean-Pierre Batut, ergriffen zu haben, als er vor einem Jahr die Gemeinschaft Sankt Martin gebeten hat, ihm zwei Priester und einen Diakon als Vollzeit-Schulseelsorger für die 6 katholischen Collèges/Lycées in Blois zur Verfügung zu stellen – eine äußerst mutige Investition, wo doch lauter Pfarren an Priestermangel leiden!
Als Seminarist, der sein Pastoraljahr in dieser etwas außergewöhnlichen Mission in Blois verbringen darf, merke ich, dass diese Leidenschaft gar nicht so einfach zu leben ist. Die Versuchung ist groß, nicht mehr ein Jünger Christi, sondern Beamter der Institution Kirche zu sein, der die Hoffnung aufgegeben hat, neue Menschen für den Glauben zu gewinnen. Man macht dann noch seinen Job, aber angesichts der desinteressierten Gesichter glaubt man nicht mehr daran, dass die auf ihren Agnostizismus stolzen Jugendlichen dringend ein explizites und unerschrockenes Glaubenszeugnis brauchen. Man redet dann noch von Jesus als ein Vorbild der Nächstenliebe, aber man glaubt nicht mehr daran, dass die Schüler mit einem Einblick in unsere persönliche Beziehung zu Christus etwas anfangen können.
Wie sollte es in einer immer mehr entchristlichten Gesellschaft auch anders sein? Viele unserer Schüler sehen a priori überhaupt nicht, wozu sie Gott brauchen könnten, warum ausgerechnet der christliche Glaube wahr sein sollte. Das Geheimnis der Dreifaltigkeit scheint ihnen eine abstruse und widersprüchliche Theorie, die Auferstehung belanglos, da ja ohnehin das Leben nach dem Tod für alle gleich ist (zumindest hat man ihnen das gesagt, als ihre Großeltern gestorben sind).
Kurz gesagt, sie sehen überhaupt nicht, was wir (angehende) Geistliche in ihrer Schule zu suchen haben.
Wenn ich nicht zu einem Lehrer für die Fächer Kulturgeschichte und Ethik verkommen, sondern im Glauben erziehen will, muss ich also jeden Tag meinen Glauben an die Macht der Gnade erneuern, den Herrn um die Leidenschaft der Hoffnung bitten. Noch bevor ich dazu komme, mich über meine ausweglose Situation zu beschweren, richtet Er seinen Blick auf mich und fragt: "Vertraust du mir, oder vertraust du mir nicht? … Woher willst Du denn wissen, welche Früchte dein Zeugnis in ihren Herzen trägt? … Woher willst Du denn wissen, ob sich hinter indifferenten Gesichtern nicht eine große Suche nach Orientierung und überzeugten Vorbildern verbirgt? … Ich habe Dich zur Saat ausgesandt, Ich kümmere mich auch um die Ernte!"
Herr, ich vertraue Dir, und aus diesem Vertrauen schöpfe ich eine leidenschaftliche Hoffnung auf die Fruchtbarkeit meiner Arbeit und erfreue mich an jedem kleinen oder großen Zeichen, das mir zeigt, dass deine Gnade in den Herzen wirkt – wie zum Beispiel jener mir bis heute unbekannte Schüler, der mich vorhin in der Kantine ansprach und mich bat, ihm beizubringen, wie man betet…
Constanin von Jagwitz-Biegnitz ist angehender Priester der Gemeinschaft Sankt Martin.
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— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) November 23, 2016