6. Februar 2022
Die synodale Papierfabrik hatte geliefert: Es wurden Texte von imposanter Länge vorgelegt. Darüber wurde beraten. Für eine interessierte Leserschaft bildet diese Art narkotischer Prosa eine große Herausforderung. Die Texte sind von spröder Parteitagslyrik, schaler Aufbruchsrhetorik und einer postmodernistischen Theologie durchwirkt.
Geradezu kurios ist es, wenn wir auf Seite 22 und 23 im Grundtext des Synodalforums I lesen dürfen: „Verbindliche Entscheidungen, die alle katholischen Bistümer in Deutschland betreffen, sollen beraten und entschieden werden in Kooperation der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken als deren demokratisch legitimierter Vertretung.“
Nicht nur die Wortakrobatik ist bemerkenswert: Verbindliche Entscheidungen werden also entschieden … Wer hätte das gedacht? Und dann wird das „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ als „demokratisch legitimiert“ bezeichnet. Sie alle, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, wissen wahrscheinlich so wie ich auch nicht mehr, wann Sie das letzte Mal zur demokratischen Wahl des Zentralkomitees eingeladen worden sind, oder? Zugleich dürfen wir fragen: Wofür brauchen wir eigentlich noch Diözesanbischöfe, wenn künftig allwissende, allgewaltige Gremien und Konferenzen von irgendwelchen Personen irgendwie verbindlich etwas entscheiden? Natürlich stieß dieser Text auf breite Zustimmung. Wissen Sie, dass der Inhalt dezidiert konzilswidrig ist?
In „Christus Dominus“ heißt es über die Aufgabe der Bischöfe in Abschnitt 8: „Als Nachfolgern der Apostel steht den Bischöfen in den ihnen anvertrauten Diözesen von selbst jede ordentliche, eigenständige und unmittelbare Gewalt zu, die zur Ausübung ihres Hirtenamtes erforderlich ist. Die Gewalt, die der Papst kraft seines Amtes hat, sich selbst oder einer anderen Obrigkeit Fälle vorzubehalten, bleibt dabei immer und in allem unangetastet.“
In Abschnitt 13 steht: „Die christliche Lehre sollen sie auf eine Weise vortragen, die den Erfordernissen der Zeit angepaßt ist, das heißt, die den Schwierigkeiten und Fragen, von denen die Menschen so sehr bedrängt und geängstigt werden, entspricht. Diese Lehre sollen sie auch schützen, indem sie die Gläubigen lehren, sie zu verteidigen und auszubreiten. Bei ihrer Verkündigung sollen sie die mütterliche Sorge der Kirche um alle Menschen, seien sie gläubig oder ungläubig, unter Beweis stellen und sich mit besonderer Sorge der Armen und Schwachen annehmen; ihnen die Frohbotschaft zu verkünden, hat der Herr sie gesandt.“
Das Synodalpräsidium ist mit den Beschlüssen sehr zufrieden. Was aber hat die kirchensteuerfinanzierte Veranstaltung in Frankfurt eigentlich noch mit der römisch-katholischen Kirche aller Zeiten und Orte zu tun? Oder ist jemand, der heute unverbrüchlich zum Zweiten Vatikanischen Konzil steht, ein unverbesserlicher Traditionalist? Erzkonservativ? Oder einfach nur römisch- und nicht deutsch-katholisch?
Bischof Dr. Georg Bätzing erklärte summarisch bei der Abschlusskonferenz: „Wir wollen, dass die Gläubigen eines Bistums stärker als bisher an der Wahl ihres Bischofs beteiligt werden. Wir wollen nicht zusehen, wie die Lebensader der Kirche – die Sakramente – mehr und mehr versiegt, weil es zu wenig Priester gibt. Wir wollen, dass Frauen in der Kirche aufgrund ihrer gleichen Würde Zugang zu Diensten und Ämtern erhalten.“ Was „wir“ wollen – also die Mehrheit der Synodalversammlung – ist hinreichend bekannt, was aber will Gott? Warum ist von Ihm nie die Rede? Und was wollen einfach gläubige Katholiken? Pater Engelbert Recktenwald fasste dies bereits in seinem am 30. Oktober 2019 sehr treffend zusammen in seinem hörenswerten Podcast „Wir wollen dienen!“ Ergänzen möchte ich nur, was der Kirchenvater Ambrosius lehrte: „Ubi Petrus, ibi ecclesia.“ Wo der Papst ist, ist die Kirche. Das gilt auch und gerade nach dem Abschluss der dritten Vollversammlung des Synodalen Weges.
Hinweis: Dieser Gastkommentar – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.
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